Startups Die Serientäter

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Lars Hinrichs

Einen anderen Weg ging Lars Hinrichs, der unter anderem die Web-Site Politik-digital.de erschuf, bevor er das Business- Netzwerk Xing gründete. Im vergangenen Jahr verkaufte er seine Anteile für 48 Millionen Euro an den Verlag Hubert Burda Media. Zurzeit entwickelt er eine neue Geschäftsidee: Hackfwd – ein Netzwerk, in dem Gründer sich Geld beschaffen können.

Neben so bekannten Köpfen wie den Samwers und Hinrichs gibt es inzwischen eine ganze Reihe professioneller Wiederholungstäter, die oftmals fernab der Öffentlichkeit ihrem Geschäft nachgehen. Viele von ihnen gründen nicht mehr nur selbst, sondern stehen als sogenannte Business Angels anderen Jungunternehmern mit Geld und Expertise zur Seite.

Zum harten Kern der deutschen Szene zählen rund 30 Seriengründer, die vor allem im Internet aktiv sind.

Zum Beispiel Alexander Artopé, Gründer der Softwarefirma Datango und der Privatkreditvermittlung Smava. Oder Stefan Glänzer, Gründer des Auktionshauses Ricardo sowie Investor des Internet-Radios Last.fm. Oder Stephan Uhrenbacher. Der Gründer des Bewertungsportals Qype gewann erst kürzlich mit seinem neusten Projekt Avocado Store den Gründerpreis der WirtschaftsWoche.

Sucht nach Adrenalin

Vielen von ihnen geht es so wie Gerrit Schumann. Sie brauchen den Nervenkitzel, das Wagnis einer neuen Geschäftsidee, mit der kalkulierten Chance zu reüssieren – oder alles zu verlieren. „Manche holen sich den Kick beim Skifahren – wir beim Gründen“, sagt Mikko Linnamäki, Chef und Schöpfer des Multimedia-Dienstleisters Liquid Air Lab. Auch er hat schon zwei Internet-Firmen gegründet.

Persönlichkeiten wie Linnamäki folgen oft einer subtilen Kraft, die Psychologen als starke Leistungsmotivation bezeichnen: Das Gefühl, ein schwieriges Projekt bewältigt zu haben, verschafft ihnen innere Befriedigung – eine Erfahrung, die regelrecht süchtig machen kann, wie Oliver Schultheiss, Professor für Motivationspsychologie an der Universität Erlangen, weiß.

„Auf Menschen, bei denen dieses Merkmal stark ausgeprägt ist, wirkt die Wahrnehmung einer schwierigen Aufgabe wie der Anblick einer Schnapsflasche auf den Alkoholiker“, sagt er. Ihnen gehe es nicht so sehr ums Geld. Vielmehr suchen sie immer wieder den positiven Affekt, das Gründen wird für sie zur Droge.

Seiner Ansicht nach wäre es aber falsch, professionelle Mehrfachgründer deswegen als Zocker zu betrachten – im Gegenteil: „Sie nehmen bewusst mittlere, kalkulierbare Risiken in Kauf; setzen sich Ziele, die sie aller Wahrscheinlichkeit nach erreichen können.“

Netzwerk macht erfolgreich

Im Unterschied zu anderen Unternehmern verlieren sie aber den Spaß an der Sache, sobald das Ziel erreicht ist. Wenn die Firma steht und Umsatz macht, steigen sie in der Regel aus. Langfristiges Management ist nicht ihre Stärke. Der Grund: „Es fällt ihnen schwer, Verantwortung zu delegieren“, ist Schultheiss überzeugt.

Dafür haben sie es umso leichter, an Geld zu kommen. Um die Finanzierung ihres Spieltriebes brauchen sich die bekanntesten Vertreter ihrer Zunft jedenfalls nicht zu sorgen. Mit ihren Persönlichkeitsmerkmalen, ihrem Konzept und der Erfahrung sind sie der perfekte Investitionspartner für Wagnisfinanzierer.

Die sogenannten Venture Capital-(VC-)Gesellschaften sammeln Geld von Investoren ein und finanzieren damit regelmäßig Startups. Sind die Unternehmen reif, werden die Anteile gewinnbringend verkauft. Und das gelingt mit lukrativer Regelmäßigkeit besonders gut bei den Seriengründern.

Gleich aus zwei Gründen: Beide haben kein Interesse, ihre Zeit und ihr Kapital lange in einem Projekt zu binden. Rein, rauf, raus und dabei viel Geld verdienen – lautet der kleinste gemeinsame Nenner.

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