Best of WiWo Wer von „Die Höhle der Löwen“ profitiert

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Eine gute Idee macht noch keinen guten Unternehmer aus

Löwe Schweizer hat einige seiner Beteiligungen wieder verkauft, andere hält er bis heute. Eine Regel gäbe es da nicht. Mehrheitsbeteiligungen lehnt er ab, wenn er das Unternehmen nicht persönlich führt, denn da sei man dann auf einmal als Investor schnell allein, wenn es Schwierigkeiten gäbe. 15 bis 25 Prozent Anteil wäre eine sinnvolle Größe. Mit denen allerdings kann er genug Einfluss ausüben, um eine Geschäftsidee nach der Sendung so weit umzumodeln, dass sie funktioniert.

HipTrips hieß so ein frühes Projekt, das in der Sendung von Touristikprofi Vural Öger nach allen Regeln der Kunst auseinander genommen wurde. Schweizer schlug dennoch zu, weil die Gründer bei ihm so einen guten Eindruck hinterlassen hatten. Nach dem Umbau des Geschäftsmodells war das Ergebnis eine Plattform für Erlebnisreisen, die verdächtig ähnlich wie das wirkt, was Jochen Schweizer selbst berühmt gemacht hat. Die Kritikpunkte von Öger an dem ursprünglichen Konzept seien ihm klar gewesen, sagt Schweizer: „Er hatte mit allem Recht.“ Dennoch hat er seine Beteiligung an Hip Trips drei Jahre später für das Mehrfache seines Investments verkaufen können.

Eine gute Idee mache schließlich noch keinen guten Unternehmer aus, so wie ein guter Unternehmer auf keinen Fall auch ein guter Präsentator seiner Idee sein muss, meint Schweizer. Der deutsche Mittelstand lebe schließlich von zahllosen Menschen, die in aller Stille in ihrem Markt hervorragende Arbeit leisteten, ohne sie ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren.

Der Segen des Flutlichts

So wirft die Sendung einen grellen Scheinwerferstrahl nur auf einen kleinen Ausschnitt des Gründens – und Durchhaltens. Das meiste Flutlicht bekommen am Ende sowieso vor allem eine Gruppe: die Löwen selbst. Es ist eine Bühne für ihre Darstellung – und auch Eitelkeiten. Das Verhältnis zwischen Frank Thelen und Jochen Schweizer darf man nach Schweizers Ausstieg als mindestens angespannt bezeichnen.

Carsten Maschmeyer, noch nie öffentlichkeitscheu, suchte sein Glück in einer eigenen Sendung, die nach wenigen Folgen wegen mangelnden Interesses gleich wieder eingestellt wurde. Frank Thelen sah sein bisheriges Investorenleben als spannend genug an, um eine Biografie zu veröffentlichen, Startauflage 100.000 Stück, Pappaufsteller seiner Person als Werbemittel. Zum Vergleich: Boris Beckers „Das Leben ist kein Spiel“ startete mit unter 30.000 Exemplaren, Lukas Podolskis „Dranbleiben“ ebenso. Das Selbstbewusstsein des Löwen Thelen kann man den Kandidaten der Show nur wünschen.

Auch Schweizer, der sich schon in den 80er Jahren gerne hat filmen lassen, wenn er mit freiem Oberkörper auf einem Skateboard Bergstraßen hinabrollte, sucht die Nähe zur Kamera. Die Höhle der Löwen habe vor allem auch ihm viel gebracht. Nun steht beim Konkurrenzsender Pro7 – richtig, dem Käufer von Schweizers Digitalgeschäft – seine eigene Sendereihe in den Startlöchern. Gesucht wird ein/e Geschäftsführer/in für eines seiner Unternehmen. Es sind über 4000 junge Menschen, die sich beworben haben, lieber kein Unternehmen selber zu gründen, sondern angestellt zu bleiben. Bei einem Löwen.

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