Zahlenfrau-Kolumne
Eine junge Frau beim Bewerbungsgespräch. Quelle: DigitalVision/Getty Images

Was wir in Zukunft arbeiten werden

„Was willst du werden, wenn du groß bist?“ Hat man Sie das als Kind auch immer gefragt? WiWo-Kolumnistin Miriam Wohlfarth wurde die Frage oft gestellt, ihre Antwort hat sich immer wieder verändert. Was lässt sich daraus ableiten?

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Als kleines Kind wollte ich Sängerin werden – ich kannte alle Schlager auswendig und sah mich auf den Bühnen der Welt. Als Jugendliche waren meine Wünsche ganz woanders: Ich wollte Botschafterin werden. Politisches Interesse war in mein Leben getreten und ich träumte von einer Laufbahn im diplomatischen Dienst. Der Traum zerplatzte spätestens beim Abitur, denn mit einem Durchschnitt von 2.6 war ich „zu schlecht“ für die Diplomatie. Aber ich studierte unter anderem Politik, beendete aber mein Studium nicht, sondern ging in die Reisebranche.

Dort blieb ich circa sechs Jahre, bevor meine zweite Karriere als Unternehmerin begann. Da habe ich dann auch meine Berufung gefunden. Hätte mich aber früher jemand gefragt, ob ich Unternehmerin werden wollte – ich hätte nicht mal sagen können, was man da genau macht oder welche Ausbildung ich dafür brauche. Wir lernen Unternehmertum nicht in der Schule. Nun denn, spätestens jetzt kennt ihr auch alle meinen nicht sehr geradlinigen Werdegang.

Aber zurück zur Eingangsfrage. Die WirtschaftsWoche hatte Anfang 2020 einen Artikel veröffentlicht zu einer Studie der OECD mit dem Titel: „Kinder von heute träumen von Berufen von gestern.“ Die Studie hat 500.000 Schülerinnen und Schüler befragt, was sie werden wollen, wenn sie mal groß sind.

Die Top 5 Berufe unter Mädchen:

  • Lehrerin
  • Ärztin
  • Erzieherin
  • Psychologin
  • Krankenschwester

Die Top 5 Berufe unter Jungs:

  • Bereich Informations- und Kommunikationstechnik
  • Industriemechaniker
  • Automechaniker
  • Polizist
  • Lehrer

Und wer kennt ihn noch, den kleinen Drachen Grisu: „Ich will Feuerwehrmann werden.“ Auch der Feuerwehrmann ist einer der am häufigsten genannten Berufe unter Jungs.

Ich muss gestehen, dass mich das damals schon sehr überrascht hat. Eine große Herausforderung ist sicher, dass die Traumberufe oftmals mangelndem Wissen über den Arbeitsmarkt geschuldet sind. Denn es gibt durchaus „coole“ Jobs im technischen Umfeld, allerdings wissen viele Jugendliche nicht, was dort alles möglich ist.

In nur zehn Jahren entstehen komplett neue Berufsfelder

Ich bin dann noch mal selbst aktiv geworden und habe Google gefragt, welche „neuen“ Jobs in den letzten zehn Jahren entstanden sind. Und das ist echt spannend. Folgende Jobs gab es vor rund zehn Jahren noch nicht:

  • Podcast Producer
  • Blockchain Analyst
  • Social Media Influencer
  • Self-Driving Car Mechanic

Und das war auch nicht das Ende meiner Suche, sondern ich habe auch gegoogelt, welche Jobs es heute noch nicht gibt, es in Zukunft höchstwahrscheinlich aber geben wird. Darunter habe ich dann so spannende Berufe gefunden wie Telesurgeon, AI Ethicist oder Personal Data Broker.

Und während es Telemedizin tatsächlich mittlerweile schon gibt, wäre der Telesurgeon, also ein Chirurg, der per Videoschalte von einem anderen Arzt angeleitet wird, nochmal eine ganz neue Ebene. Telemedizin kann in ländlichen Gegenden und besonders in Afrika heute schon einen sehr großen Unterschied machen. Nicht überall in entlegenen Gegenden gibt es Spezialisten und mittels neuester Technologien können Ärzte von Fachärzten angeleitet werden und so mitunter Leben retten.

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Den Beruf Personal Data Broker fand ich besonders exotisch. Was wir darunter genau zu verstehen haben, kann ich mir nur vage vorstellen – vor allem, wenn ich überlege, wie kritisch wir hierzulande mit unseren persönlichen Daten umgehen. Was löst der Begriff in euch aus? Neugierde oder Abschreckung? Bei mir definitiv Neugierde.

Ich habe die Begriffe übrigens sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch gesucht und die Antworten auf Englisch waren viel umfangreicher als auf Deutsch. Interessiert uns das hierzulande eventuell gar nicht so sehr?

Wie können wir Kinder auf zukünftige Jobprofile vorbereiten?

Die Frage aller Fragen, die ich mir allerdings stelle: Wie können wir sicherstellen, dass unsere Jugendlichen einen Überblick über die Vielfalt des Arbeitsmarktes bekommen und so eine Vorstellung davon entwickeln können, welche Jobs in Zukunft relevant sein werden?

Genau zu diesem Thema und zu dieser Frage hatte ich die Tage ein interessantes Gespräch mit Laura Bornmann und Jenny Maertens, die beide Anfang Oktober als Managing Director zu Start-up Teens und GenZ Talents dazugestoßen sind.

Beide Frauen sind Anfang 30 und befassen sich ab sofort verstärkt mit den Fragen, wie wir Jugendlichen von heute die Skills von morgen beibringen können. Und dabei immer mit der Frage im Hinterkopf: Welche Jobs wird es in Zukunft geben, die wir heute noch nicht mal absehen können? Und wie können wir unsere Kinder und Jugendlichen bestmöglich darauf vorbereiten? Übrigens werden wir zukünftig immer Ärzte, Lehrer oder Polizisten brauchen – aber es können ja nicht alle in diese drei Jobs gehen. Ein paar Aspekte aus unserem Gespräch würde ich euch gern erzählen, denn mich hat das Gespräch inspiriert – und ich habe ja eine Tochter, die jetzt in die Berufswelt einsteigt.

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