Analoge Unis Studenten wünschen sich Vorlesung via Stream

Analoge Unis, digitale Studenten: Die deutschen Studenten sind mit der Digitalisierung der Hochschulen unzufrieden, wie eine Umfrage zeigt. Was sich junge Akademiker wünschen - und wie die Realität aussieht.

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Studierende klagen: Deutsche Unis arbeiten nicht digital genug Quelle: dpa

Das deutsche Hochschulsystem ist in den vergangenen fünf Jahren internationaler, durchlässiger und heterogener geworden. Nur mit dem Wandel hin zu einem digitalen, flexiblen und optimal berufsvorbereitenden System hapert es. Das zeigt der aktuelle Hochschul-Bildungs-Report des Stifterverbands und der Unternehmensberatung McKinsey.

"Unser Hochschulbildungssystem bewegt sich grundsätzlich in die richtige Richtung, aber nicht schnell genug", erläutert Volker Meyer-Guckel, der stellvertretende Generalsekretär des Stifterverbandes die Entwicklung.

Stifterverband und McKinsey empfehlen unter anderem, die Einrichtung von Data-Science-Education-Programmen für Bachelorstudiengänge an Hochschulen, die grundlegende Datenanalysefähigkeiten für alle Fächer vermitteln, für alle Studierende einzuführen. Darüber hinaus sollte es mehr gezielte Kooperationen von Hochschulen und Unternehmen bei der Vermittlung von Datenanalysekompetenzen geben, beispielsweise durch Hackathons.

Auch die deutschen Studenten beklagen, dass von Digitalisierung an den deutschen Hochschulen noch nicht viel zu spüren sein. Zumindest nicht flächendeckend. Das geht aus einer Umfrage zum Thema „Wie digital ist Deine Uni?“ des Personaldienstleisters univativ hervor. Das Ergebnis: 91 Prozent der befragten Studierenden sehen Nachholbedarf an ihrer Hochschule.

Der Status Quo: WLAN und Downloads

Auch mit ihren Professoren sind die jungen Akademiker nicht zufrieden. Ein Viertel von ihnen sei nicht zuverlässig per E-Mail zu erreichen. Außerdem bemängelt jeder zweite Student (52 Prozent), dass Professoren einen sehr unterschiedlichen Digitalisierungsstand haben. Wo der eine schon „streamt“, arbeitet der andere noch mit dem Overhead-Projektor. Immerhin: Das Skript zum Download und eine Uni-Webseite gehören zum Standardprogramm aller Unis.

Welche digitalen Angebote gibt es an den Unis (zum Vergrößern bitte Klicken). Quelle: Montage

Kommunikation per Mail und WLAN auf dem Campus nutzen jedenfalls 89 Prozent der Befragten, 82 Prozent informieren sich auf der Homepage der Universität und 79 Prozent laden Skripte zu den Vorlesungen herunter. Allerdings macht nur eine Minderheit auf dem Campus von Streaming oder Videotelefonie Gebrauch - weil es nicht angeboten wird.

Auch die Kommunikation über Social Media ist ausbaufähig. Erst jeder Zweite (54 Prozent) ist über diesen Weg mit seiner Hochschule vernetzt. "Ortsungebundenes Lernen ist für die heutige Studentengeneration selbstverständlich. Studierende erwarten, dass ihr privates Nutzungs- und Kommunikationsverhalten auch im Unialltag funktioniert. Hier klaffen Wunsch und Wirklichkeit aktuell weit auseinander", kommentiert Olaf Kempin, Co-Geschäftsführer und Gründer von univativ.

Entsprechend sieht der Wunschzettel der Studierenden aus:

  • 61 Prozent wünschen sich Streaming von Vorlesungen
  • 45 Prozent sollen die Teilnahme an Vorlesungen per Videotelefonie
  • 29 Prozent hätten gerne eine Uni-interne App
  • 28 Prozent möchten einen Instant-Messaging Dienst wie Slack oder Skype für die Kommunikation mit Professoren und Kommilitonen nutzen

Was die Uni nicht bietet, suchen die angehenden Akademiker dafür privat. 65 Prozent von ihnen nutzen Lernplattformen wie Moodle in ihrem Studienalltag.

von Marc Etzold, Konrad Fischer, Lin Freitag
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