Junge Unternehmer Erfolgreich gründen und nicht zu schnell wachsen

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Anders gesagt: Viele Gründer bauen ein Haus mit unnötigem Schnickschnack, bevor das Fundament fertig ist. Und wundern sich dann plötzlich darüber, dass es einstürzt. Doch selbst wenn es manchen gelingt, das Unternehmen noch zu stabilisieren, wächst es hinterher langsamer und ist weniger erfolgreich als jene, die von Anfang an im richtigen Tempo größer geworden sind.

Zu schnell gewachsen

Diese Erfahrung hat Christian Angele gemacht. Als er im Jahr 2007 mit drei Freunden das Startup Imedo gründete – eine Gesundheitscommunity im Internet –, lautete die simple Philosophie der Gründer: „Just Fucking Do it!“

Ihre Befürchtung: Weil Plattformen wie Xing, StudiVZ und Facebook sich in dieser Zeit vor Zulauf kaum retten konnten, wollten sich auch Angele und seine Freunde nicht damit aufhalten, wochenlang Pläne zu schreiben. Anfangs mit Erfolg: Schon nach wenigen Wochen fanden sie Geldgeber und stellten Mitarbeiter ein.

Nach einer Weile konnten sich die Nutzer auf der Plattform zwar austauschen und nach Ärzten suchen. Aber die Kosten wuchsen stärker als die Erlöse. Angele und seine Mitgründer mussten ein 30-köpfiges Team organisieren und Investoren zufriedenstellen. Langsam, aber kontinuierlich schmolzen die Reserven. „Wir sind zu früh gewachsen“, sagt Angele heute, „und haben uns zu spät Gedanken über unser Geschäftsmodell gemacht.“

Inzwischen hat er das nachgeholt: Ärzte können auf der Plattform gegen eine Gebühr Premiumprofile schalten und demnächst auch online Termine an Patienten vergeben. Das funktioniert bestens. Doch das frühe Wachstum mündete in eine Schrumpfkur: Heute zählt Imedo noch 20 Mitarbeiter.

Im Frühjahr 2014 schreibt die WirtschaftsWoche ihren Gründerwettbewerb erneut aus. Gerne erinnern wir Sie rechtzeitig an den Bewerbungsschluss.

Verlockende Falle

„Wer wächst, vermittelt die Botschaft, dass er erfolgreich ist“, erklärt Tobias Kollmann, Professor für E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen, die Versuchung, zu schnell Gas zu geben. „Das beruhigt Mitarbeiter und Geldgeber.“

Verfrühtes Wachstum ist eine verlockende Falle. Dem süßen Gift können Gründer entgehen, wenn sie ihr Produkt schon früh in einem kleinen Maßstab testen. Davon ist Eric Ries überzeugt. Der amerikanische Ingenieur hat vor einigen Jahren das Online-Spiele-Netzwerk IMVU gegründet und über seine Erfahrungen ein Buch geschrieben, das in den USA ein Bestseller wurde und jetzt auch in Deutschland erschienen ist.

In „Lean Startup“ beschreibt Ries jene Fehler, die ihm und seinen Mitgründern beim Aufbau ihres Unternehmens unterlaufen sind: Sie investierten viel Arbeit, bevor sie sich überhaupt klarmachten, was ihre Kunden wollen. Das rächte sich: Die Gründer mussten den Kurs ändern, nachdem sie viel Geld versenkt und Zeit vergeudet hatten. Heute rät Ries, auf überflüssige Aktivitäten zu verzichten und sich voll und ganz auf die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells zu konzentrieren, um schlank zu bleiben.

Wie das geht, zeigt die Geschichte des Unternehmens Hike. Wer dessen Gründer Chris Striepecke, Alex Heilmann und Mike Lieser treffen will, kann nicht einfach in ihr Büro kommen – denn das gibt es noch nicht. Besprechungen halten die drei Gründer im Café Hallmackenreuther in Köln ab.

Dort sitzen die drei dann bei einer Sprite zusammen, auf Plastikstühlen im Look der Sechzigerjahre, vor sich MacBook und iPad. Die Szene gleicht eher einem gemütlichen Lerntreff dreier Studenten als einer wichtigen Besprechung von drei Gründern eines boomenden Unternehmens, bei dem sich bereits Investoren aus dem Silicon Valley gemeldet haben – weil die Produkte zurzeit wie im Rausch die Welt erobern.

Das Trio entwickelt spezielle Applikationen, sogenannte Apps, für das soziale Netzwerk Facebook. Mehr als 70.000 Fanseiten binden diese kleinen Programme bereits ein, über 20 Millionen Menschen kommen so monatlich mit den Hike-Apps in Kontakt – Tendenz stark steigend.

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