Gründungszuschuss Es hat sich ausgegründet

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Start-up-Vorbereitung in Gefahr

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Außerdem betonen die Experten, dass es sich bei dem Umfrageergebnis um Selbstauskünfte 19 Monate nach der Gründung handelt. „Sehr wahrscheinlich hängt diese subjektiv-retrospektive Einschätzung wesentlich davon ab, wie die kritische Startphase der Gründung überstanden wurde“, heißt es in der Studie. Je besser der Start des neuen Betriebs geglückt ist, desto eher neigen die Gründer zu der Einschätzung: „Das hätte ich auch ganz alleine geschafft.“ Nur werte die Politik eine solche Einstellung beziehungsweise Selbstüberschätzung fälschlicherweise als Mitnahmeeffekt, bemängeln die Forscher. Um wirklich feststellen zu können, ob sich Arbeitslose ungerechtfertigt Gelder einstreichen, die sie gar nicht nötig hätten, bräuchte es Vergleiche mit einer geeigneten Kontrollgruppe ungeförderter Gründungen.

Reform zwingt zu Hauruck-Gründungen

Auch der Vorwurf, die Neugründer würden so lange Arbeitslosengeld beziehen, wie es nur geht und dann noch die Förderungen in Anspruch nehmen, sei haltlos. Bisher haben Gründer ihren zwölfmonatigen Anspruch auf Arbeitslosenhilfe qua Zuschuss um sechs Monate verlängern können: Neun Monate lang gab es das Arbeitslosengeld plus die Pauschale, danach den Zuschuss für weitere neun Monate. Jetzt muss der Gründer 150 Tage Restanspruch auf Arbeitslosengeld I abtreten – die Leistung vom Staat gibt es insgesamt also höchstens 13 Monate lang. Hier stellen sich die Forscher die Frage,“inwieweit eine „erzwungene“ Vorverlegung des Gründungszeitpunktes möglicherweise die Vorbereitung eines Start-ups beeinträchtigt.“

Auch Berater sehen die Gefahr, dass Neugründer sich zu schnell ins Unternehmertum stürzen und dabei wichtige Faktoren nicht bedenken oder die Planung allgemein zu kurz kommt. Eine solche Hauruck-Aktion kann schnell schief gehen. Allgemein bemängeln die Experten, dass es keine langfristigen Erkenntnisse über den Gründungszuschuss gibt, aber trotzdem schon daran herumreformiert werde. „Obwohl zu den bisherigen Wirkungen des GZ noch keinerlei systematische Befunde vorliegen, wurde Ende 2011 eine Novellierung des Programms vorgenommen“, heißt es. „Erst mal abwarten“, wäre die Devise gewesen. Deshalb warnen die Forscher davor, die Kürzungen zu strikt umzusetzen. "Eine restriktive Fördervergabe könnte die bislang positive Zwischenbilanz deutlich verändern."

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