Deutsche Start-ups haben im ersten Halbjahr so viel frisches Kapital erhalten wie noch nie. Mit insgesamt 7,6 Milliarden Euro floss mehr als dreimal so viel Geld wie im Vorjahreszeitraum und mehr als im gesamten Jahr 2020 an die Jungunternehmer, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) am Mittwoch mitteilte. Berlin bleibt die Hochburg der Start-up-Szene: Die Firmen dort erhielten mehr als die Hälfte der gesamten Summe. Beliebt bei Investoren waren vor allem Start-ups aus dem Finanz- und Versicherungswesen sowie aus der IT und Datenanalyse.
Der Finanzierungsboom habe mehrere Gründe, erläutert EY-Partner Thomas Prüver. So sei viel Liquidität im Markt, die im aktuellen Niedrigzinsumfeld nach Anlagemöglichkeiten suche. Zudem sähen Anleger inzwischen neue Perspektiven für innovative Technologieunternehmen. „Die Digitalisierung hat im Pandemiejahr einen riesigen Schritt nach vorn gemacht hat. Der Knoten ist geplatzt, und neue, disruptive Geschäftsmodelle werden jetzt mit ganz anderen Augen gesehen als vor der Pandemie.“
Die größte Finanzierungssumme erhielt die Münchener IT-Firma Celonis mit 830 Millionen Euro. Das Startup, das ähnlich wie SAP Software zur Steuerung von Geschäftsprozessen anbietet, hat seine Bewertung damit auf elf Milliarden Dollar mehr als vervierfacht. Der Onlinebroker Trade Republic folgte auf Platz zwei mit einer Finanzierungssumme von 747 Millionen Euro.
Auch die Zahl der Finanzierungsrunden stieg sprunghaft um 62 Prozent auf 588 an, wie EY mitteilte. Darunter waren 15 (Vorjahreszeitraum: zwei) Deals mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro und 16 (8) mittelgroße Finanzierungsrunden im Volumen zwischen 50 und 100 Millionen Euro. „Die steigende Zahl an Mega-Transaktionen darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor der Großteil der Finanzspritzen auf sehr kleine Deals entfällt“, sagte Prüver.
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