Frank Thelen „Wir lernen mehr durch Schmerz als durch Glück“

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Frank Thelen: „Mein ganzes Leben baue ich Startups auf “

Thelen gründet eine neue Firma: den Online-Fotoservice IP Labs, der aus digitalen Fotos Abzüge und Fotobücher erstellt. 2008 verkaufen Thelen und seine Partner die Firma an Fujifilm. Nach dem Deal legt das Thelen-Team von dem Erlös eine Million zurück – als Wagniskapital für andere Gründer. So wird aus Thelen der Startup-Investor. Zum Beispiel für die To-do-Listen-App Wunderlist, das 2015 an Microsoft verkauft wird – „eine fantastische Erfolgsstory mit Happy End“.

Kein Happy End hingegen hat Thelen mit der Dokumenten-App doo, die die Ordner-Struktur abschaffen sollte – aber bei Nutzern durchfällt. „Scheitern gehört zum Erfolg, das müssen besonders wir Deutschen dringend lernen.“ Ein Teil von doo ist laut Thelen dann aber doch noch zum Erfolg geworden: die Scanner-App Scanbot, mit der man Dokumente abfotografieren und in pdf-Dateien umwandeln kann.

„Du musst dich exponieren. Es gibt dich, dein Brett und die Treppe vor dir. Du musst da runter“

Durch einen Bekannten landet Thelen in der Gründer-Show „Höhle des Löwen“, die von Vox ausgestrahlt wird. Anfangs sei er „ein wenig nervös“ gewesen, als acht Kameras auf ihn gerichtet waren, berichtet Thelen. Doch dann habe er erkannt, dass er „goldrichtig“ in der Sendung sei: „Mein ganzes Leben baue ich Startups auf – ob als Gründer oder Investor. Das ist meine DNA.“

„Wir müssen jetzt die positive Spirale aktivieren“

Thelen verrät, dass er in der Sendung gerne mit Judith Williams zusammenarbeite – mit Freizeit-Unternehmer Jochen Schweizer eher nicht. Dieser habe nach Thelens Eindruck „seinen Sessel heimlich höher als die anderen ,Löwen‘ bauen lassen“, um größer zu wirken. Auch habe er sich beim Trailer „so in den Vordergrund gedrängt, dass mich die Kamera nicht mehr sah“. Zu Thelens Erleichterung ist Schweizer nicht mehr dabei.

Über die „Höhle der Löwen“ ist Thelen übrigens zum Food-Unternehmer geworden, investierte etwa in „Little Lunch“ (Bio-Suppen) oder 3Bears (Porridge).

„Beim Skaten ist jeder der Erste“

Doch sein Hauptaugenmerk gilt den Zukunftstechnologien – die neuen Bereiche, in denen es noch keine Regeln gibt, wie auf einer neuen, leeren Skateboard-Rampe. „Deutschland hat fast alle großen neuen Technologien verpasst“, schreibt Thelen. Amerikanische und chinesische Konzerne wie Amazon, Google, Apple, Facebook, Twitter, Tesla und Alibaba hätten die wichtigsten Felder besetzt. Deutschland laufe Gefahr, zum „Nokia unter den Staaten“ zu werden.

Deshalb investiere er in das Münchner Flugtaxi Lilium. Deshalb will er dafür sorgen, dass ein deutsches Unternehmen zu einer Plattform wie Google werden kann. Er nennt die Schlagworte Künstliche Intelligenz, Sensoren, Sprachsteuerung, 3D-Druck, Roboter und E-Transport.

Die Politik solle dabei helfen, Deutschland voranzubringen – durch weniger Regulierung, ein einfacheres Steuersystem und einen Ausbau der digitalen Infrastruktur. „Die Politik hat noch nicht begriffen, dass wir wirklich jetzt handeln müssen“, schreibt Thelen. Und: „Eventuell brauchen wir einen unabhängigen charismatischen Demokraten, der eben nicht aus dem Apparat der etablierten Parteien kommt und dort bis zur Unkenntlichkeit rundgelutscht wurde“, schreibt er. Es scheint fast so, als ob er damit sich selbst meint.

Frank Thelens „Startup-DNA - Hinfallen, aufstehen, die Welt verändern“ erscheint am 27. August im Murmann Verlag. Quelle: Presse

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