Startup-Verkauf So versilbern Gründer ihre Unternehmen

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Investoren wollen Rendite

Peter Ambrozy hat 2006 mit Tassilo Bestler die Shopping-Plattform Edelight aufgebaut. 2012 verkaufte er für einen zweistelligen Millionenbetrag an Burda. Der Umsatz betrug 2012 50 Millionen Euro Quelle: Angelika Zinzow für WirtschaftsWoche

Aber auch wer keine Aussicht auf einen dreistelligen Millionenreibach hat, sollte sich frühzeitig Gedanken um einen wohlvorbereiteten Exit machen – spätestens dann, wenn die ersten Investoren an Bord gehen. Denn die wollen ihren Einsatz naturgemäß nach ein paar Jahren zurück, versehen mit einer ordentlichen Rendite.

Peter Ambrozy, Steffen Belitz und Tassilo Bestler war das von Anfang an klar. Die drei gründeten 2006 das Startup Edelight – eine sogenannte Social-Shopping-Plattform, auf der sich Produkte aus mehr als 8000 Online-Shops entdecken lassen. Die Provision der Shops teilt sich das junge Unternehmen mit seinen Nutzern, die Produkte Freunden empfehlen oder selbst kaufen.

Erstmal skeptisch

Um wachsen zu können, suchte sich das Trio 2007 einen Investor und wurde bei Burda Digital Ventures fündig. Schon bei der ersten Finanzierungsrunde achteten die Gründer auf wasserdichte Vereinbarungen mit dem neuen Partner – unter anderem eine einfache Liquidations-Präferenz. Das bedeutet: Kommt es zum Verkauf, erhalten zwar zunächst die Investoren ihren Einsatz zurück, danach werden alle Gesellschafter aber entsprechend ihrer Anteile bedient. Als unseriös gilt, wenn die Investoren zunächst das Zweifache oder Dreifache ihres Investments erhalten, bevor die Gründer am Erlös beteiligt werden. Und auch bei sogenannten Drag-Along-Klauseln müssen Gründer aufpassen. Damit sichern sich manche Geldgeber die Möglichkeit, die Gründer zum Verkauf zu zwingen, ohne eine Mehrheit an dem Unternehmen zu besitzen.

Den Edelight-Gründern passierte das nicht. Als Burda Ende 2012 Interesse anmeldete, Edelight komplett zu übernehmen, waren die Gründer erst mal skeptisch. "Eigentlich wollten wir nicht verkaufen, sondern Wachstumskapital einsammeln, um zu internationalisieren", erzählt Ambrozy. "Das Unternehmen war schließlich unser Baby, das wollten wir nicht so einfach hergeben."

Angestellt und Millionär

Folgerichtig riskierten die Gründer einen sogenannten Dealbreaker: Sie verlangten so viel Geld, dass die Verhandlungen zu platzen drohten. Doch Burda blieb am Ball – und nach einem halben Jahr einigten sich die Gründer mit dem Medienhaus auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Der Deal machte die Gründer zwar wieder zu Angestellten, aber auch zu Millionären. An die Mitarbeiter schüttete Edelight eine sechsstellige Summe aus. "Die Entscheidung zu verkaufen war trotzdem nicht leicht", sagt Ambrozy, "und ob sie wirklich richtig war, können wir erst in ein paar Jahren mit Gewissheit sagen."

Nicht immer geht die Rechnung auf – das gilt auch für die Käuferseite. Prominentes Beispiel ist Dailydeal, das übers Netz Rabattgutscheine vermarktet. Fabian und Ferry Heilemann gründeten das junge Unternehmen Ende 2009, fanden schnell namhafte Investoren und wuchsen rasant auf mehrere Hundert Mitarbeiter. 2011 schließlich, kurz vor dem Börsengang des Konkurrenten Groupon und als die Euphorie im Gutscheingeschäft am größten war, schnappte sich der Internet-Konzern Google das junge Unternehmen – für mehr als 100 Millionen Dollar. "Unser bisher bester Deal", jubelten die Gründer damals.

Sie sollten recht behalten. Zu Beginn dieses Jahres trennte Google sich wieder von Dailydeal – das Geschäft mit den Gutscheinen hatte sich als Flop entpuppt. Ausgerechnet Fabian und Ferry Heilemann kauften ihr Baby zurück – Insidern zufolge für einen Schnäppchenpreis. Das Hin und Her dürfte sich für die beiden gelohnt haben: Googles Geld investieren sie jetzt in neue Startups.

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