Skills4School-Insolvenz „Das wahre Leben ist komplizierter als eine TV-Sendung“

Rubin Lind ist 20 Jahre alt und Gründer der App Skills4School Quelle: Rubin Lind

Sein Auftritt in der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ machte Rubin Lind und seine Lern-App bekannt. Die Insolvenz seiner Firma verschwieg der Jungunternehmer dagegen lieber. Jetzt räumt er im Interview Fehler ein.

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Er war der Star der Sendung: Ein 20-Jähriger, der es den Investoren zeigt, ein Jungunternehmer, der hoch pokert, alles riskiert – und am Ende gewinnt. Rubin Lind hatte zum Staffelstart der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ Anfang September vor einem Millionenpublikum seine Lern-App „Skills4School“ vorgestellt und die Investoren mit seinem forschen Auftritt überzeugt. Promi-Geldgeber Carsten Maschmeyer und Medienunternehmer Georg Kofler schienen von der Idee begeistert, holten den Gründer sogar zurück in Studio, nachdem sie sich zunächst nicht über die Höhe der Anteile einigen konnten. Nach einigem Hin und Her schien der Deal aber perfekt.

Tatsächlich jedoch war es nie zum Vertragsschluss gekommen. Noch vor der Ausstrahlung der Sendung hatte Lind für Skills4School nach Angaben des Dortmunder Amtsgerichts Insolvenz angemeldet, sich aber auch Wochen nach dem TV-Termin weiter als erfolgreicher Start-up-Gründer präsentiert – auch gegenüber der WirtschaftsWoche. Im Interview nimmt Lind jetzt Stellung zu dem Manöver und räumt Fehler ein.

WirtschaftsWoche: Vergangene Woche hat das Amtsgericht Dortmund ein vorläufiges Insolvenzverfahren gegen Sie eingeleitet. Wir haben zwei Tage danach ein Interview über Erfolg geführt und Sie sind nicht darauf eingegangen. Wie passt das zusammen?  
Rubin Lind: Zunächst einmal, möchte ich mich dafür bei Ihnen entschuldigen. Ich habe weiterhin die Sanierung des Unternehmens im Kopf gehabt und sehe gute Chancen, dass wir mit neuen Investoren die Insolenz zeitnah wieder verlassen können. Entsprechende Gespräche verlaufen sehr gut. Die Insolvenz war ein Schritt, der wegen der finanziellen Situation des Start-ups notwendig war.

Darf man als Gründer in Deutschland denn nicht scheitern?
Bevor man so ein Verfahren anmeldet, macht man sich Gedanken über die bestmöglichen Lösungsoptionen, um das Unternehmen aus der Situation rauszubringen. In gewissen Situationen ist man verpflichtet, Insolvenz anzumelden. In der deutschen Gesellschaft herrscht die Ansicht vor, eine Insolvenz bedeutet ein Unternehmen ist pleite und das war's. Das ist aber nicht richtig. Die Insolvenzordnung in Deutschland bietet verschiedene Möglichkeiten, um sich zu sanieren. Daran arbeiten wir. Ich habe immer noch den Erfolg im Kopf. Für mich ist diese Insolvenz kein Scheitern, sondern ein notwendiger Schritt, der uns wieder nach vorne bringen soll.

Noch zu Anfang des Monats berichteten viele Zeitungen über Ihren Erfolg bei „Die Höhle der Löwen“ und einen Deal über 700.000 Euro. Wie kann es sein, dass Sie nun Insolvenz anmelden mussten?
Das wahre Leben ist dann doch komplizierter als eine TV-Sendung. Nach der Sendung von „Die Höhle der Löwen“ haben wir keine Transaktion zustande bekommen und auch noch keine Verträge abgeschlossen. Das lag aber nicht an Herrn Maschmeyer oder Herrn Kofler, wir stehen weiterhin in gutem Kontakt. Derartige Verhandlungen sind grundsätzlich komplex und können dauern. Ein Start-up steht aber manchmal unter Zeitdruck und kann aufgrund der ungeklärten Verhältnisse in einen Liquiditätsengpass kommen. Da mussten wir handeln und einen Plan B entwickeln. Ich kann dazu derzeit nicht viel sagen, da viele Verhandlungen laufen. Nur so viel: Wir führen diverse weiterführende Gespräche, die alle auf das Ziel gerichtet sind, den Geschäftsbetrieb mit Investoren uneingeschränkt fortzuführen.

Medienhype und Insolvenzverfahren – wie hoch ist der Druck auf Sie aktuell?
Es ist keine einfache Situation. Ich denke da auch an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die ich viel Verantwortung trage, aber ich richte den Blick nach vorne und arbeite an einer zukunftsfähigen Lösung. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld abgesichert. Wir haben alle Beschäftigten nach wie vor dabei und wollen das Unternehmen gemeinsam aus der Insolvenz führen. Daran arbeiten wir gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Wolfgang Piroth, der hier seine Sanierungserfahrung voll einbringt. 

Was ändert sich denn konkret durch die Insolvenz?
Wir sind in einem vorläufigen Insolvenzverfahren, da müssen wir natürlich verschiedene insolvenzrechtliche Dinge beachten. Mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter haben wir einen Sanierungsprofi an Bord, der uns unterstützt und mit dem ich alle Schritte abstimme – auch im laufenden Investorenprozess. Ansonsten geht der Geschäftsbetrieb normal weiter und die Nutzer erhalten weiterhin uneingeschränkte Leistungen und Support.

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