Die Höhle der Löwen „Wir wollen das Paypal für die Generation Z werden“

Die Co-Gründer von Getmobie Benjamin Schliebener und Moritz Beier bei der Aufzeichnung von „Die Höhle der Löwen“. Quelle: RTL / Frank W. Hempel

Geldtipps per Videoclip, Taschengeld per App: Startup Getmobie will eine Finanzplattform für junge Menschen aufbauen. Die Geldgeber waren neugierig – investierten aber nicht. Wie ging es nach der Aufzeichnung weiter?

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Mathe, Deutsch, Geschichte: Der Stundenplan von Schülerinnen und Schülern ist gut gefüllt – Wissen über die Geldanlage gehört nicht zum Lehrplan. Dem entsprechend dürftig ist das Finanzwissen vieler Jugendlicher. Moritz Beier will das ändern. Der 22-Jährige baut mit Benjamin Schliebener und Pedro Versteegen die App Getmobie auf. Sie richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene. Zum einen soll sie spielerisch Wissen über Geldanlage und Steuern vermitteln. Zum anderen soll sie den Nutzern auch helfen, Geld zu empfangen und eigene Einkäufe zu tätigen. In der „Höhle der Löwen“ forderten die Getmobie-Gründer 300.000 Euro für zehn Prozent der Unternehmensanteile. Die Investoren blickten neugierig auf das Unternehmen und die anvisierte Zielgruppe – aber fürchteten die teure und langwierige Nutzerakquise. Auch Gast-Investorin Diana zur Löwen stieg nach einigem Zögern aus. Beier berichtet, was seit der Aufzeichnung passiert ist.

WirtschaftsWoche: Im Januar standen Sie in der „Höhle der Löwen“. Wo steht Getmobie jetzt? 
Moritz Beier: In der „Höhle der Löwen“ sind wir zum Jahresanfang ziemlich spontan gelandet. Nach der Aufzeichnung haben wir alles noch einmal ein wenig umstrukturiert – und uns ziemlich auf das Thema finanzielle Bildung fokussiert. Zudem beschränken wir uns auf Inhalte für Nutzerinnen und Nutzer ab zwölf Jahre – und nicht ab sieben Jahren, wie noch in der Sendung gesagt. Denn der Schwierigkeitsgrad, das Wissen ganz jungen Kindern zu vermitteln, ist noch höher. Und wir wollen uns jetzt auf die Zielgruppe Generation Z konzentrieren. Das Ziel ist es, den Einstieg in die finanzielle Bildung ansprechend zu gestalten und möglichst niederschwellig zu halten. Das ist so schon ein ziemlicher Brocken.

Hätten Sie sich tatsächlich Finanzplanung auf dem eigenen Stundenplan gewünscht – oder wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Meine kleine Schwester hat mich auf die Idee gebracht. Als ich volljährig war, hat sie mich immer wieder gefragt: Kannst du was für mich bestellen? Wie kann ich am besten mein Geld anlegen? Ich habe nichts gefunden, was ihr geholfen hätte. Da habe ich mir gedacht: Mache ich es eben selbst. Dann bin ich auf die Suche nach einem Team gegangen und bin auf Ben gestoßen, der schon seit Jahren als Influencer zu Finanzthemen in den sozialen Netzwerken unterwegs ist.



Dort finden sich jede Menge selbst ernannte Berater und Tippgeber in Sachen Geld, gerade auch für junge Menschen. Warum braucht es da eine eigene App?
Klar, allein bei Tiktok gibt es Inhalte in Hülle und Fülle. Es ist aber ein Überangebot – die relevanten Themen für sich selbst müsste man sich mühsam heraussuchen. Wir bündeln das und bereiten es in der App für die junge Zielgruppe auf. Der Nutzer braucht kein Vorwissen. Es beginnt mit den Grundlagen und steigert sich immer weiter. Zunächst kommen einmütige Infovideos, dann ein kleines Quiz, um die Inhalte zu verfestigen. Und man kann sich mit Freunden und der Community messen, so dass man den Ansporn hat, sich weiterzuentwickeln. Die Inhalte wachsen mit: Ist der Nutzer 14 Jahre alt, sind Kaufverträge wichtig – also lernt er mit unserer App, auf Ziele hinzusparen. Ist er 18, stehen vielleicht notwendige Versicherungen und die erste eigene Wohnung im Fokus – und Getmobie hilft dabei, die Ausgaben im Blick zu behalten.

Gibt es da genug Themen, um ständig für Nachschub auf der Plattform zu sorgen?
Aktuell sind gut 20 Videos auf der Plattform, 20 weitere kommen bald dazu. Gemeinsam mit einem Professor, der Kurse in „Financial Literacy“, also finanzieller Allgemeinbildung, gibt, haben wir zudem einen Lehrplan ausgearbeitet, der 700 mögliche Themen umreißt. Außerdem sind wir ja selbst gerade noch in unserer eigenen Zielgruppe – und holen uns Feedback von Familie, Freunden und Geschwistern. Wir sind uns sicher: So schnell geht uns der Stoff nicht aus.

Neben der Wissensvermittlung soll Ihre App auch ein digitales Taschengeld- und Sparkonto für Jugendliche werden. Wo stehen Sie da?
Mein großes Ziel ist: Wir wollen zum Paypal für die Generation Z werden. Aber leider hat es in der Show ja nicht mit einem Investment geklappt. Und es ist schon recht kostspielig, Bezahllösungen und Partnerbanken anzubinden. Daher konzentrieren wir uns jetzt erst einmal auf das Thema Finanzbildung, da sind die Eintrittsbarrieren deutlich geringer. Aber arbeiten im Hintergrund an den Bezahlmöglichkeiten innerhalb unserer App. Anfang des nächsten Jahres könnten die kommen.

Die Investoren im TV fürchteten teure Akquisekosten, um auf eine ausreichend hohe Zahl an Nutzern zu kommen. Wie lösen Sie das?
Viele unserer Konkurrenten bauen Finanzprodukte auf – und wollen die jungen Kunden von den klassischen Banken abwerben. Wir sagen: Die Banken machen vieles super. Wir kooperieren lieber mit denen. So können die Institute die Kosten für die Zusatzfunktionen übernehmen. Das senkt für uns die Marketingkosten, weil die Banken gewissermaßen für uns Werbung machen.

Warum sollten die Banken das machen?
So kriegen die Institute ein cooles Produkt, was sie ihren jungen Kunden anbieten können – die können dann ihr bestehendes Taschengeldkonto mit der App verknüpfen und kriegen gewissermaßen ein inhaltliches Update. Und die Nutzer wiederum erhalten alle Funktionen umsonst und haben auch noch einen direkten Ansprechpartner vor Ort.

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Wie weit sind Sie auf diesem Weg?
Die Idee, mit den Banken zusammenzuarbeiten, kam aus der Branche selbst. Wir saßen in Gesprächen mit einer Volksbank, die uns dann dieses Modell vorgeschlagen hat. Jetzt sprechen wir auch noch mit einigen anderen Instituten. Aber bevor wir Geld verdienen können, geht es erst einmal darum, genug Inhalte auf die Plattform zu bringen.

Lesen Sie auch: Die Influencerin und Investorin Diana zur Löwen tritt in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ als Gastjurorin auf. Im Interview erklärt sie, welche Fehler junge Gründer machen und mit welcher Löwin sie gerne zusammenarbeiten würde.

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