Bachelor-Debatte Was Studenten am Bologna-Prozess nervt

Kritik, Lob und reichlich Skepsis gab es für die Bologna-Reform. Doch wie erleben Studenten die Umstellung? Eine Umfrage zeigt: Auch nach 15 Jahren gibt es einiges nachzubessern.

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Kassensturz der Bologna-Reform: Nach einem Bachelor-Studium sind die meisten deutschen Studenten hochschulmüde. Um einen Master kommen sie jedoch trotzdem kaum herum. Quelle: dpa

Bachelor-Pessimismus geht bei deutschen Studenten um. Zwar stecken die meisten aktuell in einem Bachelorstudium, doch ihre Chancen schätzen sie mit dem Abschluss gering ein.

Das ist nicht das einzige, was deutsche Studenten an ihrem Studium auszusetzen haben, wie eine Umfrage des „freien Zusammenschlusses von StudentInnenschaften“ (fsz) belegt. Diese hat sie anlässlich ihrer heute zu Ende gehenden Konferenz zum Bologna-Prozess veröffentlicht. Seit der Unterzeichnung der Bologna-Erklärung sind bereits 15 Jahre vergangen und laut Statistischem Bundesamt sind bereits 87 Prozent aller Studiengänge auf das gestufte Studiensystem von Bachelor und Master umgestellt. Von den 3.319 durch den fsz online befragten Studenten gaben 68,6 Prozent an, in einem Bachelorstudium zu stehen. 19,6 Prozent machen aktuell ihren Master.

Die besten Universitäten
Technische Universität BerlinDie 1879 gegründete TU Berlin schafft es gleich in fünf Fächern unter die ersten Zehn: Platz zwei in den Naturwissenschaften, Rang vier im Wirtschaftsingenieurwesen, Platz fünf in der Informatik. Sechster wurde die TU Berlin in der Elektrotechnik, siebter im Maschinenbau. Insgesamt konnte sich der Hochschulstandort in diesem Jahr deutlich verbessern und in zahlreichen Kategorien aufsteigen. Quelle: TU Berlin/Dahl
Universität zu KölnIhre Vorgänger-Uni wurde 1388 als vierte Universität im deutsch-römischen Kaiserreich gegründet. 1798 wurde sie unter napoleonischer Besetzung geschlossen. 1919 wurde sie neu gegründet. Auch 625 Jahre nach ihrer ursprünglichen Gründung ist die Hochschule noch auf dem neusten Stand, wie das Uni-Ranking zeigt. Die Volkswirte der Universität zu Köln schaffen es auf den zweiten Platz. Im Fach BWL reicht es diesmal für den dritten Rang. Unter die ersten Fünf gelangt sie außerdem bei dem Wirtschaftsinformatikern. Quelle: dpa
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU München)Doch die bayrische Hauptstadt beherbergt noch eine weitere Spitzenuniversität – die LMU München. Schon Konrad Adenauer, Theodor Heuss und Gustav Heinemann studierten hier. Die 1472 gegründete Hochschule zählt zu den renommiertesten Universitäten Deutschlands. Im internationalen Times-Higher-Education-Ranking wurde sie aktuell als beste deutsche Universität ausgezeichnet. Und auch die deutschen Personaler kann sie von sich überzeugen, vor allem in den Wirtschaftswissenschaften. Rang zwei erreicht sie im Fach BWL, in der Volkswirtschaftslehre reicht es für den dritten Rang. Die Bronzemedaille sicherte sich die LMU außerdem in den Naturwissenschaften. Quelle: Presse
Technische Universität MünchenBereits 1868 gegründet, kann die TU München auf eine fast 150-jährige Geschichte zurückblicken, die von reichlich Erfolgen geprägt ist. So wurden zum Beispiel schon 13 Alumni und Professoren der Universität mit einen Nobelpreis ausgezeichnet. Auch im diesjährigen Hochschul-Ranking der WirtschaftsWoche kann die TU überzeugen. In der Wirtschaftsinformatik belegt sie hinter Darmstadt den zweiten Rang. Platz drei geht an die Informatiker der TU München. Auch im Maschinenbau (5. Platz), in der Elektrotechnik (4. Platz) und den Naturwissenschaften (5. Platz) punktete die bayrische Hochschule. Quelle: Technische Universität München, Albert Scharger
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am MainDie Bankenstadt Frankfurt am Main bleibt auch im Uni-Ranking 2014 ihrem Image treu und punktet vor allem in den Wirtschaftswissenschaften: Sie siegt in der Volkswirtschaftslehre und schafft es im Fach BWL immerhin auf den fünften Rang. Genauso wie bei den Naturwissenschaften. Quelle: dpa
Technische Universität DarmstadtHoheitlich ist ebenfalls der Sitz der TU Darmstadt. Wie in Mannheim, beherbergt auch in Darmstadt ein Residenzschloss die Hochschule. Ihr universitärer Status ist allerdings nochmal 30 Jahre jünger als der Mannheimer. Seit 1877 ist sie eine Technische Hochschule, zur Universität wurde sie erst 1997. Getreu ihrem Namen liegen ihre Stärken im technischen Bereich: In der Wirtschaftsinformatik konnte die Universität ihren Sieg aus dem Vorjahr verteidigen. Im Maschinenbau, der Elektrotechnik und dem Wirtschaftsingenieurwesen belegt sie jeweils Rang drei. Platz vier wurde es in der Informatik. Quelle: Thomas Ott/ TU Darmstadt
Universität MannheimJunge Universität, alter Sitz. Erst 1967 wurde die Mannheimer Handelshochschule zur Universität erhoben. Die im Barockschloss heimische Hochschule gehört damit zu den jüngeren deutschen Unis. Aufgrund ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Ursprünge, zeigt sich in diesem Bereich auch die Kompetenz der Universität. Im diesjährigen Hochschul-Ranking belegt sie in der Betriebswirtschaftslehre weiterhin den ersten Rang. Im Fach Wirtschaftsinformatik reichte es immerhin für Platz zwei, in der VWL für den vierten Rang. Eine weitere TopTen-Platzierung schaffte sie im Bereich Informatik – Platz sechs. Quelle: Norbert Bach - Universität Mannheim

Die Mehrheit zeigt sich unzufrieden mit dem Bachelor-Abschluss. 54,9 Prozent sind gar nicht oder eher nicht der Meinung, dass er eine optimale Berufsvorbereitung darstellt. 24,4 Prozent sind zumindest teilweise dieser Ansicht. 54,2 Prozent kritisieren, dass der Verdienst mit einem Bachelor gering sei, 27 Prozent sehen dies teils so.

Diese Auffassung ist berechtigt, wie ein Blick auf die Studie „JobTrends Deutschland 2013“ des Kölner Staufenbiel-Instituts zeigt. 86 Prozent der dort befragten  Arbeitgeber bevorzugen Master-Absolventen, lediglich 38 Prozent jene mit einem Bachelor.


Ein Master muss sein

Also steht für knapp die Hälfte der Studenten ein Master fest. 49,6 Prozent der befragten Studenten wollen einen Master dranhängen, 9,8 Prozent erwägen dies immerhin teilweise. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: 78,1 Prozent sehen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, 60,5 Prozent versprechen sich höhere Gehälter. Trotzdem ist die Zahl der Masterstudenten verglichen mit ihren Bachelor-Kommilitonen gering. Zwei Drittel verzichten auf ein Masterstudium, weil sie schlichtweg hochschulmüde seien. Knapp die Hälfte kann sich den Master nicht leisten.

Um der beklagten Hochschulmüdigkeit auf die Spur zu kommen, hat die Umfrage hat noch einige andere Haken beim Studium in Bologna-Zeiten ausgemacht. So sollen die Leistungspunkte, die Studenten sammeln müssen, ihren Arbeitsaufwand widerspiegeln. Die Hälfte sagt allerdings, dass das nicht der Fall ist. 

Eine andere Baustelle sind die Klausuren. Ist eine Prüfung nicht bestanden, lässt sie sich oft nur nächstes Semester nochmal wiederholen. Das ist bei 36,8 Prozent der Studenten der Fall und zieht das Studium in die Länge. 31,7 Prozent berichten, dass dies manchmal vorkommt. Das ist gravierend, da 50,6 Prozent der Befragten Lehrveranstaltungen haben, in denen eine besonders hohe Zahl der Teilnehmer nicht besteht.

Die Ergebnisse zeigen: Auch nach 15 Jahren gibt es bei der Bologna-Reform noch einiges nachzubessern. Die Wirtschaft freut sich nach wie vor über Diplomanden. Laut der Staufenbiel-Studie stehen Diplome von einer Universität bei 82 Prozent der Arbeitgeber hoch im Kurs, bei 65 Prozent die Diplome einer Fachhochschule. Damit sind beide beliebter als der neue Bachelor, mit dem ursprünglich vieles besser werden sollte.

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