




Nicolas Vorsteher ist nicht besonders planvoll und auch wenig pflichtbewusst. Dafür bietet der Wiener umso mehr Einfallsreichtum und Überzeugungskraft. Das alles kann jeder auf seiner Website Mercury Puzzle sehen und sich dort sein eigenes Persönlichkeitsprofil erstellen.
Denn das Startup bietet ein virtuelles Assessment Center. Die Nutzer lösen dort verschiedene Aufgaben und können zusätzlich Daten zum Lebenslauf angegeben oder direkt von Xing, LinkedIn oder Facebook importieren. Am Ende werden maßgeschneiderte Jobvorschläge präsentiert. Etwa 100 Unternehmen sind zum Start an diesem Montag dabei, darunter Microsoft, ProSiebenSat.1, Swisscom oder Tomorrow Focus.
Die Firmenkunden sind es auch, mit denen Vorsteher Geld verdient, denn für Privatnutzer ist der Dienst kostenlos. Unternehmen zahlen dagegen monatlich 50 Euro für einen Zugang mit Einschränkungen bei Jobangeboten und Kontaktanfragen oder 250 Euro für eine unbegrenzte Nutzung. In diesem Jahr peilt das Startup damit einen Umsatz von 200 000 Euro an.
Entstanden ist die Idee, als er in München bei den Personalberatern von Heads arbeitete. Deren Partner Mathias Hiebeler finanzierte auch die bisherige Entwicklung mit 250 000 Euro.
Künftig will Mercury Puzzle Firmen die Software auch direkt für deren eigene Karriereseiten zur Verfügung stellen. „Große Unternehmen haben irrsinnig viele Bewerbungen und können teils nur zehn Prozent richtig ansehen“, sagt Vorsteher. Die Persönlichkeitstests könnten da helfen, denn sie seien ein besserer Filter, als die üblichen Bewerbungsmappen. „Die Person ist wichtiger als der Lebenslauf“, sagt der 22-jährige.
Für die Nutzer bietet die Plattform noch eine weitere Funktion: Sie können sich mit ihrem Netzwerk und anderen Personen vergleichen, die ähnliche Karrierewege beschritten haben. Wer dies nicht möchte, kann gegenüber anderen Nutzern jedoch auch anonym bleiben.
Mit diesen Funktionen macht Vorsteher auch Karrierenetzwerken wie Xing oder LinkedIn Konkurrenz. Und was macht er, wenn diese etwas Ähnliches anbieten würden? „Daran denke ich seit dem Start“, sagt Vorsteher. Doch so leicht seien die Tests nicht zu entwickeln, er arbeite daher auch mit dem Hamburger Assessment-Center-Spezialisten Cut-E zusammen. Bevor daher die großen Karriereportale so etwas selbst entwickeln, „sollten sie bei uns anklopfen."