Dabei gibt es – ob in Gründungs- oder Wachstumsphase – durchaus Alternativen zum Griff in die Familienkasse: Vater Staat. Die Palette der Förderangebote aus dem Steuersäckel reicht von Zuschüssen über Kredite bis hin zu Beteiligungen, wie sie etwa der halbstaatliche High-Tech Gründerfonds eingeht. Weit über 100 Millionen Euro standen laut Subventionsbericht der Bundesregierung im Jahr 2013 für die Förderung von jungen, innovativen Unternehmen zur Verfügung.
Doch zwei von drei Start-Ups lassen die Möglichkeit, sich vom Steuerzahler beim Aufbau ihres Unternehmens finanziell unter die Arme greifen zu lassen, ungenutzt – das belegen sowohl der DSM als auch der KfW Gründungsmonitor.
Das dürfte auch daran liegen, dass Gründer den staatlichen Förderdschungel nur schwer durchdringen. Das jedenfalls kann Kumardev Chatterjee bestätigen. Der Präsident des European Young Innovators Forum will das ändern. Er reist derzeit durch die Republik, um Gründern zu helfen, das Förderprogramm Horizont 2020 anzuzapfen, mit dem die Europäische Union Forschung und Innovation in den Internet- und Kommunikationstechnologien fördert.
Geringe Resonanz
Knapp 2,8 Milliarden Euro stehen für kleine und mittelgroße Unternehmen zur Verfügung – weder sind Zinsen fällig, noch müssen Unternehmer Firmenanteile abgeben. Dennoch: „Bisher war die Resonanz auf das Programm eher gering“, sagt Chatterjee, „dabei kann es die Start-up-Szene enorm weiterbringen.“
Tim Pohlmann wurde auf der Suche nach Kapital nicht in Brüssel, sondern in Berlin fündig. Der promovierte Volkswirt hat lange an der TU Berlin erforscht, wie sich aus statistischen Daten Technologietrends und Marktentwicklungen ableiten lassen. Als er merkte, wie groß das Interesse bei Unternehmen daran ist, kündigte er 2013 seine Stelle als Wissenschaftler und gründete zusammen mit dem Informatiker Dmitri Gerats selbst eines. IPlytics war geboren.
Ihre Geschäftsidee: Eine Online-Plattform, auf der Unternehmen Millionen von Patentdaten, Forschungsergebnisse und Produktbeschreibungen durchsuchen und auswerten können, um Technologien der Zukunft zu identifizieren und ihre Konkurrenten im Blick zu behalten.
"Bürokratisch, aber unverzichtbar"
Den Start sicherte der Staat: Exist, ein Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums, finanzierte den Unternehmern zwölf Monate lang ihren Lebensunterhalt und unterstützte sie mit Coachings. Das Stipendium sei zwar „etwas bürokratisch“, sagt Pohlmann, „aber unverzichtbar“.
Die große Nachfrage von Konzernen wie Siemens, Deutsche Telekom und Bosch setzte die Gründer unter Wachstumsdruck: Um eine GmbH zu gründen, Entwickler einzustellen und die Plattform weiterzuentwickeln, mussten sie Geld in die Hand nehmen. „Uns war klar“, sagt Pohlmann, „wir brauchten Business Angels.“
Also Privatinvestoren, die nicht nur mit Kapital, sondern auch mit Know-how weiterhelfen. Und bei gewichtigen Entscheidungen gern ein Wörtchen mitreden. Ihr Engagement lassen sie sich mit Unternehmensanteilen bezahlen, um diese nach einigen Jahren mit Gewinn zu versilbern.