Gründer-Geschichten Wie Ebay (auch) dank der richtigen Lüge florierte

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Google, Tesla und Airbnb

Google

Die Story: Eine Suchmaschine, die relevante Resultate nicht nur findet, sondern auch besser ordnet.
Was wirklich geschah: Der Markt für Suchmaschinen gilt als verteilt, langweilig und teuer. Bis zwei angehende Doktoranden ihn wegen der Ignoranz ihrer Konkurrenten umkrempeln und eine der größte Profitmaschinen aller Zeiten schaffen.

Die beiden angehenden Stanford-Doktoranden Sergey Brin und Larry Page entwickeln 1998 eine neue Methode, um Internet-Suchergebnisse besser zu sortieren. Tests bringen das Computernetzwerk ihrer Universität an den Rand des Zusammenbruchs. Bevor der Ärger zu groß wird, überzeugen sie mit dem Prototyp den deutschen Unternehmer Andreas von Bechtolsheim, der ihnen als Anschubfinanzierung einen Scheck über 100.000 Dollar ausstellt. Wenig später steigt auch Amazon-Gründer Jeff Bezos ein.
Während Marktführer wie Altavista, Excite und Yahoo ihre Angebote zu Medienportalen umbauen, konzentriert sich das Duo mit Google ganz auf die Suche. Excite könnte das junge Start-up 1999 für weniger als eine Million Dollar kaufen, winkt aber ab.

Quelle: imago images

Schließlich lagert Yahoo gar seine eigene Suche an Google aus, um sich auf lukrativere Geschäfte zu konzentrieren. Als die Fehlentscheidung korrigiert wird, ist es zu spät. Vom Wettbewerber Overture übernimmt Google die Idee, Suchresultate mit Textanzeigen zu kombinieren. Und verfeinert sie durch das Versteigern der Suchbegriffe und der Platzierung der damit verbundenen Werbung. Die Ironie: Die gesamte Suchmaschine muss heimlich neu programmiert werden, weil die Originalsoftware dem Ansturm nicht standhält, wie das Magazin „The New Yorker“ später enthüllt.

Zwanzig Jahre nach Gründung setzt das einstige Start-up 136 Milliarden Dollar jährlich um und streicht dabei einen Gewinn von 30 Milliarden Dollar ein.

Tesla

Die Story: Der Multiunternehmer Elon Musk will fossilen Brennstoffen den Garaus machen, um die Umwelt zu retten. Den Anfang macht er mit Elektroautos.
Was wirklich geschah: Zwei heute fast vergessene Ingenieure bauen aus Notebook-Akkus einen Energiespeicher für Elektroautos. Eigentlich wollen sie ihn an die Autobranche vermarkten. Weil diese nicht interessiert ist, sind sie gezwungen, ein eigenes Auto drumherum zu bauen.

Quelle: rtr

Der Markt für Notebooks und Mobiltelefone boomt. Die Ingenieure Martin Eberhard und Marc Tarpenning sind 2003 überzeugt, dass deshalb nicht nur die in den Geräten verwendeten Lithium-Ionen-Akkus im Preis sinken werden, sondern sich aus Tausenden solcher Zellen ein Energiespeicher für Elektroautos zusammensetzen lässt. Anlass zur Sorge gibt ihnen General Motors: Der Konzern stellt seine eigene Elektroautoreihe ein – trotz begeisterter Käufer. Die Autobranche will offenbar keinen Elektromotor.

Die Gründer sind gezwungen, selbst unter die Autohersteller zu gehen und gewinnen den britischen Autohersteller Lotus als Produzenten ihres Tesla Roadster, einem rein elektrischen Sportwagen. Während die meisten Geldgeber die Auseinandersetzung mit der klassischen Autobranche scheuen, steigt der Multiunternehmer Elon Musk ein, übernimmt erst die Führung bei Tesla – und schließlich im weltweiten Geschäft mit Elektroautos. Was noch vor einem halben Jahr kein Analyst für möglich hielt: Tesla hat beim Börsenwert die 100-Milliarden-Dollar-Marke erreicht. Und spaltet weiterhin die Gemüter in Fans und Verächter.

Airbnb

Die Story: Zwei Freunde vermieten eine Luftmatratze in ihrem Appartement und erfinden die Zimmervermittlung des digitalen Zeitalters.
Was wirklich geschah: Zwei Studienfreunde können die Miete für ihr Appartement in San Francisco kaum aufbringen. Und vermarkten eine Schlafgelegenheit – wahrscheinlich illegal – an via Internet geworbene Gäste. Damit schlittern sie noch tiefer in die Schulden. Bis das Zeitalter der Smartphone-Kamera sie rettet und weltweit bekannt macht.

Brian Chesky, ein ambitionierter, aber ständig finanziell klammer Designer, lässt sich 2007 von seinem Studienfreund Joe Gebbia überreden, zu ihm nach San Francisco zu ziehen. Dort wollen sie gemeinsam ihr Glück versuchen. Doch die Miete übersteigt das Budget der Freunde. Kurzerhand vermarkten sie eine Schlafgelegenheit – auf einer Luftmatratze – in ihrem Appartement an die Besucher einer Designkonferenz. Das klappt einfacher als gedacht. Weil das Duo nicht programmieren kann, heuern sie den Softwareentwickler Nathan Blecharczyk an, einen Bekannten von Gebbia. Das Trio steckt bald gemeinsam noch tiefer in den Schulden, Investoren winken ab. Das Glück wendet sich, als der renommierte Start-up-Brutkasten Y Combinator sie im Januar 2009 aufnimmt und ihnen Ratschläge, Kontakte und Reputation spendiert. Den Durchbruch bringt der parallele Siegeszug der Smartphone-Kameras. Kombiniert mit aussagekräftigen Fotos, Feedback der Gäste und Zimmern beziehungsweise vollständigen Wohnungen statt nur Schlafgelegenheiten, startet Airbnb plötzlich durch. Auch weil Lokalpolitiker dem Unternehmen anfangs keine Grenzen setzen.

Eine gute Geschäftsidee ist nett. Über den Erfolg bei Kunden und Investoren aber entscheidet meist die Art der Präsentation. Nur wie gelingt die? Inspiration liefern die Großmeister der Selbstvermarktung.
von Matthias Hohensee

In diesem Jahr wird der Börsengang erwartet. Das Datenanalyse-Unternehmen PitchBook schätzt den Wert von Airbnb auf derzeit 31 Milliarden Dollar. Inzwischen bietet es mehr als sechs Millionen Unterkünfte weltweit an, soll angeblich fast vier Milliarden Dollar pro Jahr umsetzen, aber wegen erhöhter Marketingkosten aufgrund schwächeren Wachstums derzeit rote Zahlen schreiben.

Airbnb wird gern genutzt. Aber das gilt auch für den Fahrdienst Uber. Das hat ihm an der Börse nichts geholfen.

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