Gründer Immer mehr Ältere machen auf Unternehmer

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Barbara Mayer, Ilona Funke, Grüder von spherotec Quelle: Gerald von Foris für WirtschaftsWoche

Dieser Gedanke und eine ganze Menge Frust über den Forschungsbetrieb an den Hochschulen verwandelten zum Beispiel die Biologin Barbara Mayer und die Chirurgin Ilona Funke in Gründerinnen. Seit Jahren hatten die beiden an der Münchner Uniklinik Krebserkrankungen erforscht, aber auch gemerkt, dass kaum neue Krebstherapien aus ihren Erkenntnissen entstanden. Also nahmen Mayer und Funke das Schicksal ihrer Ideen selbst in die Hand und gründeten im Alter von 41 und 48 Jahren Spherotec.

Seitdem züchten sie im Labor aus den Zellen krebskranker Patienten etwas, das ziemlich gruselig klingt: Mikrotumore. Sie wachsen als dreidimensionale Zellhaufen mit gewebeähnlichen Strukturen heran. Funke und Mayer behandeln die Tumore mit verschiedenen Wirkstoffen und finden so für jeden Patienten heraus, welche Krebstherapie für ihn die beste wäre. Die Expertise der Gründerinnen überzeugte Geldgeber wie den High-Tech-Gründerfonds, der ihnen allerdings das geplante Qualitätsmanagement ausreden wollte. Die Gründerinnen blieben stur: "Als Greenhorn hätte ich vermutlich alles so gemacht, wie es mir die Investoren vorgeben", sagt Mayer, "aber ich wusste aus Erfahrung, wie Pharmaunternehmen ticken." Später akzeptierten die Investoren die Forderungen. 

Der Unternehmenszüchter

Wie viel die Lebens- und Berufserfahrung älterer Menschen für junge Unternehmen wert ist, hat auch Michael Schwetje erkannt. Schwetje, der 1998 das Internet-Startup Onvista gründete und seine Anteile 2007 für viele Millionen Euro verkaufte, züchtet heute in der Kölner Betafabrik neue Unternehmen. Das Besondere an seinem Inkubator: Schwetje rekrutiert als Gründer gezielt Manager mit Berufserfahrung und unternehmerischer Ader, die den Absprung in die Selbstständigkeit verpasst haben.

Verhinderte Unternehmer wie Alexander Hintermeier und Thomas Goette zum Beispiel. Hintermeier, 41, leitete eine Tochterfirma des Energiekonzerns EWE. Der 46-jährige Goette arbeitete jahrelang als Unternehmensberater. Damit waren sie die Idealbesetzung für Schwetjes Startup Greenpocket, das eine Software entwickelt, mit der Stromkunden ihren Energieverbrauch über Web-Browser und iPhone messen und regulieren können. Inzwischen zählt das Duo 20 Energieversorger zu seinen Kunden – mehr als beim Start in 2010 erwartet.

Das Problem ist die Kundengewinnung

Bei aller Erfahrung: Natürlich stehen ältere Gründer auch vor Herausforderungen, wenn sie ein Unternehmen aufbauen. Das größte Problem laut der RKW-Studie: Die "Kundengewinnung" ist für ältere Gründer eine Mammutaufgabe. Deswegen suchen etwa die Spherotec-Gründerinnen derzeit gezielt einen Vertriebsprofi, der das "Abklappern" von Kliniken und Krebszentren übernimmt.

Wie wichtig solche Mitstreiter sind, um die eigenen Schwächen zu kompensieren, erkennen ältere Gründer offenbar schneller: So belegt die ZEW-Studie, dass sie häufiger im Team gründen als jüngere Gründer. Bei der Partnersuche haben sie einen weiteren Vorteil: ihr Netzwerk. "Ich brauche jemanden, der Zahlen kann", stellte etwa LaTherm-Gründer Etzkorn bei der Gründung fest und fand unter seinen Kontakten schnell einen Mitgründer, der besser Preise kalkulieren und den Markt analysieren konnte als er selbst.

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