Die Höhle der Löwen „Wir sind mit der Kläranlage im Kofferraum von Werft zu Werft gefahren“

Die Gründerfamilie bei der Aufzeichnung der „Höhe der Löwen“ (von links): Josephine, Leonard, Jonas und Thomas „Tom“ Logisch. Quelle: RTL / Bernd-Michael Maurer

Mit einer kompakten Kläranlage für Bootsbesitzer dockte das Start-up Enteron in der Fernsehshow an. Die Gründerfamilie schlug beim Angebot von Wunschinvestor Nico Rosberg ein. Wie ging es nach der Aufzeichnung weiter?

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An Deck locken Wind und Freiheit, unter Deck geht es auch um Schmutz: Bootsbesitzer stehen immer wieder vor dem Problem, ihr Toilettenwasser nicht einfach entsorgen zu können. Die Familie Logisch – Vater Thomas samt der Kinder Josephine, Leonard und Jonas – stellten in der „Höhle der Löwen“ ihre Minikläranlage namens Enteron vor, die das sogenannte „Schwarzwasser“ in einem biologischen Prozess reinigt. Für ein Viertel des Unternehmens wollten sie 150.000 Euro. Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg interessierten sich für die Konstruktion. Familie Logisch wollte direkt beide Investoren gewinnen – da spielte Ex-Formel-1-Weltmeister Rosberg aber nicht mit. Schließlich entschieden sich die Erfinder aus  dem brandenburgischen Kleinmachnow für Rosberg. Gründer Tom Logisch berichtet, was nach der Aufzeichnung vor einem knappen halben Jahr passiert ist – beim Videogespräch grüßt er vom eigenen Boot.

Bei der Aufzeichnung gab es den Handschlag mit Nico Rosberg. Ging es dann im Formel-1-Tempo weiter?
Wir haben uns direkt im Anschluss mit seinem Team zusammengesetzt, mit Mitarbeitern vor Ort und in Frankreich. Dann sind wir in die gemeinsame Due Diligence gegangen, die sich eine ganze Weile hingezogen hat – wir und Nico Rosberg waren jeweils viel unterwegs. Am Ende haben wir gemeinsam festgestellt, dass wir doch unterschiedliche Vorstellungen haben, wie wir unsere Marke positionieren wollen. 

Das bedeutet?
Beide Seiten haben gesagt: Wir machen erst einmal nicht weiter mit dem Beteiligungsprozess. Wir sind noch nicht endgültig auseinandergegangen, aber erst einmal wird Nico Rosberg nicht investieren.

Sie hatten bei der Aufzeichnung ein vergleichbares Angebot von Carsten Maschmeyer ausgeschlagen, um mit Rosberg zusammenzuarbeiten. Enttäuscht?
Es gibt überhaupt keine Enttäuschung, ganz im Gegenteil. Wir haben viele wertvolle Informationen bekommen, viele gute Tipps. So haben wir angefangen, unsere Erfindung aus unserem bestehenden Unternehmen herauszulösen und ein separates Start-up aufzubauen. Da hat uns das Rosberg-Team sehr geholfen, das umzusetzen.

Woher stammte denn die Idee für die biologische Minikläranlage für Boote?
In erster Linie sind wir in der Familie Segler seit vielen, vielen Jahren – und kennen das Problem der Abwasserentsorgung daher aus eigener Erfahrung. Und wir haben seit 23 Jahren ein Jachtausrüstungsgeschäft, wir kennen und betreuen Werften und Schiffseigner. Ich selbst bin Maschinenbauer mit dem Schwerpunkt Medizintechnik und habe die Anlage konstruiert. Meine Tochter hat Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt erneuerbare Energien studiert, meine Söhne sind Profis in Sachen Vertrieb und Social Media.

Und diese enge Zusammenarbeit im Familienkreis geht gut?
Absolut. Wir arbeiten ja nicht nur zusammen, wir segeln auch seit vielen Jahren gemeinsam. Da lernt man zusammenzuhalten.

Lösen Sie nicht ein absolutes Luxus-Problem?
Keineswegs. 

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Anders gefragt: Ist der Markt für Ihr Produkt nicht viel zu klein?
Der Jachtmarkt wächst. Vor allem der Absatz von größeren Motorjachten und Hausbooten nimmt stetig zu. Und die Besitzer werden immer jünger. Der eine wohnt im Tinyhouse, der andere in seinem Expeditionsmobil, der nächste zieht auf ein Hausboot. Diese Entwicklung sieht man überall, wo sich große Wasserwege oder Seen finden.

Warum sollten die neuen Bootsbesitzer denn in Abwassermanagement investieren?
Das Problem ist, dass das von der EU eingeführte Abpumpmanagement nicht funktioniert. Eigentlich sollte es in jedem Hafen eine Abpumpstation geben. Doch die ist häufig nicht vorhanden, schlecht gewartet oder überfüllt. Und wenn es keine andere Möglichkeit gibt, dann landet das eben im Fluss oder Hafenbecken.

Und an Kläranlagen an Bord hatte noch niemand gedacht?
Es gibt schon lange Kläranlagen für Jachten, aber in der Regel nur für Superjachten, nicht für das kleinere Boot. Uns war es wichtig, dass die Anlage vollbiologisch funktioniert. Wenn man mit Chemikalien wie Chlor an Bord hantieren muss, kann das lebensgefährlich sein.

Wie steht es denn um das Interesse der potenziellen Kunden?
Wir sind mit dem Prototyp unserer Anlage auf eine internationale Messe für Schiffsausrüstung in Amsterdam gefahren – und sind mit 1700 konkreten Anfragen wiedergekommen. Das Problem: Die größte Neugier stammte aus den USA und der Türkei. Für die USA braucht man eine eigene Zulassung, in die Türkei ist der Export sehr komplex. Darum haben wir erst einmal in Deutschland und dann Europa mit dem Direktvertrieb angefangen. Wir sind mit der Kläranlage im Kofferraum von Werft zu Werft gefahren. Und sind so auch langsam in die Hausbootszene hineingekommen. Mittlerweile haben wir 250 Minikläranlagen im Betrieb, dazu kommen über 100 der von uns entwickelten Trinkwasseraufbereitungsanlagen.

Bei der „Höhle der Löwen“-Aufzeichnung hatten Sie auch Geld gesucht, um in die USA zu expandieren.
Der nächste Schritt für uns ist die Zulassung in den USA. Dort ist die US-Coastguard, die Küstenwache, für die Zertifizierung zuständig. Noch haben wir den Prozess aber nicht gestartet, weil uns ein gutes Netzwerk in den USA fehlt. Das lag aber nicht am fehlenden Investor, sondern daran, dass wir zuletzt mit Aufgaben überlastet waren. Auf Deutsch: Es lief ziemlich gut.

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Suchen Sie denn trotzdem noch einen Investor?
Wir werden definitiv noch einen Investor mit an Bord nehmen. Wenn wir richtig groß werden wollen, geht das nur mit Unterstützung. Aber uns ist wichtig, dass es „smart money“ ist – wir suchen also Geldgeber, die auch relevante Kontakte in die Industrie mitbringen.

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