Wer bei Seelig Rat sucht, kommt auch an den „Technikhelden von Stanford“ vorbei – einer Art Ahnengalerie erfolgreicher Absolventen, die vom Computerpionier William Hewlett über Sun-Gründer Andreas von Bechtolsheim bis zu Google-Mitgründer Sergey Brin reicht. Woche für Woche lädt Seelig solche Promi-Gründer zu Vorträgen ein – darunter auch Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg oder Yahoo-Chefin Marissa Mayer. „Die Studenten treffen hier so viele Vorbilder“, sagt Seelig, „da kommt der Gedanke an ein eigenes Unternehmen fast von selbst.“
In einem ihrer Kurse lernten sich vor einigen Jahren auch Kevin Systrom und Mike Krieger kennen – kurz darauf gründeten sie die Foto-App Instagram, die drei Monate nach dem Start schon mehr als eine Million Nutzer hatte und die sie gut anderthalb Jahre nach dem Start für eine Milliarde Dollar an Facebook verkauften.
Millionen von der Uni
Nicht auszuschließen, dass John Melas-Kyriazi das nächste große Ding schon vor Augen hat: 15 Minuten vom Campus entfernt, in einem Bürokomplex in Mountain View, hilft der 24-Jährige den Studenten, ihre Ideen geschäftstüchtig zu machen. „In Stanford wird es fast erwartet, dass man ein Unternehmen gründet“, sagt er.
Melas-Kyriazi leitet StartX, eine gemeinnützige Organisation, die von ehemaligen Studenten gegründet wurde und von der Uni derzeit mit einer Million Dollar jährlich unterstützt wird. Das Gründerprogramm hilft Unternehmern durch die schwierige Anfangsphase, etwa mit kostenlosen Büroräumen, günstiger Technik und Investorenkontakten. Derzeit unterstützt Melas-Kyriazi 20 studentische Startups. Die Gründer, meist Technik-Studenten, sitzen in einem großen Raum zusammen. Wer ein Problem hat, fragt am Nebentisch um Hilfe.
Gefördert wird ausschließlich, wer auch in Stanford studiert hat. Ist ein Startup erfolgreich, bietet das Programm auch Kapital an: Sobald professionelle Anleger einsteigen, beteiligt sich auch StartX. Allein in den vergangenen zwei Monaten pumpte es so zehn Millionen Dollar in Unternehmen von Stanford-Studenten. Nicht nur uneigennützig: „Im Kampf um die besten Professoren und Studenten“, sagt John Melas-Kyriazi, „hat die Uni durch uns einen Vorteil.“