Kann das auch der Chef sein?
Ja. Ich habe es selbst erlebt. Wenn jemand chronisch unpünktlich ist, den man nicht gleich rauswerfen will. Dann macht man einen Konditionierungsplan und sagt: Sie stehen früher auf und versuchen schneller fertig zu werden. Da muss man trainieren. Angenommen, jemand kommt chronisch eine halbe Stunde zu spät. Dann sollte der Chef sagen: Sie kommen jede Woche fünf Minuten eher. Nicht gleich: Nächste Woche kommen Sie pünktlich, sonst fliegen Sie raus. Sondern langsam. Dann belohnt man ihn durch Aufmunterung. Das klappt bei manchen Menschen. Andere, bei denen auch das nicht zieht, muss man eben rausschmeißen. Auch wenn die um sechs Uhr aufstünden, würden die zu spät kommen, weil sie sich sagen, jetzt hab ich ja eine Stunde länger Zeit, um richtig genüsslich die Zeitung zu lesen.
Was passiert, wenn man merkt, dass man seine eigenen guten Vorsätze nicht einhalten kann?
Das kommt auf die Persönlichkeit an. Die einen nehmen es locker. Sie sagen: Ich bin so, wie ich bin. Es gibt Leute, die ständig einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen, weil sie unzuverlässig sind, und nichts dabei finden. Andere sind extrem enttäuscht von sich selbst. Wieder andere geben anderen Menschen die Schuld: Der Chef solle sich mal nicht so anstellen. Ob man sich gut ändern kann oder nicht, ist sehr früh angelegt. Ob genetisch oder frühkindlich geprägt, die Veränderungsfähigkeit ist individuell ziemlich genau festgelegt. Dem einen fällt es leicht, dem anderen schwer.
Hängt das mit der Intelligenz zusammen?
Nein, leider nicht. Das ist völlig abgekoppelt von Intelligenz und anderen Eigenschaften.
Nehmen Sie sich selbst eigentlich auch vor, im nächsten Jahr etwas anders zu machen?
Da ich neben meiner Professur auch eine Firma habe, muss ich immer für das kommende Jahr viele Termine planen. Die letzten Monate vor Weihnachten sind immer grausam. Da nehme ich mir immer vor: Nächstes Jahr passiert mir das nicht mehr. Das ist dann der eben genannte berühmte Irrtum. Es würde nur funktionieren, wenn ich meiner Assistentin sagte: Du kannst mich tot hauen, wenn ich wieder so viele Termine mache. Nur so geht es. Hindere mich daran, diese Fehler zu machen! Treib mich mit aller Brutalität dazu, mehr Sport zu machen, weniger zu rauchen, was auch immer. Sonst wird das nichts. Man selbst betrügt sich bewusst oder unbewusst pausenlos. Man muss nicht immer gleich zum Psychiater rennen. Man muss jemanden haben, der einen richtig in die Mangel nimmt. Wenn ich weiß, ich muss dies und das dringend ändern, dann muss ich Ziele vereinbaren mit jemandem, der aufpasst wie ein Schießhund. Und ansonsten muss man eben langmütig und geduldig mit sich selbst sein.