BAföG, Stipendium, Kredit Diese Fördermöglichkeiten gibt es für Studenten

Viele Studentenjobs sind durch die Coronakrise weggefallen. Nun müssen sich Studierende Gedanken machen, wie sie ihre Semester auf anderem Wege finanzieren. Quelle: imago images

In der Coronakrise sind viele Studentenjobs weggefallen, Zehntausende verschulden sich. Umso wichtiger sind alternative Finanzhilfen. Doch für wen lohnt sich welches Modell?

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Die Coronakrise trifft auch Studenten hart: Jobs fallen weg, Eltern können womöglich nicht mehr so großzügig helfen wie vor der Pandemie. Nun versuchen sich Zehntausende Betroffene mit Krediten und staatlicher Nothilfe über Wasser zu halten. Wie aus einem Schreiben des Bundesbildungsministeriums an den Bildungsausschuss des Bundestages hervorgeht, wurden seit Mai bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mehr als 22.000 Anträge auf Studienkredite in Höhe von insgesamt 641,6 Millionen Euro gestellt. Außerdem sei in mehr als 41.000 Fällen staatliche Nothilfe über insgesamt rund 17 Millionen Euro ausgezahlt worden. Umso wichtiger ist es für angehende und bereits eingeschriebene Studenten, sich über Fördermöglichkeiten zu informieren. Manche sind vom Einkommen abhängig, andere belohnen besondere Leistungen oder sollen Notlagen abfedern.

Die Bundesregierung hilft unter anderem mit Kulanzregeln bei BAföG und KfW-Studentenkrediten. Seit Juni gibt es auch eine Corona-Überbrückungshilfe für Studierende. Sie beträgt bis zu 500 Euro pro Monat, kann aber nach aktuellem Stand nur noch bis August beantragt werden. Für das Wintersemester 2020/21 brauchen Betroffene also andere Lösungen, um ihr Studium zu finanzieren.

BAföG: Geldgeschenk und zinsloses Darlehen

BAföG ist die verbreitetste Form der finanziellen Unterstützung für Studenten. Die Bundesregierung will mit dem Bundesausbildungsförderungsgesetz seit 1971 sicherstellen, dass sich auch Kinder von Eltern mit niedrigem Einkommen den Besuch einer Hochschule leisten können. Mehr als vier Millionen Studenten wurden seit dem Start des Programms unterstützt.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

- Der Staat schenkt Empfängern die Hälfte des BAföG,
- die andere Hälfte wird fünf Jahre nach Ende des Studiums als zinsloses Darlehen zurückgezahlt. Die monatliche Rate liegt bei mindestens 130 Euro. Ausnahmen sind allerdings möglich. Der Restbetrag verfällt nach 20 Jahren, wenn sich der Betroffene aufrichtig um die Tilgung bemüht hat.
- Der Antrag wird beim zuständigen Studentenwerk gestellt. Er sollte spätestens sechs bis acht Wochen vor Semesterbeginn eingereicht werden, damit die Förderung pünktlich beginnt.
- BAföG muss jährlich neu beantragt werden und ist auf die Regelstudienzeit begrenzt.
- Der monatliche Höchstsatz beträgt laut dem Studentenwerk Berlin inklusive aller Zuschläge 853 Euro. Wie viel Unterstützung Studenten erhalten und ob sie überhaupt berechtigt sind, hängt vom Einkommen der Eltern und vielen weiteren Faktoren ab. BAföG-Rechner geben einen ersten Hinweis, wie hoch die Förderung ausfallen könnte.
- Ein Minijob mit bis zu 450 Euro monatlich wird nicht angerechnet.
- Berechtigt sind auch ausländische Studierende mit Bleibeperspektive, beispielsweise anerkannte Flüchtlinge.
- Das Studium muss vor Vollendung des 30. Lebensjahres begonnen werden, bei Masterstudiengängen vor Vollendung des 35. Lebensjahres.

Stipendien: Nicht nur für Hochbegabte

Stipendien gehören zu den unterschätzten Finanzierungsmöglichkeiten im Studium. Sie sind besonders wertvoll, weil sie nicht zurückgezahlt werden müssen. Auch Studenten ohne herausragende Noten können darauf hoffen: Bund, Länder, Berufsverbände, Unternehmen, Stiftungen oder Vereine unterstützen je nach eigenem Anliegen. Manchmal belohnen sie dabei gesellschaftliches Engagement, manchmal wollen sie helfen, soziale Benachteiligung auszugleichen.

Stipendien sind meist eine Ergänzung für die Haushaltskasse, teilweise reichen sie aber sogar für den kompletten Lebensunterhalt. Sie werden nicht auf das BAföG angerechnet, ergänzen dieses also gut - etwa, wenn während der Schlussphase des Studiums keine Zeit für Nebenjobs ist.

Der Bund fördert Studenten mit diesen Stipendien:

- Deutschlandstipendium:
Beim Deutschlandstipendium gibt es für Studenten monatlich 300 Euro. Es wird je zur Hälfte vom Bundesbildungsministerium und von privaten Förderern finanziert. Neben guten Noten zählt auch gesellschaftliches Engagement. Das Deutschlandstipendium soll insbesondere Studenten aus Nicht-Akademiker-Familien zugutekommen. Die Bewerbung läuft über die jeweilige Hochschule. Sie muss an dem Programm teilnehmen.

- Aufstiegsstipendium:
Wer nach einer Ausbildung und mindestens zwei Jahren Berufserfahrung studieren möchte, kann sich bei der Stiftung Begabtenförderung (SBB) für das Aufstiegsstipendium bewerben. Voraussetzung ist ein besonders guter Ausbildungsabschluss. Für ein Vollzeitstudium werden monatlich 815 Euro gezahlt. Eine Bewerbung ist bis zum Ende des zweiten Studiensemesters möglich. Jährlich können rund 1000 Stipendien vergeben werden.

- Weiterbildungsstipendium:
Die SBB vergibt auch das Weiterbildungsstipendium. Es unterstützt junge Berufstätige bei der Weiterbildung, unter Umständen in Form eines berufsbegleitenden Studiums.

- Begabtenförderwerke:
Das Bundesbildungsministerium unterstützt 13 Begabtenförderwerke. Sie helfen Studierende mit herausragenden Leistungen mit monatlich bis zu 1000 Euro.

Auch Bundesländer vergeben Stipendien, meist zur Rekrutierung angehender Fachkräfte. Das Land Berlin etwa fördert seit 2017 Studenten ausgewählter Hochschulen aus den Bereichen Öffentliche Verwaltung, Verwaltungsinformatik und Soziale Arbeit. Pro Monat gibt es 850 Euro brutto. Die Erfolgsaussichten sind hoch. Laut einer Sprecherin der Senatsfinanzverwaltung erhalten etwa 55 Prozent der Bewerber eine Zusage. Geschenkt ist das Geld aber nicht: Die Stipendiaten sollen nach dem Abschluss mindestens drei bis fünf Jahre für das Land Berlin arbeiten. 

Einen Überblick über alle verfügbaren Stipendien in Deutschland gibt der Stipendienlotse. Stichproben in der Datenbank zeigen, dass viele Programme allerdings auf bestimmte Fachrichtungen, wie beispielsweise Zahnmedizin, oder ein Auslandsstudium begrenzt sind. Für Alleinerziehende wiederum kann es sich lohnen, bei der Wahl der Universität nach Förderprogrammen Ausschau zu halten. Ein dezidiertes Stipendium für Alleinerziehende bietet unter anderem die Hochschule Kaiserslautern. Es beträgt 200 Euro pro Monat und kann für die Dauer des Studiums gezahlt werden. „Es ist keine Grenze festgelegt, wie viele Studierende pro Semester gefördert werden“, heißt es dort. Alleinerziehende Studentinnen, die für die Endphase des Studiums Hilfe brauchen, können sich in Bayern beim Projekt „Madame Courage“ des Sozialdiensts katholischer Frauen bewerben.

Die Höhe orientiert sich an der Bundesausbildungsförderung. Das Stipendium wird für höchstens zwei Semester gezahlt. Die Noten spielen keine Rolle. Antragstellerinnen müssen nicht der katholischen Kirche angehören. 

Die private Zeppelin Universität wendet sich mit ihrem Programm für Studienanfänger speziell an Ausbildungs- und Studienabbrecher, Bewerber über 30 Jahre, mit Kind oder aus Nicht-Akademikerfamilien. Die Studiengebühren (zwischen rund 12.000 und 38.000 Euro) werden während der Regelstudienzeit zu 50, 75 oder 100 Prozent erlassen. Hier stehen die Erfolgsaussichten für Bewerber derzeit laut der Hochschule bei 4:1.

Studentenkredite: Vergleichen lohnt sich

Wer über eine Förderung nicht genug Geld zusammenbekommt, kann auch über verzinste Studienkredite nachdenken. Der Bund stellt sie über die Förderbank KfW zur Verfügung. Die Eckpunkte: 

- für Studenten zwischen 18 und 44 Jahren
- monatlich bis zu 650 Euro, insgesamt maximal 54.600 Euro
- der effektive Jahreszins liegt aktuell bei 4,36 Prozent
- wegen der Coronakrise entfällt der Zins bis 31. März 2021
- der Kredit ist unabhängig vom Einkommen
- keine Sicherheiten notwendig
- kombinierbar mit BAföG
- für Erst- oder Zweitstudium bis zu 14 Semester
- Antrag online bei der KfW oder bei Banken und Studentenwerken



Der KfW-Studienkredit ist das beliebteste Angebot dieser Art. „Vier von fünf Studierenden, denen aktuell ein Kredit ausgezahlt wird, nutzen den KfW-Studienkredit“, stellte das CHE Centrum für Hochschulentwicklung in seinem Studienkredit-Test fest. Der Marktführer bietet nach Ansicht der Experten aber nicht automatisch das beste Angebot. So verlangte die KfW laut dem CHE den höchsten Zinssatz im Test. Vergleichen lohnt sich also. Die 51 untersuchten Kredite wurden aber von den Testern als durchweg seriös bewertet. Studierende erhielten im Durchschnitt 530 Euro monatlich.

Sehr viel günstiger als der KfW-Kredit ist der Bildungskredit der Bundesregierung. Er soll Studenten gezielt und flexibel unterstützen – vom Kauf eines Computers bis zur jahrelangen monatlichen Förderung. Die Eckpunkte: 

- Kreditvolumen von 1000 bis 7200 Euro
- bis zu 24 Monatszahlungen von 100, 200 oder 300 Euro oder Einmalzahlung bis zu 3600 Euro
- effektiver Jahreszins von 0,72 Prozent
- unabhängig vom eigenen Einkommen oder dem Vermögen der Eltern
- Kombination mit BAföG möglich
- keine Leistungsnachweise nötig
- Kündigung zum Monatsende möglich
- Rückzahlung vier Jahre nach der ersten Rate
- Antrag läuft online

Studenten haben zudem in Ausnahmefällen Anspruch auf Arbeitslosengeld II. Das gilt unter Umständen für Schwangere, chronisch Kranke sowie bei Studienunterbrechung oder Teilzeitstudium.

Für Studenten bis 25 Jahre gibt es Kindergeld, wenn sie im Jahr weniger als durchschnittlich 20 Wochenstunden arbeiten. Die Höhe des Gehalts bei solch einem Studentenjob ist unerheblich.

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