Die Höhle der Löwen „Wir machen die Balkon-Bepflanzung so simpel und bequem wie eine Essensbestellung“

Anne Baltes-Schlüter und Alice Sare Özserin: Mit Plant Box wollen die Gründerinnen mehr Grün in die Großstädte bringen. Quelle: PR

Mit Plant Box wollen Anne Baltes-Schlüter und Alice Sare Özserin mehr Grün in die Großstädte bringen. Die Idee: Sie verschicken per Post fertige Pflanzen-Sets, die Kunden nur noch in einen Blumenkasten setzen müssen. Gleich zwei der Promi-Investoren sind bei „Die Höhle der Löwen“ eingestiegen – jetzt will das Start-up mit einem Abo-Angebot durchstarten.

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The Plant Box will gestressten Großstädtern ohne grünen Daumen zu blühenden Landschaft auf dem Balkon verhelfen. Das Anfang 2020 gegründete Start-up stellt dazu Pflanzen-Sets zusammen und verschickt diese samt Erdballen per Post. Zusammengehalten werden die Arrangements von Socken aus Schafswolle, die sich im Blumenkasten zersetzen und gleichzeitig als Dünger dienen sollen. Trotz hoher Preise – ein Set kostet 60 bis 80 Euro – sehen Carsten Maschmeyer und Judith Williams ein großes Marktpotenzial: Beide „Die Höhle der Löwen“-Investoren sagten bei der Sendungsaufzeichnung vor gut einem Jahr ein Investment zu. Wie es seither weiterging und warum das Start-up unbedingt auch eigene Blumenkästen entwickeln wollte, verrät Mitgründerin Anne Baltes-Schlüter im Interview.

WirtschaftsWoche: Frau Baltes-Schlüter – die „Löwen“ haben durchgängig Ihren Pitch als sehr professionell gelobt. Wie haben Sie und Ihre Mitgründerin sich darauf vorbereitet?
Anne Baltes-Schlüter: Wir haben das natürlich geübt. Es gibt ja vor der Aufzeichnung Probeläufe, bei der die Redaktion von „Die Höhle der Löwen“ auch Tipps gibt. Dabei ist zum Beispiel Idee entstanden, dass wir zur Veranschaulichung zwei Schafe mit ins Studio bringen. Meinen Fokus habe ich in der Vorbereitung darauf gelegt, alle Zahlen parat zu haben und auf kritische Fragen eine Antwort geben zu können. Unsere größte Sorge war im Vorfeld, dass wir uns blamieren könnten. Das zu vermeiden, war für uns fast noch wichtiger, als das Ziel, in der Sendung tatsächlich einen Investor zu gewinnen.

Auf wen haben Sie denn als Investor gehofft?
Wir hätten Georg Kofler ziemlich passend gefunden – mit seiner Firma hat er ja viel Expertise darin, über soziale Medien Marken bekannt zu machen, die ihre Produkte online direkt Endkunden zu vermarkten. Kofler fand ich als Unternehmer schon spannend, als er Premiere-Chef war. Während des Studiums habe ich mich sogar bei ihm um ein Praktikum beworben, was leider nicht geklappt hat.

Bei Kofler konnten Sie mit Plant Box offenbar nicht punkten. Dafür haben Sie mit Carsten Maschmeyer und Judith Williams in der Sendung die Zusage von zwei anderen „Löwen“ bekommen. Ist es nach der Aufzeichnung bei dem Deal geblieben?
Ja – und wir sind sehr froh, die beiden an Bord zu haben. Im Detail hat sich an der Vereinbarung aber noch ein bisschen was geändert, weil wir die Finanzierungsrunde im Nachgang noch erweitert haben. Konkret haben wir mit dem Hamburger Company Builder Hanse Ventures noch einen dritten Geldgeber dazugeholt. Letztlich haben wir so deutlich mehr Wagniskapital bekommen. Das war auch sehr sinnvoll: So hatten wir die Möglichkeit, personell stärker aufzustocken und die Produktion unserer eigenen Hardware voranzutreiben.

Mit „Hardware“ meinen Sie die Blumenkästen, die Sie zu den Pflanzen-Arrangements mitverkaufen. Das wirkt nicht wie ein aufwendiges High-Tech-Produkt. Wo lagen die Herausforderungen auf dem Weg zur Massenproduktion?
Man könnte sicher einfach irgendwas günstig in China einkaufen. Aber genau das wollten wir nicht. Uns ist Nachhaltigkeit sehr wichtig – deswegen nutzen wir ja auch die Socken aus Schafwolle, die unsere Arrangements gleichzeitig zusammenhalten und als Dünger dienen. Einfache Plastikkästen hätten dazu nicht gepasst. Wir setzen bei den Kästen nun auf ein Granulat, das aus gebrauchtem Pflanzenfett hergestellt wird. Zudem lassen wir in Deutschland produzieren. Das macht es aufwendiger und teurer. Schon die Spritzgussform hat 70.000 Euro gekostet. Für ein junges Unternehmen ist das viel Geld.

Warum sind Ihnen die Kästen so wichtig? Ihre Zusammenstellungen können Kunden doch auch in herkömmliche Balkonkästen einsetzen.
Die Idee ist, dass wir Neueinsteiger ein Komplettpaket bieten können. Die Kästen sind auch ein wichtiger Bestandteil für unser Abo-Modell: Kunden bekommen zum Start die Hardware mitgeliefert und erhalten dafür dann fünfmal im Jahr passende Befüllungen. Dieser Ansatz unterscheidet schon auch von Wettbewerbern.

Wie passt es zum Nachhaltigkeits-Gedanken, dass Sie mehrere Kilo schwere Pakete verschicken – wo man die Pflanzen auch im Gartencenter und Baumarkt bekommen könnte?
Wir achten darauf, unseren CO2-Fußabdruck gering zu halten. Deswegen arbeiten wir vorwiegend mit GLS zusammen. Der Paketdienst ist bereits klimaneutral. Wenn unsere Abo-Kunden stattdessen einen anderen Logistikdienstleister wählen, gleichen wir die Emissionen aus. Mit unserem Geschäftsmodell insgesamt tun wir der Umwelt etwas Gutes. Denn unsere Boxen tragen dazu bei, mehr Grün in die Städte zu bringen.

Sie haben Ihr Start-up Anfang 2020 gegründet. Was gab den Impuls dafür?
Ich habe länger auf dem Land gelebt und dort den Garten sehr genossen. Nach einem Umzug nach Berlin ist mir erst aufgefallen, wie grau es in der Stadt ist. Es gibt hier unzählige Balkone, auf denen bisher gar nichts wächst. Vielen Menschen fehlt die Zeit und das Know-how. Und wenn man kein Auto besitzt, gibt es auch ein Transportproblem. Zusammen mit meiner Mitgründerin Alice, die Gartenbauwissenschaftlerin ist, habe ich das Konzept für The Plant Box entwickelt. Das Ziel: Wir machen die Balkon-Bepflanzung so simpel und bequem wie eine Essensbestellung.

Wie wird das Angebot bisher angenommen?
Bisher haben wir mit überschaubarem Marketingbudget rund 2.500 Boxen verkauft. Stolz wir sind darauf, dass viele Kunden mehrmals bestellen – das zeigt, dass sie mit uns zufrieden sind. Einen großen Schub erhoffen wir uns natürlich nun von der Sendungsausstrahlung. Darauf haben wir in den letzten Wochen alles ausgerichtet: Wir haben unser Lager gefüllt und das Osterwochenende genutzt, um schon populäre Kreationen vorzuproduzieren. Das ist ungewohnt für uns, weil wir eigentlich alle Pflanzen, die wir geliefert bekommen, sofort verarbeiten.

Aktuell konkurrieren Sie außer mit großen Pflanzen-Versandhändlern vor allem mit Blumixx. Das Start-up aus Hannover bietet ebenfalls fertige Sets an, hat seinen Onlineshop aber auch um andere Artikel wie Gartenmöbel erweitert. Mit welchen Ideen wollen Sie künftig wachsen?
Das Ziel ist, möglichst viele Kunden für unser Abo-Modell zu gewinnen. Großes Wachstumspotenzial sehen wir aber auch im Geschäftskundenbereich, der während der Corona-Lockdowns brachlag. Jetzt beliefern wir die ersten Restaurants, Cafés, Hotels und Seniorenheime. Da übernehmen wir dann teilweise auch die Pflege der Pflanzen. Und schließlich wollen wir auch internationalisieren. Langweilig wird uns also nicht.

Sie selbst haben zuvor bereits eine Sportmarketingagentur gegründet, waren dann aber lange Prokuristin bei dem mittelständischen Dachdeckerbetrieb ihres Vaters. Helfen die Erfahrungen aus dem Familienunternehmen?
Zumindest bin ich es gewohnt, als Unternehmerin zu arbeiten, mich zu organisieren und zu motivieren. Ein großer Unterschied im Start-up-Leben ist: Man kann und muss eigentlich jeden Tag etwas optimieren –dafür braucht es natürlich auch ein Team, das dafür offen ist. Im elterlichen Betrieb war das komplett anders. Da haben sich alle Prozesse über Jahre eingespielt. Mit Veränderungen muss man da vorsichtig sein.

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