Junge Unternehmer Erfolgreich gründen und nicht zu schnell wachsen

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Die Unternehmens-DNA

Welche Kollegen-Typen im Büro zu finden sind
Mikrokosmos BüroJeden Montagmorgen schleppen sich Millionen Arbeitnehmer in ihre Büros, schauen dabei drein als wäre ihnen gerade die Kaffeemaschine auf den Zeh gefallen und imaginieren bereits an der Firmenpforte eine Höllenwoche mit ihrem cholerischen Chef, ihrem altklugen Abteilungsleiter und dem völlig gestörten Egomanen am Schreibtisch gegenüber. Büros gleichen einem Mikrokosmos mit eigener Kultur, eigenen Regeln und Ritualen sowie jeder Menge Fallgruben und Konfliktfeldern, die zwischen Konferenzraum und Korridor, zwischen Kaffeeküche und Kopierer lauern. Im sozialen Gehege Büro prallen regelmäßig die unterschiedlichsten Charaktere zusammen. Das pathologische Spektrum der Verhaltensweisen reicht von Tratsch und Klatsch, Lug und Betrug, über üble Nachrede, Mobbing und Bossing bis hin zu nackter Gewalt. Mit welchen unterschiedlichen Cheftypen und Kollegen Sie in Ihrem Arbeitsumfeld vielleicht arbeiten müssen – und wie Sie ihnen am besten begegnen, zeigt Ihnen die folgende Typengalerie... Quelle: dpa
Der BlenderVerhalten: Kann nichts – hat aber gut Reden. Seine einzige Stärke ist die Selbstvermarktung, sein einziges Ziel ist der Ruhm. Das Mittel dazu: der Superlativ. Als Chef ist er durchaus zu gebrauchen, solange er den Rest der Truppe machen lässt und der Laden läuft. Denn Superstars an der Spitze beflügeln die Marke. Im Mittelmanagement sind sie jedoch Klimakiller. Umgang: Stehlen Sie der Niete bloß nicht die Schau! Dann wird dieser Typ zum Rächer. Solchen Chefs schenkt man am besten Beifall, und den Glauben, die gute Idee war ihre. Das ist Balsam für ihre Seele. Ist der Strahlemann ein Kollege, entlarven Sie sein Dilettantentum am besten durch eigene Spitzenleistung. Quelle: Fotolia
Der StreberVerhalten: Rackert sich ohne Murren bis zum Umfallen ab. Er ist morgens der Erste im Büro und abends der Letzte. Mittagspausen sind für den Streber Zeitverschwendung, Partnerschaften oft auch. Umgang: Falls er obendrein intelligent ist, ist er ungemein nützlich. Falls nicht, dient er wenigstens als Fleißvorbild. Lassen Sie ihn machen – auf Dauer nur nicht ungebremst. Sonst brennt er Ihnen sehenden Auges aus. Vor allem braucht er menschliche Zuwendung: Streber sind meistens einsam. Quelle: Fotolia
Der WirbelwindVerhalten: Energisch, dynamisch, aggressiv. Der Typ ist ein Macher – allerdings von der ungeduldigen Sorte. Wer nicht genauso schnell schaltet wie er, sinkt sofort in seinem Ansehen. Also eigentlich alle. Falls er tatsächlich so blitzgescheit ist, wie er sich darstellt, dann steckt er voller Tatendrang, hat zu allem etwas zu sagen und sprudelt fortlaufend bessere Ideen hervor, die er bitteschön alle zackzack umgesetzt sehen will. Umgang: Solche Machertypen neigen zu autoritärem Gehabe – auch wenn sie keine Vorgesetzten sind. Dafür diskutieren sie die Kollegen in Grund und Boden und hören ungern zu. Die eloquenten Blitzmerker nutzen jede gezeigte Schwäche sofort aus. Deshalb: Lassen Sie sich nicht provozieren, bieten Sie möglichst wenig Angriffsfläche, fassen Sie sich kurz und verzichten Sie auf jegliche Gefühlsduselei. Ansonsten: Lassen Sie ihn machen! Quelle: Fotolia
Die DivaVerhalten: Egozentrisch, hochgradig sensibel und nachtragend. Ein falsches Wort, und die Diva reagiert beleidigt. Meist hält sie sich für ein verkanntes Genie – und das nagt an ihrem Ego. Natürlich gehört sie längst befördert, natürlich hat sie die Katastrophe lange kommen sehen, natürlich weiß sie es besser. Jedenfalls erzählt sie das hinterher auf dem Flur. Ihre Lieblingsvokabel: ich. Umgang: Diven muss man mit Samthandschuhen anfassen. Kritik vertragen sie gar nicht, selbst wenn sie das behaupten. Aber nicht selten haben sie tatsächlich einige nützliche Talente. Schenken Sie ihnen also ruhig Gehör, Applaus und geben Sie ihnen Freiräume. Wer so über die Stränge schlägt, lässt sich am ehesten über seine Sucht nach Anerkennung dressieren. Quelle: Fotolia
Der IntrigantVerhalten: Dieser Partisane erledigt sich seiner Konkurrenten gerne aus dem Hinterhalt – vorzugsweise durch Lügen, Gerüchte, gesäten Zweifel. Das Ziel ist fast immer Rufmord, Motto: irgendwas wird schon hängen bleiben. Offenbarte Schwächen nutzt er sofort zu seinem Vorteil aus. Umgang: Geben Sie ihm nichts in die Hand, was er gegen Sie verwenden könnte! Und vermeiden Sie jeden privaten Kontakt. Ihre Reaktion hängt entscheidend von seinem Status ab: Ist er als Wadenbeißer bekannt, lassen Sie ihn am besten links liegen. Stört es den Mond, dass ihn der Wolf anheult? Eben. Genießt der Heckenschütze jedoch einen starken Leumund, müssen Sie umgehend kontern, seine Behauptungen richtig stellen und ihn als fiesen Taktierer enttarnen. Sie selbst müssen dabei aber unbedingt cool bleiben! Sonst bieten Sie nur weiteres Futter. Quelle: Fotolia
Der KarrieristVerhalten: Er will unbedingt nach oben – schnell und um jeden Preis. Alles ist für ihn ein Wettkampf, jede Niederlage eine Demütigung, die er so schnell nicht vergisst. Für ihn gibt es nur zwei Sorten Kollegen: Konkurrenten und Verlierer. Umgang: Meiden Sie den Typ wo Sie können. Er ist pures Gift. Entweder, er stellt ihnen ein Bein oder er lacht sie aus. Beides macht Job und Lebensfreude nicht besser. Und falls so ein Machtmensch mal Ihr Boss wird: Seien Sie unbedingt loyal, sagen Sie stets "Ja" zu seinen Entscheidungen – oder suchen sich einen neuen Job. Quelle: Fotolia

Die Erfinder von True Fruits haben das Prinzip geradezu perfektioniert. Dennoch wurde das Wachstum für Inga Koster, Marco Knauf und Nicolas Lecloux eine Herausforderung. Als Ketten wie Rewe und Edeka anfingen, die Smoothies zu ordern, ging das junge Unternehmen auf wie frischer Hefeteig – und stand damit vor Problemen, die sie zuvor nur vom Hörensagen kannten.

Komplexe Herausforderung

Anfangs hatten die Gründer vieles per Handschlag geregelt, nun mussten sie die Prozesse effizienter organisieren. Als die Arbeit wuchs, mussten sie lernen, Aufgaben zu delegieren. Als die Umsätze anstiegen, mussten sie darauf achten, das Geld nicht zu verplempern. Erst nach einer Weile kamen die Gründer zum Beispiel auf die Idee, mit ihren Geschäftspartnern bessere Konditionen auszuhandeln. Und schließlich mussten sie die richtigen Mitarbeiter finden.

Vor allem der Aufbau des Teams ist für viele Gründer nicht leicht. Wen sollen sie einstellen, wenn das Wachstum beginnt?

Klaas Kersting hat in diesem Punkt viel gelernt. 2003 hat er die Spieleschmiede Gameforge gegründet. Zusammen mit einem Partner beschäftigte er anfangs nur einen Mitarbeiter. Als er Gameforge sieben Jahre später verließ, waren es 500. Doch das Unternehmen war nicht einfach nur gewachsen, es war gewuchert. „Gerade die ersten 20, 30 Mitarbeiter prägen das Unternehmen sehr nachhaltig“, sagt Kersting heute. „Wenn sie nicht passen, kann ein Unternehmen zusammenklappen, egal, wie gut das Produkt ist.“

Zurzeit baut Kersting das nächste Unternehmen auf: Es heißt Flaregames und entwickelt Spiele für Mobilgeräte, die die reale und die virtuelle Welt verschmelzen sollen. Rund 40 Mitarbeiter hat es schon. Dieses Mal achtet Kersting von Beginn an darauf, nicht überstürzt zu wachsen.

Wer sich bei dem Startup bewirbt, lernt die Gründer zunächst bei einem Kaffee kennen. Es folgt ein Vorstellungsgespräch, dann bittet Kersting den Bewerber zur Probearbeit, deren Ergebnisse er später vor dem Rest des Teams präsentieren muss. Sobald ein Kollege sein Veto einlegt, wird der Bewerber nicht genommen. Ein aufwendiges Verfahren. Doch auf diese Weise will Kersting sicherstellen, gleich zu Beginn nur fachlich gute Mitarbeiter einzustellen, die auch ins Team passen. So soll entstehen, was er eine „arschlochfreie Firma“ nennt.

Vorsichtiger und mit mehr System

Felix Haas, Gründer des erfolgreichen Ticketingdienstes Amiando, spricht von der DNA eines Unternehmens, die für den Rest seines Lebens die Unternehmenskultur prägt und darüber entscheidet, ob ein Unternehmen nachhaltig wachsen kann. „Die DNA wird im Kleinen geprägt, im Großen kannst du sie kaum noch ändern.“

Weil auch sie auf die DNA Wert legten, holten die True-Fruits-Gründer zunächst vor allem Bekannte in ihr junges Unternehmen. Allerdings stellten sie nach einer Weile fest, dass Freundschaft und Geschäft sich nicht automatisch gut vertragen. Also mussten sie sich von einigen Mitarbeitern wieder trennen.

Seitdem gehen sie beim Aufbau ihres Teams vorsichtiger und systematischer vor und wachsen entspannt in kleinen Schritten. „Es hat eine Weile gedauert“, sagt Gründerin Koster, „aber heute müssen nicht mehr tagein, tagaus irgendwo im Unternehmen Feuerwehr spielen.“

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