Kickstarting Startups Firmen gründen nach dem Baukastenprinzip

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Zweifel an den Gründerfabriken

Auch aus eigenen unternehmerischen Erfolgen hervorgegangen ist Rocket Internet, der Company Builder der weithin bekannten Brüder Alexander (38), Marc (43) und Oliver (40) Samwer, der mit 75 produzierten Startups und 27 Standorten nach eigenen Verlautbarungen weltweit das größte Unternehmen seiner Art ist, über 20.000 Arbeitsplätze inhouse und in den erschaffenen Startups kreiert hat und nun einen Börsengang anstrebt.

Die ebenfalls sehr erfolgreichen Internet-Unternehmer Lukasz Gadowski (36) und Kolja Hebenstreit (30) haben den wohl zweitgrößten deutschen Company Builder Team Europe mit einem beachtlichen Personalapparat von in der Spitze über 350 eigenen Mitarbeitern geschaffen, um einen Dauerbetrieb bei der Produktion von Unternehmen zu gewährleisten. Unter diesem Tatendrang entstanden u.a. mit SponsorPay eines der in Europa und USA führenden Ad-Tech-Unternehmen sowie der hierzulande als Lieferheld agierende Essenbestell-Gigant Delivery Hero, der bereits mehr als 260 Millionen Euro Investorengelder angezogen und einen Börsengang in den USA angekündigt hat, wo der etwas größere Wettbewerber GrubHub bei einer Bewertung von 2,8 Milliarden Dollar gehandelt wird.

Die besten Hochschulen für Gründer
Platz 3Beratung und Budget, Netzwerke und Nestwärme: Diese Kriterien legte der Gründungsradar des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft an. In der Kategorie "Kleine Hochschulen" (bis 5.000 Studierende) kam die Universität Witten/Herdecke auf den dritten Rang. Quelle: Presse
Platz 2Kategorie: Kleine Hochschulen (bis 5.000 Studierende)PFH Private Hochschule Göttingen Quelle: Presse
Platz 1Kategorie: Kleine Hochschulen (bis 5.000 Studierende)HHL Leipzig Graduate School of Management Quelle: Presse
Platz 3Kategorie: Mittelgroße Hochschulen (5.000 bis 15.000 Studierende)Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Quelle: dpa-dpaweb
Platz 2Kategorie: Mittelgroße Hochschulen (5.000 bis 15.000 Studierende)Brandenburgische Technische Universität Cottbus Quelle: dpa-dpaweb
Platz 1Kategorie: Mittelgroße Hochschulen (5.000 bis 15.000 Studierende)Leuphana Universität Lüneburg Quelle: dpa
Platz 3Kategorie: Große Hochschulen (über 15.000 Studierende)Universität Potsdam Quelle: dpa

Naturgemäß gibt es auch Zweifel am Prinzip des Company Building. Viel hat die in den Freiheitsgraden limitierte Fließbandproduktion nicht mit dem romantisierten Startup-Feeling zu tun, das erst in den Hinterhöfen Berlins zwischen T-Shirt-Trägern und Club Mate wirklich zur Geltung kommt, totale Unabhängigkeit verspricht und die Gründerszene von der Welt der Konzerne, Banken, Anwaltskanzleien und Unternehmensberater unterscheidet. Weiche Faktoren wie die Arbeitsatmosphäre und nicht allein finanzielle Überlegungen sind es häufig, die hochqualifizierte junge Menschen dazu bewegen, sich gegen eine Karriere bei herkömmlichen Unternehmen zu entscheiden.

Eine großen Konzernen in nichts nachstehende Professionalität, wie sie bei Company Buildern oft an den Tag gelegt wird, zahlt sich jedoch häufig in barer Münze aus. Das Team von Project A rund um Rocket Internet-Aussteiger Dr. Florian Heinemann konnte jüngst einen sogenannten Exit in Höhe von 50 Millionen Euro mit dem von Sebastian Vettel beworbenen Online-Reifenshop Tirendo verbuchen. Der Käufer kann mit seiner Anschaffung überaus zufrieden sein. Tirendos Umsatz nähert sich 100 Million Euro pro Jahr nach nur zweieinhalbjährigem Bestehen. Derzeit setzt Project A auf das Startup NU3, einen Online-Shop für Nahrungsergänzungsmittel.

Berlin ist inzwischen weltweit beachteter Startup-Standort. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die jungen Unternehmen schaffen Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Wohlstand. Die Stadt sollte aus der Geschichte lernen.

Einen sich absetzenden Ansatz verfolgt der Company Builder Rheingau Founders, der sich selbst als Gründungsmanufaktur statt als Fabrik sieht und es sich aufgrund seiner schmalen, kostensparenden Struktur erlauben kann, auch mal über längere Zeiträume keine neuen Startups hervorzubringen. Rheingau Founders erhält im Jahr über 1.000 Bewerbungen um Unterstützung beim Unternehmensaufbau, hat bisher über 400 Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen und zur Finanzierung ihrer Schützlinge einen hohen zweistelligen Millionenbetrag allein von ausländischen Investoren angelockt.

Mit Lieferando ist ihnen jüngst ebenfalls ein Exit in signifikanter zweistelliger Millionenhöhe gelungen, der wieder zur Finanzierung von neuen Ideen eingesetzt wird. Davon profitieren könnte etwa das Rheingau-Founders-Schäfchen Itembase, das vor einigen Monaten Morten Lund als Aufsichtsratsvorsitzenden gewinnen konnte, Skype-Gründer und eine Kultfigur der Internet-Szene. Mit über 16 Millionen Kunden und dem strategischen Fonds des Logistik-Giganten UPS als Investmentpartner hat das junge Unternehmen großartige Zukunftsaussichten.

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