Solo-Selbstständigkeit Einkommen zwischen 616 und 3158 Euro

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Einkommensgefälle ist sehr groß

Allerdings, so macht DIW-Forscher Brenke deutlich, ist das Gefälle zwischen sehr schlecht und sehr gut verdienenden Solo-Selbstständigen enorm groß. Der großen Zahl von Solo-Selbstständigen mit „spärlichen Einkommen“ stehe eine sehr kleine Zahl mit sehr gut verdienenden Alleinunternehmern gegenüber.

So brachte es etwa das - gemessen an der Einkommenshöhe - unterste Viertel der Solo-Selbstständigen 2014 monatlich auf ein mittleres persönliches Nettoeinkommen von gerade mal 616 Euro, die im obersten Viertel vertretenen Solo-Selbstständigen dagegen im Mittel auf 3158 Euro.

Ohne Hilfen von Partnern oder Verwandten käme so mancher der schlecht verdienenden Solo-Selbstständigen wohl kaum über die Runden. Am unteren Ende der Einkommensrangliste rangieren freiberuflich arbeitende Friseure und Kosmetiker. An der Spitze stehen Finanzprofis, Ingenieure und selbstständige Juristen mit 2300 bis 2600 Euro.

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Für Waltraut Rehberger (Name von der Redaktion geändert) ist nach fast 13-jähriger Erfahrung als Dozentin für Arbeits- und Sozialrecht der Glanz der Solo-Selbstständigkeit verblasst. Die 59 Jahre alte Berlinerin würde ein Angebot für eine Festanstellung inzwischen nicht mehr ausschlagen, wenn es denn ihrer Qualifikation entspräche. Auftragsflauten und ihr geringes Einkommen zwingen sie zu einem „bescheidenen Leben“. Inzwischen versucht sie im Schulterschluss mit anderen die Lage Solo-Selbstständigen zu verbessern. Die „Solidarität und Kollegialität“ unter Solo-Selbstständigen sei aber leider sehr gering, berichtet sie.

Tarifverträge für Selbstständige

Von den Schwierigkeiten, angemessene Honorare für Künstler, Journalisten und Dozenten durchzusetzen, kann auch Veronika Mirschel ein Lied singen. Sie leitet das Referat Selbstständige bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Sie hatte gehofft, die Einführung des flächendeckenden Mindestlohns für abhängig Beschäftigte würde die Auftraggeber von Solo-Selbstständigen dazu bringen, ihre Honorare aufzustocken. Das sei aber leider nicht der Fall, bedauert sie. Beharrlichkeit führe aber in einigen Bereichen zu kleineren Erfolgen. So gebe es inzwischen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk Tarifverträge für sogenannte feste freie Mitarbeiter.

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Nicht ganz so pessimistisch sieht man die Lage beim Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) mit Sitz in München nicht. VGSD-Vorstandsvorsitzender Andreas Lutz hält Firmengründer und Solo-Selbstständige zu Unrecht pauschal als prekär Beschäftigte abqualifiziert. In Politik und Medien bestünden viele Vorurteile, klagt Lutz.

Statt Soloständige als „Prekariat“ abzutun, sollten Bundesagentur und Politik nach Lutz Einschätzung Gründungswillige wieder stärker fördern. Die einstige Unterstützung mit Gründungszuschüssen, Mikrokrediten und Gründungsseminaren seien in den vergangenen Jahren stark abgebaut worden. Denn eines sollte man nicht vergessen: „Selbstständige sind für eine Wirtschaft enorm wichtig: Sie tragen Innovationen in Unternehmen, erspüren neue Trends, bilden sich eigenverantwortlich fort und erledigen in vielen Betrieben die Arbeit, während Festangestellte oft den ganzen Tag in Meetings zubringen müssen“, ist der Verbandschef überzeugt.

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