Königsmacherin der deutschen Wirtschaft "Einmal Gründer, immer Gründer"

Die Personalberaterin Christine Stimpel leitet seit 2007 als Deutschland-Chefin die Agentur Heidrick & Struggles. Sie erklärt, warum unternehmerische Erfahrung der Karriere nutzt und wie Gründer erfahrene Manager in einem Beirat an sich binden können.

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Christine Stimpel, Heiderick und Struggles Quelle: Gerald von Foris für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Frau Stimpel, Sie gelten als die "Königsmacherin der deutschen Wirtschaft“. Welchen Vorständen und Aufsichtsräten haben Sie schon ins Amt verholfen?

Christine Stimpel: In unserer Branche ist Diskretion oberste Pflicht. Außerdem ist die Bezeichnung ziemlich übertrieben. Anders als in den USA suchen viele deutsche Konzerne ihr Spitzenpersonal in den eigenen Reihen.

Das muss Sie wurmen.

Nein. Ich halte es für eine Stärke der deutschen Wirtschaft. So nehmen meistens erfahrene Leute auf dem Chefsessel Platz, die das Unternehmen kennen, sich aber auch im internen Wettbewerb durchsetzen mussten. Wenn die fehlen, suchen die Unternehmen natürlich auf dem Markt nach Alternativen.

Und dann kommen Sie ins Spiel...

Genau. Wir erstellen mit unserem Auftraggeber ein Anforderungsprofil und suchen systematisch in anderen Unternehmen nach geeigneten Kandidaten. Dazu sprechen wir mit vielen Quellen. So machen wir uns ein Bild von den Stärken und Schwächen, noch bevor wir die Kandidaten ansprechen.

Googeln Sie auch, welche Spuren die Kandidaten im Netz hinterlassen haben?

Das gehört heute dazu. Die meisten Manager, mit denen wir es zu tun haben, sind allerdings älter und in Netzwerken wie Facebook nicht registriert. Ich würde aber auch jungen Berufsstartern raten, mit Informationen im Netz sehr restriktiv umzugehen, damit Arbeitgeber oder Leute wie wir keine peinlichen Partyfotos finden.

Das klingt altmodisch. Tragen Portale wie Facebook nicht dazu bei, solche Jugendsünden zu enttabuisieren?

Ich glaube nicht. Wer Privates oder gar Peinliches ins Netz stellt, macht sich angreifbar, selbst wenn er eigentlich qualifiziert ist und viel Erfahrung hat.

Was verstehen Sie unter Erfahrung?

Wer etwa in der Bundeswehr eine Mannschaft befehligt hat oder ein Non-Profit-Projekt initiiert hat, kann danach zwar keine Bilanzen lesen, hat aber Führungserfahrung gesammelt, die man als Manager braucht. Um vielfältige Erfahrungen zu sammeln, sollte man schon zu Beginn seiner Karriere auf "multiple exposure" achten.

Was meinen Sie jetzt damit?

Junge Leute sollten sich Arbeitgeber suchen, die ihnen ermöglichen, unterschiedliche Bereiche, Abteilungen und Länder kennenzulernen.

Ist es karrierefördernd, auch schon mal ein Startup gegründet zu haben?

Unsere Auftraggeber schätzen Kandidaten mit unternehmerischer Erfahrung – auch dann, wenn das Vorhaben gescheitert ist. Den Mut, es zu versuchen, bewerten die meisten positiv.

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