
Geschwungene Sessel ohne Ecken und Kanten, schicke Hängelampen, Garderobenhaken in leuchtenden Farben oder flauschige Teppiche: Wer schicke Möbel und Wohnaccessoires suchte, war bei Casacanda richtig. Wer dafür kein Vermögen ausgeben wollte, ebenso: Mit Preisnachlässen von bis zu 70 Prozent bot das Startup seine Produkte an. Zumindest denen, die sich auf der Online-Plattform angemeldet hatten. Und schnell zugriffen. Denn die Angebote waren stets nur für kurze Zeit und in kleiner Stückzahl vorrätig.
Das eigentlich simple Geschäftsmodell schlug innerhalb kürzester Zeit ein wie eine Bombe: 250 000 Nutzer, 60 Mitarbeiter, drei namhafte Investoren – gerade mal sieben Monate brauchten die Gründer Roman Kirsch, Sascha Weiler und Christian Tiessen, um ihr Internet-Startup aufzubauen. Und ihr Unternehmen schließlich für ein paar Millionen Euro zu verkaufen.





Deutschland hat den Ruf als Klonland weg
Zweifellos eine Erfolgsgeschichte – auch wenn die Gründer dafür nicht nur Respekt eingeheimst haben. Zu ähnlich war Casacanda seinem Käufer, dem US-Unternehmen Fab.com. Casacanda war das, was die Gründerszene abfällig einen „Klon“ nennt.
Für Mitgründer Sascha Weiler ist das halb so wild: „Wir haben uns von Fab inspirieren lassen.“ Und zwar ganz bewusst: Im Sommer 2011 schauten sich die Gründer mehrere funktionierende Konzepte an – „dann haben wir uns die Rosinen rausgepickt und Vollgas gegeben“.
Die Rosinen rauspicken, nachahmen, schnell aufbauen, das Original überholen oder an eben jenes verkaufen – das gilt heute als ein typisch deutsches Konzept unter Unternehmensgründern. Egal, ob Ebay, Facebook oder Twitter: Deutsche Gründer kopieren, was sich kopieren lässt. Spätestens seit die Brüder Oliver, Alexander und Marc Samwer mit ihrer Startupfabrik Rocket Internet das US-Gutscheinportal Groupon imitierten und Citydeal für einen dreistelligen Millionenbetrag ans Original verkauften, hat Deutschland den Ruf als Klonland weg.