
Immer wieder wird diskutiert, was an Schulen vermittelt werden soll: Ist Latein wirklich sinnvoll oder sollten junge Menschen nicht lieber türkisch oder chinesisch lernen? Kunst und Religion - nutzloses Wissen oder Allgemeinbildung? Und wäre Informatik nicht sinnvoller als Geschichte? Wer wissen möchte, was sich hinter "333 - bei Issos Keilerei" verbirgt, kann das ja schließlich googeln. Und der Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie ist doch letztlich nur für diejenigen interessant, die in einer Diktatur leben und gerne eine Demokratie hätten. Für deutsche Schüler ist diese Information doch bloßer Ballast. Oder nicht?
Was junge Deutsche über unsere Geschichte zu wissen glauben
40 Prozent der Jugendlichen mussten diese Frage mit "nein" beantworten. Das ist das Ergebnis einer Studie des Forschungsverbundes SED-Staat von der Freien Universität Berlin.
Ebenfalls 50 Prozent glauben nicht, dass das Dritte Reich eine Diktatur war. Unter jugendlichen Migranten bewerten sogar 40 Prozent das damalige Regime positiv oder neutral.
50 Prozent der befragten Teilnehmer konnten diese Frage richtig beantworten: Der Beginn des Mauerbaus in Berlin. 31 Prozent dachten bei Nennung dieses Datums an ein anderes wichtiges politisches Ereignis der sechziger Jahre (bei der Fragestellung wurde zur Auswahl vorgegeben: Mauerbau, Kuba-Krise, Weltraumflug Juri Gagarins, Rücktritt Konrad Adenauers). Jeder fünfte Deutsche (19 Prozent) sieht sich nicht in der Lage, dem Datum "13. August 1961" eines der genannten Ereignisse zuzuordnen.
Mit dem Bau der der Berliner Mauer sollte die massenhafte Flucht in Richtung West unterbunden werden um so den Zusammenbruch des DDR-Systems zu verhindern. 22 Prozent der vom Forschungsverbund SED-Staat Befragten antwortete allerdings, dass die DDR-Führung mit dem Mauerbau die Einmischung des Westens in die Angelegenheiten der DDR unterbinden und damit den West-Ost-Konflikt entschärfen wollte. Einige Jugendliche hätten sogar behauptet, der Westen hätte die Mauer gebaut, um Armutsflüchtlinge aus dem Osten abzuwehren.
Zwar führte die Deutsche Demokratische Republik (DDR) das Wort Demokratie im Namen, demokratisch legitimiert war sie jedoch nicht. Laut Umfrage glaubte jedoch jeder dritte in Ostdeutsche, dass die DDR eine Demokratie gewesen sei. Im Westen dachte das jeder Vierte.
Immerhin 50 Prozent der Befragten sagten, dass es sich bei der alten Bundesrepublik um eine Demokratie gehandelt hat.
Spätestens seit dem Tweet einer 17-jährigen Schülerin Anfang des Jahres, ist das Thema wieder hochgekocht. Die Schülerin Naina hatte sich beschwert, zwar eine Gedichtanalyse in vier Sprachen zu bewerkstelligen, aber keine Ahnung von Versicherungen und Mietverträgen zu haben. Daraufhin kamen die alten Forderungen nach lebensnahen Lerninhalten wieder hoch. Wirtschaft soll vermittelt werden, sagen Wirtschaftsverbände, Programmieren fordern Branchenverbänden wie Bitkom. Und der Verbraucherverband Bundeszentrale (vzbv) wünscht sich, dass Verbraucherbildung auf dem Lehrplan steht. Das Argument des vzbv-Vorstands Klaus Müller klingt einleuchtend: "Nur so lernen Schülerinnen und Schüler frühzeitig, wie sie richtige Entscheidungen treffen und Fallstricke umgehen."
Zusätzlich wäre es dementsprechend natürlich auch sinnvoll, wenn die Schulen vermitteln könnten, wie man gesundheitsbewusst und geldsparend einkauft, ein Hemd bügelt, seine Wohnung aufräumt, ein Auto betankt und sich mit dem Nachbarn verträgt - das ist im Alltag schließlich wichtiger, als endotherme von exothermen Reaktionen unterscheiden zu können. Immerhin gibt es seit vergangenem Jahr bundesweit verpflichtende Erste-Hilfe-Kurse. Das ist doch schon mal etwas.
Können Sie diese PISA-Aufgaben lösen?
An Manuelas Schule führt der Physiklehrer Tests durch, bei denen 100 Punkte zu erreichen sind. Manuela hat bei ihren ersten vier Physiktests durchschnittlich 60 Punkte erreicht. Beim fünften Test erreichte sie 80 Punkte. Was ist Manuelas Punktedurchschnitt in Physik nach allen fünf Tests?
a) 64 Punkte
b) 72 Punkte
c) 68 Punkte
Fünf Seiten eines Würfels von drei Zentimetern Kantenlänge werden rot angestrichen, die sechste Fläche bleibt ohne Anstrich. Wie viel Prozent der Würfeloberfläche sind rot?
a) Etwa 60 Prozent
b) Etwa 83 Prozent
Wie tief ist der Tschadsee heute?
a) Etwa 15 Meter
b) Etwa fünfzig Meter
c) Etwa zwei Meter
Wie verändert sich das Gewicht auf der Waage wenn man beim Wiegen schwungvoll in die Knie geht?
a) Es ändert sich gar nichts an der Gewichtsangabe
b) Das Gewicht wird für diesen Moment höher angezeigt
c) Das Gewicht wird kurzzeitig geringer angezeigt
Die Temperatur im Grand Canyon reicht von unter 0 Grad bis über 40 Grad. Obwohl es sich um eine Wüstengegend handelt, gibt es in einigen Felsspalten Wasser. Wie beschleunigen diese Temperaturschwankungen und das Wasser in den Felsspalten die Zersetzung des Gesteins?
a) Gefrierendes Wasser dehnt sich in Felsspalten aus
b) Gefrierendes Wasser löst warmes Gestein auf
c) Wasser kittet Gestein zusammen
Wie wirkt es sich aus, wenn Sie eine dunkle Sonnenbrille ohne UV-Schutz tragen?
a) Es gelangen mehr UV-Strahlen ins Auge als ohne Brille.
b) Es gelangen weniger UV-Strahlen ins Auge als ohne Brille.
c) Es gelangen genau so viele UV-Strahlen ins Auge wie ohne Brille.
Frage 1: a
Frage 2: b
Frage 3: c
Frage 4: c
Frage 5: a
Frage 6: a
Trotzdem: Die Deutschen sind unzufrieden mit dem Inhalt der Lehrpläne. 68 Prozent sagten in einer aktuellen YouGov-Umfrage, dass in der Schule zu viel unnützes Zeug gelehrt würde. Früher war alles besser, so das Credo der Befragten. 54 Prozent stimmten der Aussage „Als ich noch ein Kind war, war die Qualität des Unterrichts besser“ zu, bei den Über-55-Jährigen sind es sogar 65 Prozent. Auf die Frage, was die Kinder denn lernen sollten, fanden aber besonders die älteren Semester eine erstaunliche Antwort: Nicht mehr Mathe, Physik, Chemie oder Wirtschaft soll es sein - nein, Knigge als Pflichtfach ist gewünscht.
Die zehn Knigge-Basics
Wer niesen muss, tut dies indem er den Handrücken der linken Hand benutzt und sich wegdreht. Hat sich durch die abrupte Bewegung jemand erschreckt, entschuldigt man sich. Daneben kann man in einer kleinen Runde "Gesundheit" wünschen, wenn aber beispielsweise bei großen Besprechungen jemand niest, wird das ohne Kommentar ignoriert.
Wenn man sich am Telefon meldet genügt kein: Guten Tag oder Hallo. Man sollte zumindest den Familiennamen nennen. Außerdem empfiehlt es sich bei mehreren Personen im gleichen Alter, die in einem Haus wohnen, auch noch den Vornamen dazu zu nennen. Ein Gruß wie „Hallo“ oder „Guten Tag“ kann gerne nachgestellt werden, ist jedoch kein Muss.
Nach 21.30 Uhr sollte man nur in äußersten Notfällen bei anderen Personen anrufen. Außerdem empfiehlt es sich, bei älteren Personen auf eine Mittagsruhe zwischen 13 und 15 Uhr zu achten, in denen ebenfalls das Telefon stumm bleiben sollte.
Auch wenn es manchen als spontan und nett erscheinen mag. Unangekündigte Besuche sollte man vermeiden um den Gastgeber nicht zu einer ungelegenen Zeit zu stören, empfiehlt Knigge-Expertin Tosca Freifrau von Korff. Ein Anruf, 30-45 Minuten vorher hilft um zu klären, ob ein kurzfristiger Besuch möglich ist.
Bei offiziellen Anlässen wie Taufen, Hochzeiten oder aber auch einem feinen Abendessen ist es sinnvoll, den Gastgeber vorher nach dem Kleidungswunsch zu fragen, wenn dies nicht auf der Einladung vermerkt ist. So vermeidet man unangenehme Ausrutscher in Sachen Kleidung.
Egal, wie die Frage lautet oder wer sie stellt: Richtig antwortet man nur in ganzen Sätzen. So lautet die Antwort auf die Frage nach dem gewünschten Getränk im Flugzeug nicht „Tomatensaft“, sondern „Ich hätte gerne einen Tomatensaft.“
Schlecht über andere Personen reden empfiehlt sich generell nicht. Wer es dennoch nicht lassen kann, sollte das nur in einem ungestörten Umfeld tun, in dem keine Dritte zuhören. Das Bahnabteil oder den Bus zum Lästern nutzen ist also ein No-Go.
Wer ernste oder problematische Dinge mit anderen zu besprechen hat, sollte den passenden Zeitpunkt abwarten, auch wenn manche Dinge dringend sind. So gehört das Besprechen von Konflikten nicht auf eine Hochzeit oder eine Geburtstagsfeier.
Wer irgendwo Gast ist muss abwarten, wo ihn der Gastgeber hinführt. Eine Besichtigungstour auf eigene Faust a la „Ich schaue mich mal ein wenig um“ ist nicht akzeptabel. Stattdessen lieber gleich den Gastgeber um eine Führung bitten.
Wer Gäste hat, muss ihnen gestatten ihre Schuhe anzulassen. Hausschuhe, die schon von anderen getragen wurden sind keine Alternative. Im Extremfall kann man seine Gäste drum bitten, des Bodens zur Liebe die Schuhe auszuziehen. Allerdings sollte ein aufmerksamer Gast bei schlechtem Wetter gleich ein zweites Paar Schuhe für den Innenraum mitbringen.
61 Prozent der Über-55-Jährigen wünschen sich "Benehmen" als Pflichtfach in Schulen, 23 Prozent würden es zumindest als Wahlfach anbieten. Schließlich hat die Jugend schlechte Manieren - und das schon, seitdem es die Jugend gibt. Doch auch insgesamt will jeder Zweite (51 Prozent), dass in der Schule Knigge ein Pflichtfach wird.
Nun könnte man ja meinen, dass es zum Job der Eltern gehört, ihren Kindern beizubringen, mit ihrem Geld umzugehen, auch mal Gemüse statt nur Pommes zu essen und letzteres auch noch mit Messer und Gabel zu tun und dabei nicht zu schmatzen. Aber vielleicht gehört diese Erziehungsaufgabe tatsächlich besser in die Hände von Profis. Schließlich sind sich die Deutschen einig, dass die Menschen immer unhöflicher werden. So gaben in einer anderen YouGov-Umfrage 75 Prozent an, dass es mit den Manieren hierzulande immer weiter bergab geht und dass junge Leute zu wenig Respekt vor älteren Menschen haben.
An der schlechten Qualität des Benimm-Unterrichts kann das jedenfalls nicht liegen.