Wagnisfinanzierung Wie Konzerne neue Ideen kaufen

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Die Dubai Marina - hier hat das Münchner Unternehmen 3M GTG mithilfe von 3M seine Vision der digitalen Außenwerbung realisiert. Quelle: REUTERS

Allerdings erwirbt der Konzern dabei nur Minderheitsbeteiligungen. "Wir wollen die Unternehmen nicht schlucken oder Kapital aus einem späteren Börsengang schlagen", betont Stefan Gabriel. Ziel sei eine strategische Zusammenarbeit und Unterstützung bei Forschung, Entwicklung und Vertrieb – spätere Ehe nicht ausgeschlossen.

Die Eigenständigkeit des jungen Unternehmens soll durch das finanzielle Engagement eines Konzerns um jeden Preis erhalten bleiben.

Im Idealfall profitieren davon beide Seiten: Der Geldgeber nutzt das Know-how der Startups, die ihrerseits neue Märkte bedienen und den Boden für eigene Produkte aufbereiten; den Startups wiederum helfen die globalen Geschäftsbeziehungen ihres Partners und die Vertriebsstrukturen: Sie bekommen Zugang zu technischer Expertise und können mit dem guten Namen ihres Sponsors neue Kunden anwerben.

3M gilt in der CVC-Szene als Paradebeispiel für diese neue Betreuungskultur. "Doch die Konkurrenz schläft nicht", beschreibt CVC-Manager Gabriel den Wettlauf um strategische Partnerschaften. Mit dabei sind Technologieriesen wie Apple, Microsoft, IBM, Intel oder Texas Instruments, aber auch deutsche Großkonzerne wie RWE, Bosch und Siemens.

Alle seien "auf der Suche nach strategischem Mehrwert", sagt Götz Hoyer, Partner der Münchner Beratungsgesellschaft FHP Private Equity Consultants und intimer Kenner der CVC-Aktivisten.

Auf etwa 60 Millionen Euro schätzt er das Budget, mit dem im vergangenen Jahr in Deutschland jungen Unternehmen über Corporate-Venture-Beteiligungen geholfen wurde.

Es geht um Innovationen

Dabei legen die Sponsoren vor allem Wert darauf, finanziell keine unkalkulierbaren Risiken einzugehen – denn viele Kapitalgeber verspekulierten sich in den Neunzigerjahren, als die New Economy boomte und die Nachfrage nach Technologieaktien weltweit explodierte.

Damals saß das Geld für vermeintlich neue Stars noch äußerst locker. Als die Spekulationsblase im Frühjahr 2000 jedoch platzte, endete auch der Hype.

Innerhalb von zwei Jahren sanken die Investitionen in potenzielle Hoffnungsträger von knapp einer Milliarde Euro auf 337 Millionen Euro – ein Absturz von 68 Prozent. In Deutschland rutschte der CVC-Beitrag im gleichen Zeitraum von rund 209 Millionen auf 121 Millionen Euro runter.

"Die große Euphorie der Neunzigerjahre hat zu hohen Verlusten geführt", erklärt Ottmar Schneck, Professor für Banking, Finance & Risk an der ESB Business School in Reutlingen, "und zu größerer Vorsicht."

Kleines Risiko, hohe Chancen

Deshalb versuchen Kapitalgeber heute, ihre Investitionen möglichst klein zu halten – vor allem, um das Risiko zu minimieren.

Zwischen zwei bis zehn Millionen Euro lässt sich zum Beispiel 3M solch eine Liaison kosten – Managementberatung sowie Unterstützung bei der Entwicklung und Vermarktung inklusive.

Bevor ein Kandidat allerdings im Treibnetz der CVC-Fischer hängen bleibt, wird er bereits im Vorfeld gründlich sondiert. Dabei vertraut Gabriel auf ein weltweites Netzwerk aus Inkubatoren, Universitäten und Forschungseinrichtungen. Dazu zählen unter anderem das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und die Fraunhofer-Gesellschaft.

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