Gründer Alt oder jung, wann ist die beste Zeit, ein Start-up zu gründen?

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Andere Altersgruppen und Kinder

Stellen Sie denn auch Leute außerhalb Ihrer Altersgruppe ein?

Lafrenz: Sicher, ich bin nicht der Älteste und wir stellen auch sehr viele junge Leute ein, die um die 30 sind.

Kuch: Naja, wir sind schon alle deutlich jünger. Unser Durchschnitt liegt bei 25. 

Würden Sie denn einen 51-Jährigen einstellen?

Kuch: Ja, wenn er kein Problem damit hat, dass sein Chef sein Sohn sein könnte. Ein Entwickler bei uns, der schon etwas älter ist und zwei Kinder hat, ist beispielsweise sehr wertvoll für uns. Er bringt Ruhe ins Büro, wenn die Nerven mal durchgehen. 

Wenn man eigene Kinder bekommt, wird die Zeit knapper. Bremst das das Start-up?

Lafrenz: Du hast dann mehr Verantwortung, denn deine Familie braucht mich. Das bremst schon. In den ersten anderthalb Jahren habe ich keinen Urlaub gemacht. Irgendwann kam dann massiver Protest von der Familie. Am Wochenende geht das weiter. Ich hab drei Mädchen. Die schlafen morgens zwar etwas länger. Da kann ich arbeiten. Aber danach muss ich für sie da sein.

Kuch: Bei mir leidet der Freundeskreis, auch meine Eltern wollen ab und zu mal ein Lebenszeichen hören. Aber ich hab schon etwas mehr Zeit für die Firma als Herr Lafrenz. 

"Wenn man alles gut macht, kommt die Kohle von allein"
Zwölf deutsche Gründer erzählen in "Lionhearted" von ihrem Weg in die Selbstständigkeit Quelle: Pressebild, Montage
Anna Alex, Outfittery: "Wir haben nicht angefangen zu überlegen, was alles schiefgehen könnte. Wir haben eher überlegt, was alles gut gehen könnte." Quelle: Bastien Carrillo
Albrecht Krockow, Post Collective Quelle: Bastien Carrillo
Detlef Isermann, P&M Cosmetics: "Man kann kein Unternehmen gründen oder führen, wenn man nicht lernbereit ist und konstant daran arbeitet." Quelle: Bastien Carrillo
Fridtjof Detzner, Jimdo: "Wenn mehr Leute das tun, was sie lieben, macht es die Welt ein bisschen besser." Quelle: Bastien Carrillo
Kai Böringschulte, Compeon: "Wenn ich es jetzt nicht tue und in ein paar Jahren lese, jemand anderes hat es getan, dann würde ich es bereuen." Quelle: Bastien Carrillo
Franziska von Hardenberg, Bloomy Days: "Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass noch niemand diese Idee hatte." Quelle: Bastien Carrillo

Streben Sie irgendwann einen Verkauf Ihres Start-ups an?

Lafrenz: Unser Ziel ist auf keinen Fall ein Verkauf. Wir wollen ein eigenständiges großes Unternehmen aufbauen.

Kuch: Wir wollen natürlich auch etwas Großes aufbauen, uns so im Markt positionieren, dass wir irgendwann auch gutes Geld verdienen. Ich kann mir dabei aber durchaus auch einen Verkauf vorstellen. Es gibt viele Unternehmen, die zurzeit E-Sportsfirmen suchen. Bevor wir zum Verkauf stehen, wollen wir diesen Unternehmen aber erst einmal zeigen, wie man die Generation Y und die Generation Z erreicht. 

Lafrenz: Bei uns gibt es noch eine große ideelle Komponente. Unser Ziel ist es, Lkws besser auszulasten, um mehr Platz auf den Straßen zu schaffen und das Klima zu schonen. Ein Lkw verbraucht 30 Liter Diesel auf 100 Kilometern. Das spielt für mich ein große Rolle. 

Was würden Sie der anderen Altersgruppe raten, wenn diese gründet?

Kuch: Ich kann ja nicht aus Erfahrung sprechen, wie festgefahren man im Alter ist. Aber in meinen Augen sollten ältere Gründer Arbeitsweisen überdenken, die sie sich über die Jahre angeeignet haben. Manchmal sollten sie einfach denken und handeln wie in ihrer Jugend. 

Lafrenz: Wenn man in der Lage ist, zurückzublicken, dann stellt man sich die Frage: War das, was du bisher gemacht hast, wichtig? Ich hab in den vergangenen 20 Jahren Dinge gemacht, die häufig nur kurzfristigen Zielen genügten, aber keinen wirklichen Unterschied gemacht haben. Ich würde deshalb jedem jungen Gründer raten: Springt weit, versucht etwas zu machen, das die Welt bewegt! Macht etwas, auf das ihr in 30 Jahren stolz sein könnt!

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