Die Idee ist so simpel wie erfolgreich: Etwa ein Jahr nach der Gründung haben Vahle und Eckert rund 5.000 Nutzer angelockt, die mit ihren Einkäufen schon mehr als 60.000 Euro Spenden generiert haben und über soziale Netzwerke neue Nutzer anlocken. Rund 600 Charity-Projekte haben davon schon profitiert.
Für die Gründer selbst blieben davon allerdings erst ein paar Tausend Euro übrig. Um von Boost leben zu können, bräuchte die Plattform mehr als 100.000 Nutzer, schätzt Vahle. Deswegen übernehmen die Gründer Programmieraufträge und haben rund 90.000 Euro bei Freunden eingesammelt, um Boost starten zu können.
Tatsächlich ist die Finanzierung für viele Sozialunternehmer eine Herausforderung - doch es gibt auch Geldquellen für Gründer mit diesem Geschäftsmodell. Markus Schulz und Daniela Schiffer etwa haben gerade über das Crowdfunding-Portal Seedmatch mehr als 84.000 Euro Risikokapital von über 150 Privatleuten eingesammelt. Daneben können Sozialunternehmer Spenden, Stiftungsmittel, Zuschüsse, Förderkredite und sogar Risikokapital an Land ziehen.
Weil die Geldgeber aber Auflagen machen und Renditen erwarten, will Ashoka eine Finanzierungsagentur aufbauen. Sie soll Sozial-Startups passende Kapitalpakete schnüren: "Die Geldgeber sollen sich um die besten Ideen kloppen, nicht umgekehrt", sagt Felix Oldenburg. "Gute Sozialunternehmer sind knapper als Kapital."
Anja Kersten, Ansgar Jonietz und Johannes Bittner könnte eine solche Agentur womöglich helfen. Die drei Gründer aus Dresden bauen ein Startup auf, das von Anfang an durchschlagenden Erfolg hatte. Während ihres Medizinstudiums wurde Kersten von einer Bekannten gefragt, wie sie einen Befund ihrer Ärztin verstehen solle. Im Text wimmelte es nur so von Fachbegriffen. Das brachte Kersten und ihre Mitgründer auf eine Idee: Wie wäre es, wenn Medizinstudenten Befunde in verständliches Deutsch übersetzen und so Patienten helfen und selbst lernen, besser zu kommunizieren?
Also rekrutierten die Gründer angehende Ärzte und starteten 2011 die Plattform Washabich.de. Exakt zwölf Minuten nach dem Launch fanden sie den ersten Befund in ihrer Mailbox, bis heute haben sie mithilfe Hunderter Medizinstudenten mehr als 12.500 Befunde übersetzt. Und ihren Patienten zum Beispiel erklärt, dass eine "blutige Imbibierung der Muskelmanschette des Humeruskopfes" eine Einblutung in jene Muskeln ist, die das Schultergelenk wie einen Mantel umgeben.
Um diese Hilfe auch in Zukunft kostenlos anbieten zu können, setzt das Trio auf eine Mischfinanzierung: Jeder dritte Patient bedankt sich mit ein paar Euro für die Übersetzung. Dazu kommen bezahlte Projekte und Studien, etwa mit der Bertelsmann Stiftung oder für den AOK-Bundesverband. Laufende Einnahmen versprechen sich die Gründer von einer engeren Zusammenarbeit mit Kliniken, die sich auf Washabich.de präsentieren und dort um gute Ärzte werben. Dieses Modell soll auch Risikokapitalgeber überzeugen. Leute wie Erwin Stahl.