Seit zwei Jahren kommt Beskind meist donnerstags in die Firmenzentrale, um beispielsweise an Mode für die ältere Generation zu arbeiten. „Wir werden ja alle im Alter meist kleiner, Rücken und Schultern beugen sich“, sagt sie, „traditionelle Kleidung berücksichtigt das leider nicht.“
Außerdem tüftelt sie an Gehstöcken, die den Nutzer durch bessere Balance vor Stürzen bewahren sollen.
„Hinzufallen ist die größte Gesundheitsgefahr für Senioren“, warnt Beskind. „Ich will älteren Leuten helfen, die nicht so gesund sind wie ich“, beschreibt sie ihre Mission. Viele Produkte für ihresgleichen seien falsch konzipiert. Vor allem, weil ihre Schöpfer sich nicht in deren Nutzer hineinversetzen könnten.
Rückspiegel für die Gehhilfe
Erfahrung mit gut gemeinten, aber schlecht gemachten Produkten hat sie genug. 44 Jahre lang arbeitete sie als Ergotherapeutin, unter anderem am Walter Reed Hospital. An der ehemals renommiertesten Klinik des Militärs half sie verwundeten US-Soldaten, mit Prothesen umzugehen und Besteck zu halten. „In den Fünfziger- und Sechzigerjahren gab es eine Menge ausgeklügelte Hilfsvorrichtungen, mit Gummibändern und Greifern“, erinnert sie sich. „Aber wir wussten alle, dass der Veteran die zu Hause nie benutzen wird, weil schon ihr Anlegen viel zu umständlich war.“
Unter den 150 Mitbewohnern im Seniorenheim ist Beskind ein Star. Ein befreundeter Herr beklagte sich, dass ihm oft andere beim Gehen freundschaftlich auf den Rücken klopfen würden. Jedes Mal erschrak er, weil er sie wegen seiner schlechten Ohren nicht kommen hörte. Für seine Gehhilfe bastelte Beskind ganz pragmatisch ein Gestell mit einem kleinen Rückspiegel. Nun sieht er, wenn sich von hinten jemand nähert. Auch bei Ideo ist sie als Kreative geschätzt. „Barbara zeigt uns, dass hohes Alter innovativem Denken nicht im Weg steht“, lobt Ideo-Gründer Kelley.
Fast eine Stunde hat Beskind erzählt, über ihren Eintritt ins Militär 1946, den Koreakrieg, das Nachkriegsdeutschland. Noch immer sprudelt sie vor Ideen für bessere Schuhe, Telefone und Brillen. „Ich sollte vielleicht nicht so viel preisgeben“, sagt sie. Durch ihre Erfahrung mit Journalisten geschult, schärft sie zum Abschied noch mal ein: „Ich habe nur ein Patent, nicht mehrere. Und war auch nur 20 Jahre bei der Armee. Ist das klar?“ Keine Frage, die Frau weiß, was sie will.