Lending Club, Hyperloop, Theranos Wie größenwahnsinnige Gründer ihr Unternehmen gefährden

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Die Unbelehrbare

Im Idealfall offerieren Investoren Gründern sogenannte „entrepreneur in residence“-Positionen, als Unternehmer im Wartestand. Auch weil in Kalifornien sich – anders als beispielsweise in Deutschland – Klauseln, die einem Gründer den Wechsel zum Wettbewerb oder gar den Aufbau eines konkurrierenden Unternehmens verbieten, – nicht durchsetzen lassen.

Conrad arbeitet bereits an seinem nächsten Start-up und sucht nach „risikobereiten“ Programmierern, die an einer Chance mitwirken wollen, „etwas ähnlich Großes wie Facebook“ auf die Beine zu stellen. Bei Zenefits ist man alarmiert, dass Conrad einen Wettbewerber auf die Beine stellt.

Zumindest sind bei Zenefits die Fronten klar. Bei dem Blutanalyseunternehmen Theranos aus Palo Alto noch nicht. Dessen 32-jährige Gründerin Elizabeth Holmes galt bis vor Kurzem noch als Wunderkind, das ein milliardenschweres Start-up aufbaute. Nun gibt es extreme Zweifel, ob ihre unter anderem von Softwaremilliardär Larry Ellison finanzierte Technologie überhaupt funktioniert. Die US-Drogeriekette Walgreens, ihr wichtigster Vertriebspartner, ist kürzlich wegen Skepsis abgesprungen, die Gründerin mit einem zweijährigen Verbot des Betreibens von Laboren in Kalifornien belegt.

von Matthias Hohensee, Susanne Kutter

Selbst wenn ihre Technologie wider Erwarten funktionieren sollte, ist ihr Image beschädigt. Doch bislang musste nur Holmes langjähriger Vertrauter und Operativchef Sunny Balwani das Unternehmen verlassen. Die Gründerin hält sich auch deshalb noch, weil ihr rund 50 Prozent ihres Unternehmens gehören. Was Theranos-Investoren zusätzlich einen Neustart erschwert, denn ein Nachfolger für Holmes ist so nicht in Sicht. Wegen des skandalösen Rufs des Unternehmens ist es auch schwierig, einen erfahrenen Manager von außen zu finden.

Bei Lending Club ist der Neustart in vollem Gang. Sein Gründer, der Franzose Renaud Laplanche, galt nicht nur als das Gesicht des Onlinekreditgebers, sondern auch der jungen Fintechbranche San Franciscos – bis zu seinem überraschenden Rauswurf im Mai, gerade mal zwei Monate vor seinem zehnjährigen Dienstjubiläum als CEO.

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Der passionierte Segler revolutionierte die Onlinekreditvergabe und führte sein Start-up an die Börse. Zum Verhängnis wurde ihm eine zu laxe Aufsicht über sein Unternehmen, einige Kredite sollen zu schlampig auf Interessenkonflikte geprüft worden sein. Glaubt man einem Investor von Lending Club, sind die Verfehlungen eher gering. Zum Verhängnis wurde Laplanche, dass er mit John Mack, dem ehemaligen Chef der Investmentbank Morgan Stanley, und dem Exfinanzminister und Starökonomen Larry Summers gut vernetzte Schwergewichte in den Aufsichtsrat geholt hatte.

„Die hatten eine Heidenangst, dass ihr Image beschädigt wird, und deshalb auf Renauds Rauswurf gedrängt“, behauptet der Investor. Der Aufsichtsrat stellte ein Ultimatum – öffentlicher Rauswurf oder freiwilliger Rückzug innerhalb von 24 Stunden. Laplanche wählte Letzteres. Für ein Start-up der Finanzbranche, das besonders stark auf das Vertrauen seiner Geldgeber angewiesen ist, eine gefährliche Entwicklung.

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Doch Laplanches relativ geräuschloser Abgang und die geringfügigen Fehler haben den Neustart erleichtert. Laplanche hatte mit Operativchef Scott Sanborn bereits einen Nachfolger aufgebaut, der nun übernommen hat. Zudem konnte der Aufsichtsrat gerade mit Patrick Dunne einen ehemaligen Manager des Vermögensverwalters Blackrock gewinnen, der in der Branche einen ausgezeichneten Ruf hat. Er soll als Chefgeldbeschaffer nun Vertrauen bei Investoren und Aktionären wiedergewinnen. „Es ist ein weiterer Schritt in Richtung Wiederherstellen der Stabilität“, urteilt BTIG-Analyst Mark Palmer.

Wie man ein Start-up trotz Verlust eines beliebten Gründers richtig groß und bedeutend machen kann, beweist niemand anders als Multiunternehmer Elon Musk. Was den meisten heute gar nicht mehr bewusst ist – sein Elektroautohersteller Tesla Motors wurde ursprünglich gar nicht von Musk gegründet. Sondern von den Ingenieuren Marc Tarpenning und Martin Eberhard. Letzterer funktionierte als CEO und warb das Kapital bei Musk ein, um dann dessen Vertrauen zu verlieren und entlassen zu werden. Doch Musk hatte instinktiv schon früh den Rat von Harvard-Professor Wasserman beherzigt – als wichtigster Geldgeber hatte er die Kontrolle und damit Macht über Tesla Motors. Der Reichtum folgte später von selber.

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