Schnell gelangweilt, aber nicht blöd Generation Z: Die große Herausforderung für die Medienkonzerne

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Warum Zeitungen sich auf Themen spezialisieren sollten

Besser dran sind hingegen Fachzeitschriften und Zeitungen wie das Handelsblatt oder die AutoBild. Denn Fachzeitschriften werden auch in Zukunft auf ausreichendes Interesse stoßen. Zeitungen mit einer klar abgegrenzten Zielgruppe werden genug zahlende Abonnenten finden, die regelmäßig an den Inhalten interessiert sind. Zudem sind Fachzeitschriften auch für Werbetreibende interessant, weil eine sehr gut definierte Zielgruppe so beworben werden kann. Generell spricht nichts gegen eine breite Brandbreite an Themen, jedoch sollten die Zeitungen sich auf ein Thema spezialisieren und als Fachmedium fungieren.

Dabei geht es nicht darum einzelne Ressorts unter sich „aufzuteilen“, eher darum sich auf Innen- oder Außenpolitik spezialisieren oder auf eine bestimmte Art der Berichterstattung mit vorwiegend Interviews, Meinungsartikeln usw., um ein Alleinstellungsmerkmal zu erlangen. Da solch grundlegende Änderungen allerdings unwahrscheinlich sind, wird es eher darauf hinauslaufen, dass Zeitschriften und Zeitungen fusionieren, um am Markt zu bleiben. Regionalzeitungen bekommen vor allem Konkurrenz von regionalen Online-Nachrichtenportalen, die besonders bei jungen Menschen an Relevanz gewinnen. Ein Beispiel dafür ist Osna.live, ein regionales Online-Portal als Konkurrenzmedium für die Osnabrücker Zeitung. Während bei der Osnabrücker Zeitung ein Abo nötig ist, um überhaupt Inhalte lesen zu können, finanziert sich Osna.Live über Anzeigen.

Hier liegt es auf der Hand, welches Portal für junge Menschen attraktiver ist. Natürlich sind besonders große Rundfunkanstalten wie der WDR im Nachteil, wenn es wirklich um Berichterstattung geht, die nicht für das ganze Bundesland relevant ist, sondern nur von regionalem Interesse. Doch ob regionale Nachrichten für genug Menschen ein Grund sind, ein Abo bei einer Regionalzeitung abzuschließen, ist fraglich. Eine professionelle und verstärkte Online-Präsenz ist unumgänglich, um gegen andere Online-Portale bestehen zu können. Ein verpflichtendes Abonnement ist hier ein großer Fehler, denn wer kauft etwas, das er nicht kennt oder vorher nicht testen konnte? Der Testzeitraum von vier Wochen reicht dafür nicht aus, alleine schon, weil viele Jugendliche sich gar nicht erst registrieren.

Das Online-Geschäft ist natürlich lange nicht so profitabel, was leider dazu führt, dass Redaktionen verkleinert werden und mehr auf freien Journalismus gesetzt wird. Dass es nicht unmöglich ist, junge Menschen zum Bezahlen zu Bewegen zeigen Netflix, Spotify und Co. sowie die Influencer auf YouTube und Twitch, die sich zumindest teilweise über Spenden von Fans finanzieren. Das Modell lässt sich nicht so auf die traditionellen Medien übertragen, jedoch lasst sich der Weg an diesem Modell sehr gut erklären: Kostenlos den Menschen einige Inhalte anbieten und so testen lassen. Wenn sie den Nutzen sehen und ihnen die Berichterstattung gefällt, zahlen sie auch gerne für ein Abonnement. Um schon möglichst früh eine Bindung zu Lesern aufbauen zu können, ist ein attraktives Studentenabo sinnvoll.

Auch wenn viele spät angefangen haben, andere Plattformen zu bespielen, ist noch nichts zu spät. Denn es macht Sinn, sich auch in anderen Formen des Journalismus auszuprobieren. Der Stern hat mit seinem Diskussionsformat („Diskuthek“) gezeigt, wie man erfolgreich Formate mit dem richtigen Konzept und den nötigen Ressourcen aufbauen kann. Jede Folge erreicht mehrere Hunderttausend Menschen und ist in meiner Generation bekannt. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, sich auf die Generation Z und ihre Kanäle einzulassen und ihre Plattformen richtig zu bespielen.

Nicht zu lang, auch nicht zu kurz, die richtigen Informationen und eine angebrachte Visualisierung - so könnte man vielleicht einen guten Nachrichtenclip in den sozialen Medien beschreiben. Und auch der Textjournalismus ist nicht verloren: Fassen Sie das bisherige Geschehen kurz zusammen und berichten dann weiter über das Thema - denn wer zum ersten Mal eine Zeitung in die Hand nimmt und von neuen Sanktionen zwischen den USA und China liest, interessiert sich sicher auch für die Vorgeschichte. Wenn diese kurze Erklärung fehlt, ist der Artikel für „Erstleser*innen“ schon uninteressant und die regelmäßigen Leser stören vier oder fünf Sätze mehr auch nicht. Das wäre schon der erste Schritt, um einen attraktiven Einstieg in „die Welt der Zeitungen“ zu ermöglichen.

Dass die gedruckte Zeitung oder das gedruckte Magazin irgendwann ganz vom Markt verschwindet, halte ich für unwahrscheinlich, denn es gibt eine bestimmte Eigenschaft, die Print und Online unterscheidet, wie Robin Alexander feststellt: „[...] wenn Sie eine gedruckte Zeitung lesen, interessiert man sich für das eine, für das andere vielleicht nicht, Sie müssen das andere auch nicht lesen. Sie sehen aber, es gibt etwas anderes auf der Welt [...].“ Das ist einleuchtend und für viele vielleicht ein Grund, zumindest einmal pro Woche noch ein Printmedium zu nutzen. Es sollten sich also alle Medienhäuser ins Zeug legen, dieses wöchentliche Printmedium zu sein.

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