„Ich habe die Frist für meinen nicht zulassungsbeschränkten Studiengang verpasst“, erzählt Sarah. Nicht, weil sie es verbummelt hat. Sie lag mit einer dicken Grippe und Fieber im Bett. Deshalb habe sie ihr Abizeugnis nicht rechtzeitig wegschicken können.
Marc hat sich wegen familiärer Gründe zu spät für das Wintersemester 2017 bei der Uni gemeldet. Sein Vater ist gestorben und er hatte andere Dinge im Kopf, als den Stichtag der Hochschule. Und Christina habe schlicht "völlig übersehen, dass Gießen auch für zulassungsfreie Studiengänge eine Frist bis zum 15.7. hat." Dort wollte sie Jura studieren.
Drei unterschiedliche Fälle, eine Gemeinsamkeit: das Versäumnis. Die angehenden Studenten fürchten, ein Semester warten zu müssen, um sich erneut an den Universitäten ihrer Wahl für ihr Wunschstudium einschreiben zu können. Denn bei vielen Unis ist die Frist bereits abgelaufen.
„Hat der Bewerber die Frist schlichtweg versehentlich verstreichen lassen, sind die Chancen für eine nachträgliche Einschreibung - jedenfalls bei zulassungsbeschränkten Studiengängen - sehr gering“, sagt ein Sprecher der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Zulassungsbeschränkt - also „mit NC“ ist hier allerdings das Zauberwort.
Tipps für die Studienplatzsuche in letzter Minute
Auf www.freie-studienplaetze.de informiert die Stiftung für Hochschulzulassung über Hochschulen, in denen es wenige Wochen vor Semesterbeginn noch freie Studienplätze gibt.
Manche Hochschulen bieten – wenn in einem Jahr zu wenig Anmeldungen eingegangen sind – Nachrück-Programme an. Dafür müssen Sie sich ganz normal bewerben und oft auch einen Eignungstest bestehen. Aber die Aussichten sind gut.
Wenn das Studium für Sie ohnehin nur ein schneller Weg in den Beruf in der Wirtschaft sein soll, könnte ein duales Studium mit fest integrierten Praxisblöcken eine Alternative sein. Dazu brauchen Sie in der Regel nur den Platz beim Ausbildungsbetrieb, der Studienplatz ist dann gesichert. Es gibt Unternehmen, die auch in den letzten Wochen noch Bewerber als duale Studenten nehmen.
Ein Studium im Ausland kann eine Option sein, denn in einigen Ländern sind deutsche Studenten auch noch kurz vor Semesterbeginn willkommen. Möglicherweise höhere Kosten und natürlich die die Sprachbarriere müssen Sie in Kauf nehmen.
Wer ein Fach studieren möchte, dass nicht oder nur regional zulassungsbeschränkt ist, hat nämlich nicht zwangsläufig Pech gehabt. Allgemein haben angehende Studenten auch nach Ende der Frist vier Möglichkeiten, doch noch an einen Studienplatz zu kommen.
Möglichkeit eins: Woanders nach zulassungsfreien Studiengängen suchen
Insgesamt studieren in Deutschland derzeit rund 2,8 Millionen Menschen. Nicht an jeder Uni herrscht der gleiche Andrang und Fächer, die in Berlin völlig überlaufen sind, sind in Heidelberg vielleicht kaum nachgefragt. Für Studenten heißt das: Nur weil BWL an der HTW Berlin mit Numerus Clausus belegt ist und man sich entsprechend früh um einen Platz bewerben musste, heißt das nicht, dass der Traum von der Betriebswirtschaftslehre ausgeträumt ist. Andere (Fach-)Hochschulen, an denen der Andrang geringer ist, haben mitunter spätere Fristen. Wer sich beispielsweise für ein BWL-Studium an der FH-Münster entscheidet - hier ist BWL nicht zulassungsbeschränkt - hat mit der Bewerbung noch Zeit bis zum 15. August.
Wo die Hürden für Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften besonders hoch sind - und wo nicht
Zum Wintersemester 2016/2017 sind deutschlandweit 52,9 Prozent aller Studiengänge aus dem Fachbereich Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zulassungsbeschränkt. Heißt: Ohne einen bestimmten NC wird es mit dem Jura- oder BWL-Studium nichts.
Wer in Baden-Württemberg ein Fach aus dem Bereich Ingenieurswissenschaften studieren möchte, braucht ein gutes Abiturzeugnis: 65,9 Prozent der Fächer haben einen NC.
Im Freistaat sind die Universitäten schon deutlich entspannter, wie die Daten des CHE zeigen: Nur 40,4 Prozent der Fächer haben einen NC.
Überdurchschnittlich hoch sind die Zulassungsbeschränkungen für angehende Juristen, Wirtschafts- oder Sozialwissenschaftler in der Bundeshauptstadt. In Berlin haben 55 Prozent der entsprechenden Studienfächer einen NC.
In Brandenburg ist NC-Quote mit 52,2 Prozent nur unwesentlich geringer.
Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil an Fächern mit NC in Bremen: 80,8 Prozent sind zulassungsbeschränkt. Einen höheren Anteil gibt es nur noch im Saarland.
In Hamburg müssen angehende Juristen & Co. bei 51,6 Prozent der Fächer mit einem Numerus Clausus rechnen.
Wer in Hessen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studieren möchte, sollte wissen, dass an den dortigen Unis 50 Prozent der entsprechenden Fächer zulassungsbeschränkt sind.
In Mecklenburg-Vorpommern ist die NC-Quote in diesem Fachbereich bundesweit am niedrigsten: 28,8 Prozent der Fächer haben einen NC.
75,6 Prozent der Fächer aus dem Bereich Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind in Niedersachsen zulassungsbeschränkt.
An den Unis in Nordrhein-Westfalen haben 45,2 Prozent der Fächer einen Numerus Clausus.
In Rheinland-Pfalz ist der Zugang zu einem entsprechenden Studienfach etwas höher. Der Anteil an Zulassungsbeschränkungen liegt bei 49 Prozent.
Am größten sind die Hürden im Saarland: Hier gibt es auf 81,3 Prozent der Fächer einen NC.
In Sachsen beträgt der Anteil dagegen 49,1 Prozent.
Auch Sachsen-Anhalt ist mit 46,1 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.
In Schleswig-Holstein beträgt der Anteil zulassungsbeschränkter Fächer 59,6 Prozent.
In Thüringen haben 37,2 Prozent der Fächer einen NC.
Dass eine Uni keinen NC erhebt, ist aber nicht automatisch Garant dafür, dass die Einschreibefrist später endet. BWL an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ist beispielsweise nicht zulassungsbeschränkt und die Frist ist trotzdem am 15. Juli abgelaufen. An der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) müssen sich angehende Studierende zwischen dem 1. August und dem 29. September für das im Oktober beginnende Wintersemester einschreiben.
Für Abiturienten, die die Frist an ihrer Traum-Uni verpennt haben, heißt das: Wer flexibel ist und sich ein bisschen Arbeit macht, kann sich - je nach Hochschule - noch bis September für das kommende Wintersemester einschreiben.
Nur bei den Studiengängen, die bundesweit einen Numerus Clausus (NC) haben - Medizin, Tier- und Zahnmedizin sowie Pharmazie - sind die Fristen so gut wie überall abgelaufen. "Hier besteht gegebenenfalls lediglich die Möglichkeit sich im Rahmen eines Losverfahrens auf frei gebliebene Studienplätze zu bewerben", so der Sprecher der HRK.
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Wer etwa an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) Medizin studieren will, kann sich im Hauptverfahren zwischen dem 14. und dem 23. August 2017 für einen Platz bewerben.
Möglichkeit zwei: die Studienplatzbörse der ehemaligen ZVS
Dann gibt es natürlich noch die Fächer, die nur an manchen Unis einen NC haben. Nämlich an den Hochschulen, wo der Andrang auf das jeweilige Fach besonders hoch ist. Das ist häufig bei Fächern wie Jura, BWL oder Psychologie der Fall. In Studiengängen ohne Zulassungsbeschränkung gibt es oft auch kurz vor und manchmal sogar kurz nach Semesterstart noch freie Plätze. Wer nicht alle Unis, die in Frage kommen, abtelefonieren möchte, ob nicht doch noch jemand abgesagt hat, kann sich zwischen dem 1. August und dem 31. Oktober über die Studienplatzbörse informieren, wo man sich noch nachträglich einschreiben kann.
Die Studienplatzbörse gehört zur „Stiftung für Hochschulzulassung“. Die ist den älteren Semestern besser bekannt als Zentrale Vergabestelle für Studienplätze oder ZVS. Dort können Jungakademiker angeben, welches Fach sie studieren wollen und an welche Unis sie am liebsten gehen möchten. Das geht sowohl für zulassungsbeschränkte als auch-freie Studienfächer. Über die Stiftung kommen also sowohl angehende Sprachwissenschaftler an einen Platz als auch künftige Gehirnchirurgen.
Tipps für Studienplatzbewerber
Abiturienten, die örtlich oder deutschlandweit zulassungsbeschränkte Fächer studieren wollen, sollten sich schon vor der Bewerbung bei der Hochschule oder der Stiftung Hochschulzulassung (hochschulstart.de) über die Chancen einer Kapazitätsklage informieren.
Die Widerrufsfrist auf dem Ablehnungsbescheid von Hochschulstart ist nicht maßgeblich für eine Kapazitätsklage. Hier gelten eigene Fristen, die sich je nach Bundesland und Fach unterscheiden und sich oft ändern.
Ein "regulärer" Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid von Hochschulstart hat sehr viel geringere Aussichten als Kapazitätsklagen. Denn beim Widerspruch geht es nur um die gemeldeten Studienplätze. Eine Kapazitätsklage versucht, zusätzliche Plätze ausfindig zu machen.
Dass die Stiftung ausgerechnet zu einem Platz an der Lieblings-Hochschule verhilft, ist allerdings nicht gesagt. Denn gerade bei den heißbegehrten Medizinplätze verteilt die Stiftung die Bewerber nach folgendem Schlüssel auf die freien Plätze:
• 20 Prozent der Studienplätze gehen an Bewerber mit den besten Abiturnoten
• 20 Prozent an Bewerber mit den meisten Wartesemestern
• 60 Prozent der Studienplätze werden nach den Kriterien der Hochschulen, die die NC-Fächer anbieten, verteilt. Davon können Bewerber profitieren, die nicht das beste Zeugnis haben, aber den Anforderungen einer Universität - katholisch, Sportler, viele Geschwister oder ähnliches - entsprechen.
Wo die Hürden für ein MINT-Studium besonders hoch sind und wo nicht
Bei dem angeblichen Mangel an MINT-Kräften verwunderlich: Zum Wintersemester 2016/2017 sind deutschlandweit 41,4 Prozent aller Studiengänge aus dem Fachbereich Mathematik und Naturwissenschaften zulassungsbeschränkt. Heißt: Ohne einen bestimmten Notendurchschnitt im Abitur wird es mit dem naturwissenschaftlichen Studium nichts.
Wer in Baden-Württemberg ein Fach aus dem Bereich Mathematik oder Naturwissenschaften studieren möchte, braucht ein gutes Abiturzeugnis: 59,9 Prozent der Fächer haben einen NC.
Im Freistaat sind die Universitäten schon deutlich entspannter, wie die Daten des CHE zeigen: Nur 31,1 Prozent der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer haben einen NC.
Fast doppelt so viele NC-Fächer gibt es in der Bundeshauptstadt. In Berlin sind 58,5 Prozent der entsprechenden Studienfächer zulassungsbeschränkt.
Auch hier: Nebenan sin die Hürden mit einem NC-Anteil von 30,2 Prozent schon deutlich geringer. Angehende Mathematiker, Physiker, Chemiker oder Biologen mit eher schlechtem Abischnitt sollten es also lieber in Potsdam versuchen, als in Berlin.
Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil an Fächern mit NC in Bremen: 55,6 Prozent sind zulassungsbeschränkt.
Hamburg hat den höchsten NC-Anteil bei naturwissenschaftlichen Studienfächern in ganz Deutschland: 92,1 Prozent der Fächer haben einem Numerus Clausus.
Wer Mathematik oder Naturwissenschaften studieren möchte, sollte sich statt in Hamburg besser an einer hessischen Universität einschreiben: Dort sind nur 28,1 Prozent der Fächer zulassungsbeschränkt.
Noch ein bisschen niedriger ist die Hürde in Mecklenburg-Vorpommern. Hier beträgt die NC-Quote 27,1 Prozent.
59,7 Prozent der mathematisch/naturwissenschaftlichen Studienfächer sind in Niedersachsen zulassungsbeschränkt.
An den Unis in Nordrhein-Westfalen haben 41,2 Prozent der Fächer einen Numerus Clausus.
In Rheinland-Pfalz ist der Zugang zu einem entsprechenden Studienfach dagegen am geringsten. Der Anteil an Zulassungsbeschränkungen liegt bei 17 Prozent.
Im Saarland gibt es auf 41,9 Prozent der Fächer aus dem MINT-Bereich einen NC.
In Sachsen beträgt der Anteil dagegen nur 21 Prozent.
Auch Sachsen-Anhalt ist mit 29,7 Prozent weit unter dem Bundesdurchschnitt.
In Schleswig-Holstein beträgt der Anteil zulassungsbeschränkter Fächer 34,1 Prozent.
In Thüringen haben 38 Prozent der MINT-Fächer einen NC.
Aber: Weil die Stiftung für Hochschulzulassung die Bewerber auf die jeweiligen Hochschulen verteilen muss, endete dort die Einschreibefrist auch schon am 15. Juli 2017 um 24:00 Uhr. Jedenfalls für alle, die 2016 oder noch früher ihr Abitur gemacht haben. Wer erst diesen Sommer die Prüfung abgelegt hat, hat noch Zeit bis zum 31. Juli 2017. Danach ist eine Bewerbung tatsächlich erst wieder im November möglich – nämlich für das kommende Wintersemester.
Möglichkeit drei: Losverfahren und Nachrückerplätze
Wer diese Frist verschläft, kann aber noch auf das sogenannte Clearingverfahren hoffen.
Wo die Hürden für ein Studium der Ingenieurswissenschaften besonders hoch sind - und wo nicht
Zum Wintersemester 2016/2017 sind deutschlandweit 40,6 Prozent aller Studiengänge aus dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften zulassungsbeschränkt. Heißt: Ohne einen bestimmten NC wird es mit dem Ingenieursstudium nichts.
Wer in Baden-Württemberg ein Fach aus dem Bereich Ingenieurswissenschaften studieren möchte, braucht ein gutes Abiturzeugnis: 63,6 Prozent der Fächer haben einen NC.
Im Freistaat sind die Universitäten schon deutlich entspannter, wie die Daten des CHE zeigen: Nur 44,1 Prozent der Fächer haben einen NC.
Ganz weit oben in punkto Zulassungsbeschränkungen für angehende Ingenieure ist die Bundeshauptstadt. In Berlin haben 69,5 Prozent der entsprechenden Studienfächer einen NC. Größer ist der Anteil nur noch im Saarland.
Direkt neben Berlin ist die NC-Quote mit 22,4 Prozent schon deutlich geringer. Angehende Ingenieure mit eher schlechtem Abischnitt sollten es also lieber in Potsdam versuchen, als in Berlin.
Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil an Fächern mit NC in Bremen: 53,6 Prozent sind zulassungsbeschränkt.
In Hamburg müssen angehende Ingenieure bei 47,4 Prozent der Fächer mit einem Numerus Clausus rechnen.
Wer Ingenieurswissenschaften studieren möchte, sollte sich vielleicht an einer hessischen Universität einschreiben: Dort sind nur 24,4 Prozent der Fächer zulassungsbeschränkt.
In Mecklenburg-Vorpommern beträgt die NC-Quote in den Ingenieurswissenschaften 10,4 Prozent und ist damit am zweitniedrigsten. Noch geringer sind die Hürden nur noch in Thüringen.
64,8 Prozent der ingenieurwissenschaftlichen Studienfächer sind in Niedersachsen zulassungsbeschränkt.
An den Unis in Nordrhein-Westfalen haben 32,3 Prozent der Fächer einen Numerus Clausus.
In Rheinland-Pfalz ist der Zugang zu einem entsprechenden Studienfach dagegen deutlich einfacher. Der Anteil an Zulassungsbeschränkungen liegt bei 15,7 Prozent.
Am größten sind die Hürden im Saarland: Hier gibt es auf 73,3 Prozent der Fächer aus den Ingenieurswissenschaften einen NC.
In Sachsen beträgt der Anteil dagegen nur 15,9 Prozent.
Auch Sachsen-Anhalt ist mit 20,4 Prozent weit unter dem Bundesdurchschnitt.
In Schleswig-Holstein beträgt der Anteil zulassungsbeschränkter Fächer 42,5 Prozent.
Nirgendwo in Deutschland ist es leichter, ein Ingenieursstudium zu beginnen, als in Thüringen. Nur zehn Prozent der Fächer haben einen NC.
Die meisten Hochschulen nehmen nämlich am sogenannten dialogorientierten Serviceverfahren teil. Das heißt, dass sich die Unis mit der Stiftung für Hochschulzulassung vernetzen und in einer Datenbank hinterlegen, wer sich dort für welchen Studiengang beworben – und am Schluss auch eingeschrieben hat. Bewerberinnen und Bewerber, die beispielsweise an der LMU ein Jurastudium beginnen, verschwinden automatisch aus allen anderen Ranglisten. Und schon werden Studienplätze in Heidelberg, Berlin oder Gießen wieder frei und können unmittelbar an nachrückende Bewerber vergeben werden.
Das funktioniert auch, wenn ein Bewerber die Frist verschlafen hat. Marc zum Beispiel könnte sich im Bewerbungsportal von hochschulstart.de anmelden und seinen Namen, sein Geburtsdatum und seine Adresse hinterlegen. Dafür bekommt er eine Bewerber-ID und eine Bewerber-Authentifizierungs-Nummer (BAN). Jetzt kann er sich für mehrere Studiengänge an verschiedenen Standorten eintragen und seine Wünsche priorisieren. Werden an den Universitäten Plätze in denen von Marc gewünschten Studiengängen frei, werden diese Plätze unter den Bewerbern verlost. Eine Garantie gibt es hier natürlich nicht, wohl aber eben eine Chance.
Möglichkeit vier: der Härtefallantrag
Für manche Bewerber gibt es noch ein weiteres Schlupfloch, nämlich die Härtefallregelung. Wer einen Härtefallantrag (oder auch Sonderantrag D) stellt und Recht bekommt, wird trotz verbummelter Frist sofort für das Studium zugelassen. Rund zwei Prozent der Studienplätze werden für diese Härtefälle freigehalten. "Hierfür muss der Bewerber regelmäßig einen Antrag bei der jeweiligen Hochschule stellen und wichtige Gründe für das Versäumen der festgesetzten Frist nachweisen. Ein wichtiger Grund kann dabei zum Beispiel eine Krankheit darstellen", so der HRK-Sprecher.
Einen solchen Platz bekommt man jedoch nicht, wenn man wie Sarah zwei Wochen die Grippe hatte und sich deshalb nicht rechtzeitig um einen Platz beworben, beziehungsweise zu spät auf den Zulassungsbescheid reagiert hat. Die Kriterien, die Hochschulen und auch die Stiftung für Hochschulzulassung an solche Härtefälle anlegen, sind streng: „Eine außergewöhnliche Härte liegt vor, wenn in der eigenen Person liegende besondere soziale oder familiäre Gründe die sofortige Aufnahme des Studiums zwingend erfordern“, heißt es bei der Stiftung für Hochschulzulassung.
Übersetzt sind all diejenigen Härtefälle, denen es nicht zuzumuten ist, ein Jahr beziehungsweise ein Semester zu warten.
Curriculum 4.0: Diese Hochschulen bieten zukunftsträchtige Studiengänge und Projekte an
Der Stifterverband fördert deutschlandweit und fächerübergreifend neue Studien- und Lernformen, die Studenten auf die digitale Zukunft vorbereiten. Die Inhalte müssen verbindlich im Lehrplan verankert sein und ganze Studiengänge zumindest aber curriculare Abschnitte oder Module, wie die Studieneingangsphase, umfassen und auf andere Fachbereiche oder Institutionen übertragbar sein. Zusätzlich fördert die Carl-Zeiss-Stiftung curriculare Reformprojekte aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften in den Ländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Thüringen.
Name: Gestaltungs-Kompetenzen für die Digitale Transformation durch Modul-Bausteine mit innovativen Lehrinhalten und Lehrmethoden (DigiTransMoBiL)
Inhalt: Das im Studiengang Wirtschaftsinformatik der Dualen Hochschule Baden-Württemberg angesiedelte Projekt DigiTransMoBiL setzt sich zum Ziel, die durch die digitale Transformation stärker geforderten Kompetenzen durch curriculare Weiterentwicklung noch besser im Studium abzubilden. Es besteht eine große Übertragbarkeit auf andere Studiengänge.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: InfoStuDi – Informatik studieren in der digitalen Gesellschaft
Inhalt: Die Hochschule Kaiserslautern plant eine umfassende Reform ihres Bachelorstudiengangs Informatik. Lernprozesse sollen zeitlich und örtlich flexibel gestaltet, selbständige Wissensaneignung durch Teamarbeit ausgebaut, die Mediennutzung im Studium intensiviert und die Herausbildung interpersonaler Kompetenz durch Peer-Gruppen gefördert werden. Ein Projekt mit Modellwirkung für viele andere Bildungsinstitutionen.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: Zeitliche Flexibilisierung und Individualisierung der Tiefe der Wissensvermittlung, Umstellung des didaktischen Konzepts der Kompetenzvermittlung
Inhalt: In diesem Projekt strebt die Hochschule Reutlingen eine Neugestaltung des Moduls "Grundlagen der Informatik" an. Zielsetzung sind die zeitliche Flexibilisierung und Individualisierung der Wissensvermittlung unter Berücksichtigung heterogener individueller Vorkenntnisse sowie die Umgestaltung des didaktischen Konzepts der Kompetenzvermittlung unter Verknüpfung und Neugestaltung digitaler Elemente in den ersten zwei Semestern.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: e-Portfolios
Inhalt: Das im Antrag vorgestellte e-Portfolio-Konzept ist fachlich in eine neue kompetenz-orientierte Studienstruktur eingebunden, die in allen vier Bachelorstudiengängen der Fakultät Information und Kommunikation im Wintersemester 16/17 eingeführt wurde. Mit Hilfe von e-Portfolios soll die Vernetzung von Studieninhalten gefördert und bei den Studierenden eine Reflexion über ihre individuelle Kompetenzentwicklung angeregt werden. Der Antrag überzeugt durch den konsequenten und systematischen Ansatz.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: Industrie 4.0 – Smart Learning Platform
Inhalt: Ziel des Vorhabens ist eine modellhafte Erprobung und Implementierung eines multimedialen und technologiebasierten Lernangebots für Studierende des 1. bis 6. Semesters. Der Antrag überzeugt durch eine klare inhaltliche Ableitung, intelligente Verknüpfung von digitalen Inhalten und Methoden sowie durch einen hohen Praxisbezug.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: Augmented Civil Engineereality (AuCity)
Inhalt: Im Projekt soll eine App entwickelt werden, die es ermöglicht, draußen auf der Baustelle die mit der Kamera erzeugten Bilder mit zusätzlichen Informationen zu versehen. Damit erfolgt praxisnahes Lernen vor Ort am konkreten Objekt, ein innovativer Ansatz mit praktischer Relevanz.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: LEAD – Learn Acting Digitally
Inhalt: Die RWTH Aachen entwickelt einen interdisziplinären Wirtschaftsingenieurwesen-Masterstudiengang im Blended-Learning-Format zur Förderung von Handlungs- und Managementkompetenzen für digitale Arbeitswelten mit dem Titel "Management and Engineering in Technology, Innovation, Marketing und Entrepreneurship (MME-TIME)" an. Ziel ist es, angehende Führungskräfte an eine neue Art des "digitalen Lernens" heranzuführen. Das vorbildhafte Projekt hat das Ziel, seinen Studierenden das Fachwissen und die Kompetenzen zu vermitteln, um sich erfolgreich und verantwortungsvoll in digitalen Arbeitswelten zu bewegen.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: Learning Innovation Engineering. Reform-Initiative zur technikbasierten und kompetenzorientierten Lehre im Maschinenbau
Inhalt: Das Projekt der TU Chemnitz reagiert auf die sich verändernden Kompetenzanforderungen im Bereich cyber-physischer Produktionssysteme, indem es den Masterstudiengang Systems Engineering auf hohem Niveau digital-didaktisch neu konzipiert – von der Lernzielformulierung über die Prüfungsgestaltung bis hin zum Technologieeinsatz und der Lernorganisation – und als berufsbegleitenden Weiterbildungsmaster für Ingenieure anbietet. Angelegt als Innovationsprozess, der alle Beteiligten, also Lehrende, Studierende, wie auch Praxis- und Forschungspartner, über ein "Netzwerkdreieck Praxis-Lehre-Forschung" aktiv einbindet, soll so ein nachhaltiger Beitrag zur Modernisierung der Ingenieursausbildung im Kontext Industrie 4.0 geleistet werden.
Das Projekt der TU Chemnitz wird zusätzlich von der IHK Chemnitz gefördert.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: Vorgehensweisen, Methoden und Werkzeuge zur Entwicklung von Industrie 4.0-Geschäftsmodellen im Mittelstand
Inhalt: Das Reformprojekt der Universität Magdeburg erweitert den grundständigen und künftig auch berufsbegleitenden Master-Studiengang "Integrated Design Engineering" um neue Module sowie moderne Lern- und Studienformen mit dem Ziel, mittelständischen Maschinen- und Anlagenbauern praxisnah die Vorgehensweisen, Methoden und Werkzeuge zur Entwicklung eigener Industrie 4.0-Geschäftsmodelle zu vermitteln. Darüber hinaus soll ein Prozessmodell entstehen, das sich als standardisierte Vorlage für die Entwicklung derartiger innovativer, arbeitsintegrierter Lernangebote eignet und das neue Format für Unternehmen und Hochschulen adaptierbar macht.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: Medizin im digitalen Zeitalter
Inhalt: Durch die Digitalisierung verändert sich auch der Ärzteberuf. Diesem veränderten Qualifikationsprofil will das Projekt Rechnung tragen, indem Studierenden Kompetenzen im Umgang mit der digitalen Medizin vermittelt werden. Dies geschieht didaktisch im Rahmen eines Blended Learning-Konzepts und inhaltlich durch eine Schwerpunktsetzung auf Themen wie mHealth, Telemedizin und Möglichkeiten der digitalen Kommunikation.
Das Projekt der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wird zusätzlich von der Biogen GmbH gefördert.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: Agiles Curriculum Wirtschaftsingenieurwesen
Inhalt: Durch die Digitalisierung ändern sich die inhaltlichen Anforderungen im Studium in immer kürzeren Abständen. Die FH Münster legt mit dem Projekt "Agiles Curriculum" einen Grundstein für eine kontinuierliche Anpassung des Curriculums. Das Konzept verknüpft methodische und inhaltliche Anpassungen in vorbildlicher Weise und hat damit Modellcharakter für andere Studiengänge.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Name: Design ̶0̶̶8̶̶1̶̶5̶
Inhalt: Die FH Potsdam identifiziert die Wandlung des Designers weg vom reinen Gestalter hin zum Moderator und Impulsgeber in partizipativen Kreativprozessen. Dieser Wandlungsprozess geschieht vor dem Hintergrund einer sich verändernden Gesellschaft sowie sich dynamisch entwickelnden Hilfsmitteln. Die FH Potsdam adressiert die dafür benötigten neuen Kompetenzen in der Analyse großer Datenmengen und komplexer Aufgabenstellungen sowie der Bewertung des Potenzials und der Integration neuer Hilfsmittel.
Das komplette Projekt im Überblick finden Sie hier.
Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn der Bewerber schwer krank ist und die Krankheit sich vermutlich in der Zukunft stark verschlechtern wird, so dass er oder sie das Studium nicht mehr oder nicht mehr gut abschließen kann, wenn er noch ein Semester warten muss, bevor es endlich losgeht. Auch wer eine starke Behinderung hat und nicht in der Lage ist, ein Wartesemester mit Arbeit beziehungsweise Nebenjobs zu überbrücken, fällt unter diese Sonderregelung.
Sämtliche Sonderfallregelungen im Überblick finden Sie übrigens hier.
Ohne fachärztliche Gutachten, die en Detail beschreiben, warum Bewerbern diese Wartezeit nicht zuzumuten ist, wird es allerdings nichts mit dem Härtefallantrag. Ärztliche Schweigepflicht oder Privatsphäre spielen hier keine Rolle.
Die 10 deutschen Städte mit dem größten Studentenanteil
Der Deutsche Akademische Austauschdienst veröffentlicht regelmäßig Berichte zum deutschen Hochschul- und Forschungssystem. Stand dieser Auswertung: Herbst 2016.
Die rheinland-pfälzische Stadt Kaiserslautern schafft es gerade so in die Top Ten - mit einem Studierendenanteil in der Bevölkerung von 21 Prozent. In Kaiserslautern sitzen neben der Technischen Universität Kaiserslautern auch die Hochschule Kaiserslautern. Außerdem ist das University College Europe (UMUC Europe) der University of Maryland dortansässig.
Regensburg hat einen Studierendenanteil von 22 Prozent bei der Gesamtbevölkerung. In der Stadt kann an der Ostbayerischen Technischen Hochschule, der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik, der Akademie für Darstellende Kunst und der Universität Regensburg studiert werden.
In Aachen sind 23 Prozent der Gesamtbevölkerung Studierende. Sie werden an der FH Aachen, der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH), der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Standort Aachen), der FOM Hochschule oder der Katholischen Hochschule ausgebildet.
In Heidelberg ist jeder vierte Bewohner Student (25 Prozent der Bevölkerung). Hier wird an der Alten Pädagogischen Hochschule, der Internationalen Berufsakademie der F+U, der Hoschule für Jüdische Studien, der Hochschule für Kirchenmusik, der Hochschule für Internationales Management oder der SRH Hochschule Heidelberg studiert.
In Göttingen sind 28 Prozent der Bevölkerung Studierende. Die Hochschulen der Stadt sind die PFH Private Hochschule, Georg-August-Universität Göttingen, die Göttinger Akademie für Psychotherapie und die HAWK Hochschule Hildesheim (Standort Göttingen).
In Marburg liegt der Studierendenanteil in der Bevölkerung bei 30 Prozent. In dieser Stadt wird an der Philipps-Universität oder der Evangelischen Hochschule Tabor studiert.
In Würzburg liegt der Studierendenanteil ebenso hoch wie Marburg - bei 30 Prozent. Hier ist die Hochschullandschaft aber etwas größer. Studenten werden an der Hochschule für Musik, der Hochschule für angewandte Wissenschaften, der Hamburger Fern-Hochschule (Studienzentrum Würzburg), der HAW Würzburg-Schweinfurt oder der Julius-Maximilians-Universität ausgebildet.
In Tübingen ist etwa jeder dritte Bewohner Student (33 Prozent der Gesamtbevölkerung). In der baden-württembergischen Stadt kann an der Eberhard-Karls-Universität oder der Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche studiert werden.
In Darmstadt liegt der Studierendenanteil bei 34 Prozent der Gesamtbevölkerung. Auch hier wird an zwei Hochschulen gelehrt: der Hochschule Darmstadt und der Evangelischen Hochschule Darmstadt.
In Gießen sind 34 Prozent der Bewohner Studenten. Wer in Gießen lebt und lernt, ist an der Technischen Hochschule Mittelhessen, der Freien Theologischen Hochschule (FTH) oder der Justus-Liebig-Universität Gießen eingeschrieben.
Genauso bei Studierenden, die zwingend in einer bestimmten Stadt studieren wollen. Auch hier gilt: Wenn es wirklich gar nicht anders geht, ist das möglich. Wer beispielsweise wegen einer Krebserkrankung regelmäßig im Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) behandelt wird und deshalb auch in Heidelberg studieren will, hat gute Chancen. Ist die Lieblingsoma Patientin im DKFZ, zählt das dagegen nicht als Härtefall. Auch hier müsste wieder ein ausführliches Gutachten her, das besagt, dass ein Studium an einer anderen Universität nicht zumutbar wäre.
Wer Angehörige pflegt und diese Aufgabe auf niemanden abwälzen kann, kann ebenfalls auf einem Studium am Wohnort bestehen. Wer nur ab und an für den fußlahmen Großvater einkauft oder der blinden Oma die Wohnung putzt, fällt jedoch nicht unter die Regelung. Marc, Sarah und Christina können sich die Härtefallregelung also abschminken.
Was in ihren Fällen jedoch nicht so dramatisch ist. Bei Sarah haben ein persönliches Gespräch mit dem Studierendensekretariat und ein ärztliches Attest geholfen. Bei Marcs Uni der Wahl sind die Bewerbungsfristen für zulassungsfreie Studiengänge auf den 15. August verlängert worden. Nur Christina muss noch zittern. Bei der Justus-Liebig-Universität Gießen wird zwar aktuell über eine Verlängerung der Fristen für nicht-zulassungsbeschränkte Studiengänge und -fächer beraten, wie es auf der Homepage der Uni heißt. Das Ergebnis erfährt sie aber erst Ende Juli. Wenn sich die Uni entscheidet, die Frist zu verlängern, hat sie nochmal Glück gehabt – so sie die neue Frist nicht wieder verpennt.