Risiken der Selbstständigkeit Erfolgreich gründen für Angsthasen

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Nie ohne Netz und doppelten Boden kündigen


Grundsätzlich habe er sich in seinem Leben noch nie ohne Netz und doppelten Boden in ein neues Projekt gestürzt. „Man reißt ja auch sein Haus nicht ab, wenn man nicht schon den Schlüssel zu einem neuen besitzt“, so Zitelmann.

Und wie sehen es die Deutschen? Die gründen immer weniger Unternehmen, wie der Gründungsmonitors 2017 der KfW Bankengruppe belegt. KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner geht davon aus, dass der stabile Arbeitsmarkt schuld ist: Die Sicherheit einer Anstellung sei den Deutschen lieber als das Risiko der Selbstständigkeit.

Irgendwie ja auch verständlich. „Selbstständigkeit ist ein Weg, sich selbst zu verwirklichen und damit Geld zu verdienen. Für viele ist es aber auch ein Weg ins Unglück: die meisten Selbstständigen scheitern“, sagt Zitelmann. Er rät Wandel- und Wechselwilligen deshalb dazu, es mit der Selbstständigkeit erst einmal im Nebenerwerb zu probieren. Wenn das Geschäft dann läuft, könne man immer noch den langweilig gewordenen Job kündigen.

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Außerdem solle man bedenken, dass es natürlich leichter ist, als Hirnchirurg Fernfahrer zu werden, als umgekehrt. „Allgemein ist es, wenn man eine Menge Geld verdienen will, nicht unbedingt eine gute Idee, ausgerechnet in solche Gebiete reinzugehen, für die man eine sehr lange Ausbildung braucht, wie das bei Ärzten oder Anwälten der Fall ist“, sagt er. Er sei bisher immer in Branchen eingestiegen, die für Autodidakten und Quereinsteiger geeignet seien. „Warum an den Olympischen Spielen teilnehmen, wenn bei der Kreismeisterschaft das gleiche Preisgeld winkt?“, lautet Zitelmanns Credo.

„Wer keinen Spaß am Verkaufen hat, wird nur schwer Erfolg haben“

Dass viele das finanzielle Risiko einer Gründung scheuen, kann er nicht nachvollziehen. „Kapital braucht man bei manchen Geschäftsideen so gut wie keins: ich coache gerade einen jungen Mann, 18 Jahre, der mit seiner Geschäftsidee ins Silicon Valley gehen will. Was braucht der denn für Kapital? Geld für die Miete für ein Büro, einen Tisch und einen Stuhl“, sagt er.

Wer kein produzierendes Gewerbe anmelden wolle, sondern beispielsweise ein Internetunternehmen, müsse sich wenig Sorgen machen. „Ich würde nichts machen, wofür ich mich hochgradig verschulden muss“, ergänzt er.

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Außerdem würde er nie einen Neustart wagen, wenn sein neues Projekt oder sein neues Unternehmen kein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal habe. Auch wer kein Verkaufstalent habe, solle sich eine Gründung zweimal überlegen. Schließlich müsse man gerade in der Anfangszeit für das Start-up die Werbetrommel rühren. „Wer keinen Spaß am Verkaufen hat, wird als Unternehmer nur schwer Erfolg haben“, sagt er. Genauso wichtig seien Lernbereitschaft und Offenheit, Geplantes zu verändern und an die Praxis beziehungsweise die Kundenwünsche anzupassen.

Für seine eigene berufliche Zukunft hat der Unternehmer noch keine konkreten Pläne. „Ich kann jetzt noch nicht sagen, was das nächste große Projekt sein wird, aber es wird kommen“, sagt er. Sobald er merke, dass er offen für etwas Neues sei, werde er sich umschauen, was ihn interessiere und aus welcher Idee sich auch wirklich Geld machen lasse.

Und dann heißt es Risiken abwägen und sich an das neue Gebiet herantasten. Eines könne auch er nicht absichern, wie er zugeben muss: „Eine zündende Idee ist nicht planbar.“

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