Neue Show „Create F“ auf Youtube „Gründerinnen sollten mehr Größe wagen“

Filmemacherin Franziska Pohlmann beim Finale ihrer Gründerinnen-Show Quelle: Franziska Pohlmann

Filmemacherin Franziska Pohlmann hat eine Show über Gründerinnen gedreht und dabei einen tiefen Einblick in die Start-up-Szene bekommen. Im Interview erzählt sie, warum es Frauen ohnehin schwerer haben – und es sich selbst noch schwerer machen.

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Frau Pohlmann, es gibt zurzeit einige Gründer-Shows im deutschen Fernsehen – sehr erfolgreiche noch dazu. Braucht es da wirklich noch eine Sendung?
Ja, weil create F sich von den anderen abhebt, indem das Format Frauen in den Bereichen Gründung und Investment sichtbar macht. Natürlich tauchen Frauen auch in anderen Formaten auf, aber sie bekommen meiner Meinung nach noch immer nicht genug Aufmerksamkeit. Wir brauchen viel mehr Diversität in der Szene. Ich möchte denjenigen Mut machen, die mit dem Gedanken spielen, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Ihre Show soll also nicht nur unterhalten, sondern soll auch eine pädagogische Wirkung haben?
Eine aufklärerische! Ich will zeigen, dass der Weg der Gründung kein Mysterium ist, sondern dass jede das schaffen kann. Ein eigenes Unternehmen ist ein Karriereweg für ganz viele und nicht nur etwas für Ausnahmetalente. Wir wollen den Weg einer Gründung realistisch nachzeichnen, Höhen und Tiefen zeigen. Das hebt uns auch von anderen Sendungen ab, bei denen es häufig nur um einen der letzten Schritte, nämlich das Einwerben von Geldern geht. Ich möchte, dass mindestens 100 Frauen den Schritt wagen, die Gründung aufzunehmen, nachdem sie unsere Show angesehen haben.

In Deutschland sind nur knappe 16 Prozent aller Gründer weiblich. Haben Sie eine Idee, woran das liegen könnte?
Auf der einen Seite sind es systemische, bürokratische Hürden, die eine Rolle spielen. Hauptsächlich fehlen uns aber Vorbilder, damit „Unternehmerin sein“ ein selbstverständlicher Weg wird. Außerdem habe ich immer wieder erlebt, dass sich viele Frauen selbst im Weg stehen. Wir sollten definitiv größer denken - in Deutschland allgemein, aber eben auch wir als Frauen.

Häufig wird auch die Angst vorm Scheitern als Grund angeführt, dass viele es nicht wagen. Ganz ehrlich: Hofft man als Macherin der Sendung nicht auch ein bisschen, dass einige Gründerinnen keinen Erfolg haben werden – einfach, weil man dadurch eine gewisse Spannung für die Zuschauer erzeugt?
Nein. Ich hatte ein Angebot einer großen Produktionsfirma, das ich abgelehnt habe, weil ganz klar war, dass die genau dieses Drama erzeugen wollten. Ich dagegen wollte dafür sorgen, dass sich alle wohl fühlen. Weil ich davon überzeugt bin, dass Wachstum durch einen fordernden Rahmen und eine Vertrauensbasis entsteht.

Aber ist das nicht unrealistisch? Im wahren Leben muss man als Gründerin ja auch mit Kritik umgehen.
Wir blenden Schwierigkeiten auch nicht aus. Die Gründerinnen führen Video-Tagebuch, darin zeigen sie alle Facetten ihrer Tätigkeit und erzählen dementsprechend auch von Misserfolgen. Aber auch Misserfolge führen ja zu etwas und sind nicht per se schlecht, sondern eine Art Reise. Auch für mich als Produzentin. Am Anfang der Serie habe ich gehofft, dass alle Teilnehmerinnen ein Investment bekommen werden – das ist nicht aufgegangen.

Hat Sie das enttäuscht?
Nein, weil ich schnell verstanden habe, dass der Mehrwert in diesem frühphasigen Stadium nicht rein monetär ist, sondern das Netzwerk und die gemeinsame Reise nachhaltig wirken werden. Daraus werden noch jede Menge Investments, Produkte und menschliche Begegnungen entstehen.

Ihre Serie läuft auf YouTube. Haben Sie bewusst diese Plattform gewählt?
Ich stand im Kontakt mit sehr vielen Sendern, doch am Ende hieß es immer: Ihr seid für unsere Zielgruppe zu alt, zu jung, zu nischig, nicht sexy genug. Durch YouTube als Plattform konnten wir die erste Staffel einer breiten Zielgruppe zugänglich machen und können uns permanent weiterentwickeln.

Andererseits muss man die Seite ja sehr bewusst ansteuern. Das heißt sie erreichen Frauen, die sich sowieso für das Thema Gründung interessieren.
Natürlich - ein Sender hätte eine größeres Publikum und Marketing-Power mitgebracht. Eine neue Marke zu etablieren ist ein unheimlicher Aufwand. Trotzdem bin ich froh, dass wir diesen Weg gegangen sind. Die Sendung läuft gut und wir planen schon die zweite Staffel.

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