Investitionen für Berliner Start-up Konkurrenz für DiCaprio: Solaranlagen-Start-up Zolar erhält 100 Millionen Euro

Zolar-Chef Alex Melzer Quelle: Presse

Neuer Schwung für den Markt der Solaranlagen-Anbieter: Nachdem das von Leonardo DiCaprio unterstützte Enpal 150 Millionen Euro erhielt, sammelt nun Konkurrent Zolar 100 Millionen Euro ein, unter anderem vom Staatsfonds Singapur.

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Die Summen spiegeln das stark wachsende Interesse an Energieunabhängigkeit wider: Rund sieben Monate, nachdem das Berliner Solaranlagen-Start-up Enpal 150 Millionen Euro eingesammelt hat (von insgesamt 250 Millionen Euro im Jahr 2021), legt der Berliner Konkurrent Zolar nun nach und präsentiert eine Investitionssumme von 100 Millionen Euro. Angeführt wird die Investitionsrunde von dem US-Investor Energy Impact Partners (EIP) und GIC, dem Staatsfonds von Singapur. Beide Berliner Unternehmen planen, installieren und vermieten Solaranlagen auf Hausdächern; Zolar bietet zusätzlich auch den Kauf der Anlagen an.

Das Geschäft läuft hervorragend. In diesem Jahr sei die Anzahl der täglichen Anfragen auf 1.000 gestiegen, teilt Zolar mit. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Nachfrage versechsfacht. Man rechne mit einem Auftragsvolumen von 100 Millionen Euro für dieses Jahr. „Aktuell übersteigt die Nachfrage die Installationskapazitäten des Handwerks“, sagt Zolar-Gründer Alex Melzer. Deshalb werde er einen Teil des frischen Geldes in den Ausbau des Partnernetzwerks lokaler Handwerksbetriebe investieren.

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Viele Faktoren spielen bei dem derzeitigen Solar-Boom eine Rolle. Ein starker, kurzfristiger Treiber dieser Nachfrage dürfte Russlands Krieg in der Ukraine sein, und der damit verbundene Wunsch vieler Hausbesitzer, möglichst kein Geld mehr für Putins Gas und Öl auszugeben. Damit zusammen hängen die stark gestiegenen Energiepreise. In einer im April veröffentlichten Umfrage des Hamburger Marktforschungsunternehmens Appino geben 25 Prozent der deutschen Hauseigentümer an, in diesem Jahr in eine Photovoltaikanlage investieren zu wollen. Das kann, je nach Größe und Leistung, schon mal zwischen 20.000 und 30.000 Euro kosten. Alles in allem also recht gute Nachrichten für Enpal und Zolar.

Beide Berliner Unternehmen werben um dieselben Kunden mit ähnlichen Konzepten: Solaranlagen zur Miete und zum Kauf. Zolar wurde 2016 von Alex Melzer und Gregor Loukidis gegründet, die Wirtschaftsingenieure hatten gemeinsam an der TU Dresden studiert. Enpal wurde ein Jahr später von drei Absolventen der WHU-Managementschule gegründet. Die Enpal-Gründer konnten in der Folge eine Reihe namhafter Investoren vom Geschäftsmodell überzeugen, unter anderem den japanischen Tech-Riesen Softbank, den Delivery-Hero-Gründer Lukasz Gadowski, Picus Capital von Alexander Samwer, die Zalando-Gründer – und auch Leonardo DiCaprio. Enpal hat inzwischen Einhorn-Status erreicht. Doch zwischenzeitlich mehrten sich auch negative Erfahrungsberichte von unzufriedenen Kunden.

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Zolar, das heute 380 Frauen und Männer beschäftigt, will sich abheben vom Konkurrenten. Der größte Unterschied: Im Gegensatz zu Enpal bietet Zolar sowohl die Vermietung als auch den Verkauf von Solaranlagen an. Und das sei die bevorzugte Wahl: 75 Prozent seiner Kundinnen und Kunden, sagt Chef Alex Melzer, entscheiden sich für den Kauf. Neben dem Handwerker-Netzwerk will Melzer das neue Geld auch in den Ausbau der PV-Anlagen-Konfiguration auf seiner Plattform investieren. Zudem plane Zolar eine Erweiterung der App um ein eigenes Energiemanagement-System – „inklusive eines dynamischen Stromtarifs“. Und um mehr Handwerk-Fachkräfte ausbilden zu können, plant Zolar die Eröffnung eines eigenen Ausbildungszentrums, „mit dem wir Fachkräfte in einem qualifizierten Schnellverfahren für die Montage von Solarlösungen schulen“, sagt Melzer.

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