Akademiker und Meister Wo die meisten Hochqualifizierten wohnen

In Deutschland beginnen immer mehr Menschen hochqualifizierende Bildungsgänge. Neben einem Studium zählen dazu auch etwa eine Meister-, Techniker- oder Erzieherausbildung. Quelle: dpa

Die Erkenntnis, dass sich ein hoher Bildungsabschluss lohnt, hat sich wohl durchgesetzt. Immer mehr Menschen streben an Hochschulen oder Berufsakademien. Doch es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern.

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Die Zahl der jungen Menschen in Deutschland, die ein Studium oder eine vergleichbare höhere Ausbildung absolvieren, steigt weiter an. Das ist die eine Nachricht, die aus der neuen OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2019“ hervorgeht. Doch die statistischen Ämter des Bundes und der Länder haben die OECD-Daten nun genauer ausgewertet und regional große Unterschiede festgestellt – und das ist eben die andere, deutlich drastischere Nachricht: In manchen Bundesländern wie Niedersachsen oder Schleswig-Holstein ist der Anteil an Akademikern und Fachhochschülern nämlich erheblich geringer und in den vergangenen Jahren auch nicht so stark angestiegen wie anderswo.

Die OECD-Studie berücksichtigt in der Studie Anfängerinnen und Anfänger im sogenannten Tertiärbereich. Nach der „International Standard Classification of Education (ISCED)“ der UNESCO sind damit zweijährige Fachschulausbildungen als Techniker oder Betriebswirt, Meister oder Fachwirte sowie Studiengänge an Fachhochschulen, Berufsakademien oder Universitäten gemeint.

In Deutschland haben 2017 sechs von zehn Schulabgängern einen dieser Wege eingeschlagen. Im Vergleich zu 2006 ist das schon einmal eine deutliche Steigerung. Damals lag die Anfängerquote im Tertiärbereich bundesweit noch bei 43 Prozent.

RegionStudienjahrAnfängerquote im
Tertiärbereich (%)
Baden-Württemberg

2006

2017

53,0

64,1

Bayern

2006

2017

42,5

53,1

Berlin

2006

2017

51,7

92,0

Brandenburg

2006

2017

25,3

46,9

Bremen

2006

2017

66,3

82,3

Hamburg

2006

2017

60,7

80,3

Hessen

2006

2017

51,9

64,8

Mecklenburg-Vorpommern

2006

2017

29,0

54,7

Niedersachsen

2006

2017

34,8

43,9

Nordrhein-Westfalen

2006

2017

44,4

63,7

Rheinland-Pfalz

2006

2017

43,1

53,8

Saarland

2006

2017

41,8

65,0

Sachsen

2006

2017

42,4

68,9

Sachsen-Anhalt

2006

2017

28,3

55,9

Schleswig-Holstein

2006

2017

30,9

39,3

Thüringen

2006

2017

35,2

62,0

Deutschland

2006

2017

43,3

60,0

OECD-Durchschnitt201764,9

Heruntergebrochen auf die Länder führt Berlin die Liste an: 92 Prozent entschieden sich 2017 in der Hauptstadt für eine Qualifizierung in dem tertiären Bereich. Im Jahr 2006 lag diese Quote noch bedeutend niedriger bei 51,7 Prozent. Thüringen (2006: 35,2 Prozent; 2017: 62 Prozent) oder Sachsen-Anhalt (2006: 28,3 Prozent; 2017: 55,9 Prozent) haben in den vergangenen Jahren einen ähnlich steilen Anstieg erlebt. Insgesamt liegen fünf Bundesländer über dem OECD-weiten Schnitt von 64,9 Prozent.

Der Erfolg der Stadtstaaten oder auch der von Sachsen (68,9 Prozent in 2017) oder des Saarlands (65 Prozent) erklären die statistischen Ämter des Bundes und der Länder in ihrer Publikation „Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich 2019“ wie folgt: „Einflussfaktoren für die Entwicklung der Anfängerquote nach dem Land des Studienortes sind in erster Linie die Attraktivität des Studienstandortes für in- und ausländische Anfängerinnen und Anfänger und die Veränderungen im Angebot an Studienplätzen beziehungsweise beruflichen Bildungsgängen.“

Alte Lehrer und viel MINT

Für die Bundeshauptstadt halten die Daten eine weitere Überraschung parat: Berlin, das in anderen Bildungsvergleichen oft schlecht abschneidet, scheint das Zentrum der Hochausgebildeten zu sein. Die Berliner Bevölkerung hat im bundesweiten Vergleich den größten Anteil hoch qualifizierter Einwohner: 42 Prozent der 25- bis 64-Jährigen haben studiert, eine Meister-, Techniker- oder Erzieherausbildung absolviert oder haben einen Doktortitel.

Bundesweit hat inzwischen fast jeder Dritte (29 Prozent) einen höheren Abschluss im sogenannten Tertiärbereich. Die heute 25- bis 64-Jährigen haben dabei besonders oft Abschlüsse in den Bereichen Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, sowie Wirtschaft, Verwaltung und Recht in der Tasche.

Die Frauen haben die Männer inzwischen überholt: Bei den 25- bis 34-Jährigen war in fast allen Bundesländern der Anteil der Frauen mit Abschluss im Tertiärbereich höher als der Männeranteil. Bei den Gehältern gibt es dennoch weiter große Unterschiede zu Gunsten der Männer, hatten die jüngsten OECD-Daten für Deutschland am Dienstag gezeigt.

Im OECD-Vergleich liegt Deutschland in einem Feld ganz vorne: 2017 lag der Anteil der Anfängerinnen und Anfänger bei hochqualifizierenden Bildungsgängen im MINT-Bereich – also den naturwissenschaftlich, mathematisch und technisch orientierten Fächern – bei 39 Prozent. Bundesweit stechen Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil hervor.

Eine weitere Erkenntnis aus dem Ländervergleich: Die Lehrer sind in Deutschland älter als im OECD-Durchschnitt, aber auch hier gibt es Unterschiede. So ist zum Beispiel an Grundschulen im Saarland nur jeder vierte Lehrer über 50, in Mecklenburg-Vorpommern ist es mehr als jeder zweite.

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