Startups Unternehmensgründungen, die Lebensversicherung Deutschlands

Innovativen Gründer sichern mit ihren Ideen und ihrer Risikobereitschaft langfristig den Wohlstand der Gesellschaft. Deshalb muss Deutschland für bessere Rahmenbedingungen sorgen.

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Mit diesen Typen sollten Sie ein Unternehmen gründen
Gründer und Co-Founder„Nur weil sich zwei Menschen privat, beim Feiern und Kaffee trinken gut verstehen, heißt das noch lange nicht, dass sie auch gut zusammenarbeiten können“, warnt Thorsten Reiter, dessen Buch „Start up – Jetzt! Endlich loslegen und es richtig machen“ gerade im Campus-Verlag erschienen ist. Er rät eher davon ab, im Freundeskreis nach potentiellen Mitgründern zu suchen und empfiehlt statt dessen sich im Kreis derer umzusehen, mit denen man bereits zusammengearbeitet hat. „Jeder Gründer muss den Geschäftspartner finden, der zu ihm passt und der die eigenen Fähigkeiten komplettiert.“ Reiter hat gewisse Charaktere ausgemacht, die in Kernteams vieler erfolgreicher Gründungen vertreten sind... Quelle: dpa
Visionäre, Leader und ProjektmanagerViele Gründer fallen in diese Kategorie, denn sie haben das große Ganze vor Augen und die Fähigkeit, andere für ihre eigenen Ziele zu begeistern. Sie rücken mit dem Holzhammer an, wenn es um die Umsetzung von Strategien geht und haben selten Zeit für Details. Die Teammitglieder bekommen immer wieder Sprüche wie: „Ich weiß nicht wie, aber ich weiß, dass!“ oder „Geht nicht, gibt’s nicht!“ zu hören. Reiter: „Sie sind beinahe idealistisch kompromisslos und profitieren von einem starken Team, das sie herausfordert und ergänzt.“ Quelle: dpa
Techies und EntwicklerWenn sie nicht gerade Minecraft spielen, sind das die Geeks im Team. Sie hacken scheinbar unzusammenhängende Zahlen- und Buchstabenkombinationen in die Matrix hinein und verstehen das Produkt wie niemand sonst. Das Problem ist nur: Sie halten die Vorteile für so eindeutig, dass sie sie nicht vermitteln können. „Ohne sie gäbe es kein Produkt – wären sie ohne Team“, sagt Reiter, „würde es sich nie verkaufen und letztlich als Open-Source-Lösung irgendwo im Netz landen Quelle: dpa
DesignerAuch dieser Charakter lässt sich häufig in Gründungsteams finden. Sie sind die Schöngeister, die Künstler des Teams. Egal ob in digitaler oder analoger Form, ihr Auge für Schönheit macht das Produkt für ein breites Publikum erst interessant und benutzbar. Reiter: „Eine Enge Zusammenarbeit zwischen ihnen und den Entwicklern ist essenziell für jede erfolgreiche Produktinnovation.“ Quelle: dpa
Marketer und Sales-People„Wenn der Preis stimmt, würden sie sogar ihre Großmutter verkaufen“, so das klare Urteil von Thomas Reiter über die Verkaufstalente im Team. Sie bringen das Produkt unter die Leute, verstehen den Markt und die Kundenwünsche. Für den Experten sind diese Kenntnisse in der Gründungsphase unerlässlich – Sales-Personal kann auch später angeheuert werden. Quelle: REUTERS
Buchhalter und Finance-PeopleFrüher oder später braucht jedes Gründungsteam Leute, die sich um die Zahlen kümmern. Auch wenn viele Start-ups diesen Part oft extern auslagern, ist jemand, der die Zahlungsströme versteht laut Reiter im Kernteam „sehr zu empfehlen.“ Manchmal wird die Rolle indirekt von Financiers wie dem Venture Capitalist übernommen, die darüber wachen, dass Einnahmen und Ausgaben ausbalanciert sind oder in der Wachstumsphase zumindest die prognostizierten Ziele erreicht werden. Quelle: dpa Picture-Alliance
Administrator und Office-ManagerDie Leute fürs Detail – sie dürfen in keinem Gründer-Team fehlen. Denn: „Während die Visionäre die langfristige Strategie im Auge haben und Techies sich um die Weiterentwicklung des Produkts kümmern, sollte es jemanden geben, der die täglich anstehenden Aufgaben im Blick hat“, rät Thomas Reiter. Er sagt es ist essentiell, das Tagesgeschäft nicht ständig selbst überwachen zu müssen, sondern sich auf das Wachstum des gesamten Unternehmens konzentrieren zu können. Quelle: AP

Volkswagen, BMW oder Siemens – die großen Unternehmen machen mit immer neuen Umsatz- und Erlösrekorden auf sich aufmerksam. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung innovativer Unternehmensgründungen für die Volkswirtschaft in der öffentlichen Wahrnehmung ab. Die Zahlen in diesem Bereich sind alarmierend, seit Jahren ist die Anzahl an Vollerwerbsgründungen rückläufig - branchenübergreifend.

Dabei sind es gerade die innovativen Gründer, die mit ihren neuen Ideen und ihrer unternehmerischen Risikobereitschaft langfristig den Wohlstand unserer Gesellschaft sichern. Die großen Unternehmen von heute haben vor vielen Jahren als Startup begonnen und waren in der Regel geprägt durch mutige Unternehmerpersönlichkeiten.

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Wie groß die Bedeutung von innovativen Startups für bestehende Unternehmen ist, zeigt der Aufbau von Inkubatoren, also Gründungszentren, die Unternehmen bewusst außerhalb ihrer eigentlichen Unternehmensorganisation ansiedeln. Etablierte Unternehmen profitieren dabei vor allem von der Geschwindigkeit, die Startups aufweisen, von einer Kultur, in der Neues entstehen kann und nicht selten lässt sich das schrumpfende traditionelle Unternehmensgeschäft auf diese Weise auffangen.

Attraktiver Standort für kreative Köpfe

Für die CDU bietet sich mit der Förderung von Startups und Gründungen noch in dieser Legislaturperiode die Möglichkeit, sich wirtschaftspolitisch wieder stärker zu profilieren. Möglichkeiten zur Förderung innovativer, junger Unternehmen gibt es einige. Es fehlt in der Regel nicht am Geld, sondern an günstigen Rahmenbedingungen. Im Folgenden werden fünf zentrale Forderungen aufgestellt, die zu einer Verbesserung dieser Rahmenbedingungen führen können.


Deutschland hat Talente, aber im weltweiten Wettbewerb sind wir nicht in allen Bereichen führend. Deutschland verfügt aber auch über einen exzellenten Lebensstandard und gute infrastrukturelle Voraussetzungen. Dies macht den Standort für kreative Köpfe attraktiv, sofern sie hier auch gute Entwicklungsmöglichkeiten geboten bekommen. Deutschland sollte seinen Standortvorteil nutzen und weltweit an den besten Universitäten aktiv nach den größten Talenten suchen. Diese Suche könnte über gezielte Projektthemen oder mit Hilfe von Stipendien aus dem Kreis der großen Unternehmen unterstützt werden. Der Staat unterstützt die Form der Talentsuche und stellt sicher, dass im Sinne einer Willkommenskultur zum Beispiel Aufenthaltsgenehmigungen einfach erteilt und Entwicklungsmöglichkeiten gegeben sind.

Das Venture Capital Gesetz muss zeitnah umgesetzt werden, so wie es im Koalitionsvertrag festgeschrieben wurde. Dieses Gesetz würde die Investition für Venture Capital Geber sicherer machen und Investitionen in innovative Startups damit fördern.

Die größten Hürden für Unternehmensgründungen

Privates Kapital könnte über ein eigenes Marktsegment an der deutschen Börse stärker für die Investition in innovative Startups genutzt werden. Anleger sind in Zeiten niedriger Zinsen durchaus bereit, in Bereiche mit höherem Risiko, aber entsprechend höherer Renditeerwartung zu investieren. Das eigene Marktsegment würde den innovativen Startups damit eine weitere Plattform schaffen, an Kapital zu kommen und ihre Vorhaben zu finanzieren.

Die größten Hemmnisse für Unternehmensgründungen

Mit einer Legaldefinition eines „innovativen KMUs, bzw. Startups“ im Steuerrecht hätte der Gesetzgeber fortan die Möglichkeit, gezielt Forschungs- und Entwicklungsausgaben steuerlich zu begünstigen. Diese Förderung würde unmittelbar Innovation in den Unternehmen treiben und dafür sorgen, dass Gewinne aus innovativen Ideen unmittelbar wieder reinvestiert würden.

Stolperstein Bürokratie

Die größte Hürde für Unternehmensgründungen kann schließlich der Gesetzgeber direkt angehen, die Abschaffung bürokratischer Hürden. Eine Unternehmensgründung ist weiterhin ein administrativ äußerst aufwendiger Prozess, behindert durch Restriktionen und Auflagen. Für Unternehmensgründungen sollten die Berichtspflichten noch stärker reduziert werden. Außerdem sollte durch ein kontinuierliches, bundeseinheitliches E-Government eine einheitliche Anlaufstelle geschaffen werden, die serviceorientiert die Unternehmensgründer unterstützt.

Damit könnten zahlreiche Meldungen und Behördengänge gebündelt werden. Ein solcher „One-Stop-Shop“ könnte zum Beispiel bei den IHKen und Handwerkskammern angesiedelt sein, wie es aktuell zum Beispiel in Berlin erfolgreich gestaltet wird. Generell wird die öffentliche Verwaltung noch zu selten als Standortfaktor begriffen.

Ein wettbewerbsfähiger Staat versteht die Menschen auch als seine Kunden; er denkt in Prozessen und Ergebnissen – nicht in Aufgaben und Zuständigkeiten. Dabei müssen wir vermeintliche Hürden, wie beispielsweise unsere hohen Ansprüche an Datensicherheit und –schutz, als Chance nutzen und zum Exportschlager machen. Für den Erfolg aller E-Government-Aktivitäten braucht es daher den unbedingten politischen Willen - E-Government darf nicht länger als rein technisches oder rechtliches Thema angesehen werden.

Aber auch hier gilt: Ohne haushaltspolitische Flankierung bleiben alle Konzepte in der Theorie verhaftet. Das Regierungsprogramm "Digitale Verwaltung 2020" muss mit einem ausreichenden Investitionsbudget unterfüttert werden.

Unsere Vorschläge sind keine abschließende Auflistung, sondern zeigen einen Teil der umfangreichen Möglichkeiten auf.

Wir sollten jetzt die Gelegenheit der guten wirtschaftlichen Lage in Deutschland nutzen, Deutschland langfristig zu stärken. Dies geht nur mit Hilfe einer umsichtigen Wirtschaftspolitik, die als Förderer der Wirtschaft für die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze sorgt, anstatt über immer neue Restriktionen sowie Berichts- und Meldepflichten weitere Verwaltungskosten zu verursachen. Die Zeit, damit wieder zu beginnen, ist jetzt.

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