In der deutschen Start-up-Szene sind Fabian, 33, und Ferry, 29, Heilemann seit ein paar Jahren feste Größen. Ähnlich wie die rund zehn Jahre älteren Samwer-Brüder hat das Geschwisterpaar aus dem niedersächsischen Hameln vor allem mit dem Aufbau (Holding Sky and Sand) und der Finanzierung (Heilemann Ventures) junger Unternehmen von sich reden gemacht. Ihr bisheriges Meisterstück lieferten die beiden 2011 ab. Da verkauften sie DailyDeal, einen von ihnen 2009 gegründeten Klon des US-Rabattportals Groupon, für 114 Millionen Dollar an Google.
Seit Monaten war es um beide auffällig still. Nun sind sie wieder da: Im August startet FreightHub, eine Frachtspedition im Internet.
„Die Digitalisierung der Logistikindustrie ist global eines der heißesten Themen für die nächsten 10 bis 20 Jahre“, glaubt Ferry Heilemann, der wie Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer an der WHU in Vallendar BWL studiert hat. Ganz bewusst habe man ein Modell für Geschäftskunden gesucht, in einem Segment, das noch wenig digitalisiert sei „und über ein Marktvolumen von mehr als 100 Milliarden Euro verfügt“.
Dass sich die beiden Brüder auf das Geschäft zwischen Unternehmen (Business-to-Business) stürzen, ist kein Zufall. Das Geschäft mit Privatkunden scheint abgegrast, wirklich neue Ideen gibt es nur wenige. Selbst ein großer Digitalversender wie Zalando steuert in Richtung Business-to-Business.
Viele Hoffnungen im Geschäft mit Privatkunden haben sich nicht erfüllt. Das gilt besonders für die einst gehypten Rabattportale. Deren Erdung haben die Heilemanns aus nächster Nähe erfahren. 2013 kauften sie DailyDeal von Google zurück, schon 2015 verkauften sie das Schnäppchenportal wieder an MenschDanke. Das Berliner Unternehmen, das unter anderem die Plattform GutscheinPony.de betreibt, soll bloß einen einstelligen Millionenbetrag gezahlt haben. Ob die Gründerbrüder noch mal Geld verdient haben, ist fraglich, von dem Google-Deal zehren sie aber noch heute.
Bekannte Kopien erfolgreicher Firmen
Rabattgutscheine übers Internet: Die Idee der US-Plattform Groupon lockte in Deutschland mehrere Nachahmer. Einen davon kaufte sich Google. Aber der erfolgreichste hieß Citydeal: Den Klon der Samwer-Brüder schnappte sich Groupon selbst – im Tausch gegen Firmenanteile, von denen die Citydeal-Gründer und Investoren später einen Teil für 170 Millionen Dollar verkauften.
Zwei Millionen individuelle Produkte, 130.000 Anbieter: „Die Einzigartige“ bedeutet der Name des Online-Marktplatzes Dawanda. Doch das Unternehmen ist ein Klon des US-Portals Etsy.
Rot statt blau – das war anfangs einer der wenigen Unterschiede zwischen Facebook und StudiVZ. Anfangs Marktführer in Deutschland, wurde StudiVZ 2009 von Facebook überholt. Heute fristet es ein Schattendasein.
Kurz nachdem in den USA Twitter gestartet war, ging in Deutschland Frazr auf Sendung. Als Twitter im Jahr 2009 bereits mehr als eine Million Nutzer in Deutschland zählte, gab Frazr auf.
„Wir haben unsere sonstigen Aktivitäten veräußert, um uns ganz auf ein Thema zu konzentrieren“, sagt Ferry Heilemann. Mitte 2016 verkauften die Brüder den iPad-Kassenbetreiber Pepperbill aus Erfurt an den Berliner Konkurrenten Orderbird.
Zudem legten sie ihren eigenen Fonds Ende April mit dem Portfolio des Risikokapitalgebers Earlybird zusammen. Fabian arbeitet dort als Partner, Ferry kümmert sich als Co-Geschäftsführer um FreightHub.