Die meisten Seitenbetreiber können die Programme kostenlos nutzen. Nur wer nicht will, dass ein kleines Werbebanner des Startups darin zu sehen ist, muss zahlen. Das tun so viele Seitenbetreiber, dass die Gründer schon deutlich mehr verdienen, als sie ausgeben. Und wer nicht zahlt, sorgt durch den Banner dafür, dass die Apps von Hike noch bekannter werden. „Wir haben bisher keinen Euro in Werbung gesteckt“, sagt Gründer Striepecke, „und wir haben es auch nicht vor.“
Die Produkte von Hike verbreiten sich viral übers Netz: Jeder neue Nutzer lockt mindestens einen weiteren an. So wächst das Startup exponentiell. Dennoch steckt nur ein kleines Team dahinter: Die drei Gründer arbeiten aus ihren Wohnungen in Köln und Koblenz, konferiert wird entweder im Café oder über Skype. Sämtliche Dokumente haben sie dezentral auf Servern von Google gespeichert, die Daten und der Quellcode ihrer Software lagern auf Servern von Amazon.
Das Management ihrer Projekte und den Kundensupport regeln sie über Online-Software, für die sie jeden Monat nur ein paar Euro bezahlen. Und wenn die Arbeit zu viel wird, suchen sie sich einen Entwickler, der etwa aus der Ukraine auf Honorarbasis und via Internet mitarbeitet.
Eine Erfolgsgeschichte, die an die des US-Fotodienstes Instagram erinnert: Das Unternehmen entwickelte eine Software, mit der Nutzer Fotos erstellen und verfremden können, um sie dann über soziale Netzwerke zu verbreiten. Dahinter steckte zwar nur ein gutes Dutzend Mitarbeiter. Trotzdem hat der digitale Fotodienst weltweit mehr als 30 Millionen Nutzer. Prompt wurde er im April von Facebook gekauft – für eine Milliarde Dollar.
So weit sind die Hike-Gründer zwar nicht, doch als ein US-Investor kürzlich anrief, winkten sie entspannt ab: „Was würden uns denn zwei Millionen Euro bringen, wenn wir nicht wissen, was wir damit machen sollen“, sagt Chris Striepecke. „Viel wichtiger für uns ist es, ein Netzwerk aus guten Partnern zu finden.“
Dabei hilft ihnen jetzt Lars Hinrichs. Der hat vor einigen Jahren das Business-Netzwerk Xing aufgebaut und an die Börse gebracht. Heute finanziert er über den Inkubator HackFwd junge Unternehmen und ist in der Gründerszene bestens vernetzt. Auch in Hike hat er jetzt investiert. Für Hinrichs ist das junge Unternehmen ein Paradebeispiel dafür, dass Startups heute „alle Werkzeuge in der Hand haben, um klein zu bleiben“.
Partner finden
Fastbill heißt eines jener Unternehmen, das ein solches Werkzeug anbietet. Es hat eine Internet-Plattform entwickelt, mit der kleine Unternehmen und Selbstständige Belege, Rechnungen und Projekte verwalten können – für ein paar Euro im Monat. Wie Hike ist Fastbill ein Beispiel für ein schlankes Startup, das nachhaltig wächst: Das achtköpfige Team ist über ganz Deutschland verteilt und schaltet sich Tag für Tag per Internet zusammen.
Auch ihr jüngstes Werkzeug – Belege bequem per Smartphone-Kamera einscannen – entwickelten sie nicht selbst. Stattdessen kooperieren sie mit einem Anbieter, der ein ähnliches Programm schon entwickelt hatte. Dadurch sparten sie Zeit und Geld. Wachsen wollen sie nur dort, wo es nötig ist: bei der Zahl ihrer Kunden.
Ähnlich sehen das auch die Gründer des Remagener Startups E-Bility. Die Sieger des WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerbs 2011 etwa lassen ihre Elektroroller in China produzieren und kooperieren mit Vertriebspartnern, um zu wachsen.