Startups Teuer, aber nützlich

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Eine neue Art Börsengang

Erfolgreiche Gründer und ihre Geheimnisse
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Wenn sich Tim Schumacher heute an all diese kostspieligen Pflichten erinnert, kann er nur den Kopf schütteln. Er hatte im Jahr 2000 den Domainhändler Sedo gegründet, der seit 2010 an der Börse gelistet ist. Bis Ende 2011 amtierte Schumacher als Vorstandssprecher. Eine Million Euro pro Jahr habe die Börsennotierung in etwa das Unternehmen gekostet, vor allem an Anwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer floss das Geld. Und in die Organisation von Hauptversammlungen, auf denen Schumacher die Geschäftsberichte präsentierte – „vor 20, 30 Aktionären, von denen die eine Hälfte sowieso schon alles wusste und die andere Hälfte wohl nur wegen des Essens da war“, sagt der Sedo-Gründer mit einem Augenzwinkern. Ende 2011 hat er Sedo verlassen und finanziert jetzt hauptberuflich Startups – als Business Angel.

Wie junge Unternehmen über eine neue Art Börsengang und mit etwas weniger Aufwand zu Geld kommen können, zeigt Urbanara: Der Online-Shop für Wohntextilien und Accessoires, 2010 gegründet, setzt nicht nur auf ein neues Geschäftsmodell – statt über Zwischenhändler kaufen sie Produkte direkt bei Herstellern, versprechen ihren Kunden so niedrige Preise und sich eine höhere Marge. Auch bei der Finanzierung gingen die drei Gründer Benjamin Esser, Claire Davidson und Martin von Wenckstern neue Wege – sie setzten auf Crowd Investing. Die Grundidee: Über Internet-Plattformen wie Bergfürst oder Seedmatch können viele Investoren auch kleine Geldbeträge in junge Unternehmen investieren. Nach Angaben des Crowd-Investing-Monitors konnten seit 2011 rund 100 junge Unternehmen auf diese Weise rund 13 Millionen Euro einsammeln.

Urbanara entwickelte diese neue, aber gerade in Mode kommende Form der Finanzierung noch ein wenig weiter. Während man über die meisten Crowd-Investing-Plattformen über stille Beteiligungen oder eine bestimmte Form von Darlehen investieren kann, emittierte Urbanara über das Portal Bergfürst Aktien. Die Gründer versprachen sich davon nicht nur eine ordentliche Kapitalspritze, sondern auch einen starken Marketingeffekt: „Wir wollten einen Teil unserer Kunden in Shareholder verwandeln, damit sie unser Angebot bekannter machen“, sagt Gründer Esser, „wir wollten einen Hype generieren.“

Das ist dem Gründertrio gelungen: Rund 1.000 Privatinvestoren zeichneten rund 300.000 Anteile und statteten Urbanara mit drei Millionen Euro aus. Mit dem Geld will das Startup sein Produktportfolio erweitern und sein Marketing verbessern, Werbekampagnen starten und Ladenkonzepte umsetzen, um in drei Jahren in ganz Europa bekannt zu sein. Seit dem 11. November können Urbanara-Aktien über die Crowd-Investing-Plattform Bergfürst gehandelt werden.

Bereits in der ersten Woche legte der Kurs um mehrere Prozent zu. „Nicht jeder hat daran geglaubt, dass wir es schaffen“, sagt Gründer Esser, „umso stolzer sind wir, dass es so gut geklappt hat.“

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