Roboterarme statt Hanteln Diese Start-ups wollen Pelotons Erfolg wiederholen

Sparkfield Core bietet eine Industrierobotern sehr ähnliche Technik für das Krafttraining im eigenen Wohnzimmer. Mehr als 30 verschiedene Kraftübungen sollen möglich sein.

Mit innovativen Trainingsgeräten für zu Hause wollen Start-ups das Fitnessstudio überflüssig machen. Das Interesse ist während der Pandemie stark gestiegen. Doch der große Heimtrainingsboom könnte schneller wieder vorbei sein, als vielen Gründern lieb ist.

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Krafttraining ist Mattias Hallors große Leidenschaft: Seit 25 Jahren stählt er seinen Körper, im Bankdrücken ist er in seiner Gewichts- und Altersklasse sogar deutscher Meister. Als Unternehmer will der 45-Jährige nun andere für seinen Sport begeistern – mit einer neuartigen Kraftstation, die auf zwei Quadratmetern eine ähnlich große Übungsvielfalt bieten soll wie der typische Gerätepark im Fitnessstudio. „Wir ermöglichen ein hocheffizientes und abwechslungsreiches Training mit einem Gerät, das auch ins Wohnzimmer passt“, sagt der Mitgründer von Sparkfield.

Möglich machen soll das ein Gerät, das die Gründer Sparkfield Core getauft haben: Wenig Metallstangen, keine Gewichtsscheiben – stattdessen hängt an einem hüfthohen Podest ein Touchscreen, an den Seiten sind zwei Schwenkarme mit Griffen angebracht. Der Clou: Elektromotoren bringen die Arme je nach Übung in die richtige Position – und sie dosieren den Trainingswiderstand. Die Technik ähnelt der von Industrierobotern. Nach Angaben des in Markgröningen bei Stuttgart ansässigen Start-ups sind mehr als 30 verschiedene Kraftübungen möglich, darunter Schulterpressen, Kniebeugen und Bankdrücken.

Begonnen hat die Entwicklung des Geräts beim Technologiekonzern Bosch: Hallor war dort für Elektromotoren zuständig, sein Mitgründer Amos Albert arbeitete in führender Position im Robotikbereich. Gut ein Jahr nach dem Sprung ins Gründerleben stellen sie ihre Erfindung nun einem breiten Publikum vor. Dazu hat das Start-up auf der Fitnessmesse Fibo in Köln, die vom 7. bis zum 10. April in Köln stattfindet, einen Stand gemietet. „Wir sind zu 100 Prozent von unserem Gerät überzeugt“, sagt Albert. „Aber jetzt geht es darum, auch erste Kunden und strategische Investoren dafür zu begeistern.“

Das deutsche Start-up Vaha bieten einen interaktiven Fitnessspiegel für zu Hause an. Die Idee: Der Spiegel verwandelt sich auf Knopfdruck in einen Bildschirm. Quelle: PR

Mitgliederschwund bei den Fitnessstudios

Die Hoffnung in der umkämpften Fitnessbranche Fuß zu fassen, eint Sparkfield mit zahlreichen weiteren Start-ups. Innovative Ideen gibt es viele: Digitale Fitnessspiegel, Datenbrillen und Apps, die Sport und Spiel verknüpfen, sollen das sonst so stupide Kraft- und Ausdauertraining abwechslungsreicher machen – und in die eigenen vier Wände verlagern. Richtig gezündet haben solche Konzepte lange nicht. Stattdessen zog es Hobbysportler in Fitnessstudios: Auf die Rekordzahl von 11,7 Millionen war in Deutschland die Zahl der Mitglieder bis 2019 angewachsen, so eine Studie der Unternehmensberatung Deloitte und des Arbeitgeberverbands deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV).

Schlagartig geändert hat sich das mit der Coronapandemie. Rund 2,4 Millionen Mitglieder haben Fitnessstudios in den vergangenen zwei Jahre verloren. Trainiert wurde dafür verstärkt in den eigenen vier Wänden oder draußen. Die Folge: „Hersteller von Home-Equipment haben durch Corona ihre Umsätze teils verdoppelt“, sagt Karsten Hollasch, Leiter des Bereichs Consumer Business und Sportbusiness-Experte bei Deloitte. Schon einfache Klimmzugstangen und Hanteln waren zwischenzeitlich ausverkauft. Doch auch die Neugierde auf vernetzte Trainingsgeräte ist gestiegen.

Das prominenteste Beispiel ist Peloton: Gegründet 2012, hat der US-Hersteller von Luxusheimtrainern mit digitalem Kursprogramm seinen Umsatz von umgerechnet 800 Millionen im Jahr 2019 auf 3,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr gesteigert. Das günstigste Indoor-Bike kostet dabei 1750 Euro, Kunden zahlen zudem monatliche Abogebühren für Online-Trainings.

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Doch auch deutsche Start-ups profitierten – etwa Vaha: Gründerin Valerie Bures-Bönström, die auch hinter der Frauenfitnesskette „Mrs. Sporty“ steckt, hatte den interaktiven Fitnessspiegel für zu Hause kurz vor Pandemiebeginn vorgestellt. Die Idee: Der Spiegel verwandelt sich auf Knopfdruck in einen Bildschirm, über den Videokurse abgerufen werden oder sich live ein Personal Trainer hinzuschaltet. Das Produkt hat renommierte Investoren wie Porsche Ventures und HV Capital gewonnen. Auch Nationaltorhüter Manuel Neuer ist bei Vaha eingestiegen. Das Training zu Hause sei durch Corona viel stärker in den Fokus gerückt, sagt Bures-Bönström. 

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