An kleinen Universitäten treffen oft nur 40 Studenten auf einen Professor. Das gilt als Zeichen für Qualität. Bei den drei größten Berliner Universitäten ist genau das Gegenteil der Fall: Hier muss ein Professor sich um über 100 Studenten kümmern, insgesamt wird Berlin von 106.000 Studenten überschwemmt. Trotzdem reißen sich Personaler um die Absolventen der Massenuniversitäten.
Im Uni-Ranking der WirtschaftsWoche haben mehr als 500 Personaler die Berliner Universitäten in verschiedenen Fächern in die Top Ten gewählt. Die Erstplatzierungen des Rankings zeigen: Eine Massenuniversität zu sein, spricht nicht zwangsläufig gegen einen guten Ruf bei den Arbeitgebern. Große Namen wie die LMU in München, die RWTH Aachen oder das Karlsruher Institut für Technologie halten ihre Positionen auf den Treppchen des Uni-Rankings schon seit Jahren - trotz hoher Studentenzahlen. Vor einigen Jahren sind auch die Berliner Universitäten in den illustren Club der Top 10 vorgestoßen. Ihr Erfolgsgeheimnis: Sie kombinieren die Vorteile großer Universitäten mit modernen Ansätzen kleinerer Institute.
Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte ist eines der Unternehmen, das regelmäßig Absolventen der Berliner Universitäten einstellt. „Die Berliner Universitäten stehen für Spitzenqualität in Forschung und Lehre mit hoher Praxisnähe“, sagt Jens Plinke von Deloitte.





Dass das Studium es trotz der Studentenmassen schafft, nah an der Praxis zu sein, liegt an Lehrenden wie Florian Tschorsch. Er bietet Master-Kurse zu den Themen Krypto-Währungen und Blockchain an. Die Teilnehmerzahl ist für jeden seiner Kurse streng begrenzt. Für seine Veranstaltungen zum Thema Blockchain-Technologien hatte er vor Semesterbeginn mehr als 250 Anmeldungen. Zugelassen wurden 50, ideal sind weniger als 30. Das entspricht der Kursgröße einer Schulklasse. „Qualität der Lehre heißt auch, dass Veranstaltungen in einem gewissen Rahmen stattfinden“, sagt Tschorsch. Statt sich von Tschorsch frontal berieseln zu lassen, können die Studenten im Blockchain-Kurs aktiv werden. Sie entwickeln eigene Projekte wie Glücksspiele auf der Blockchain oder ein Register für Organspenden, das dezentral organisiert wird.
Dabei lernen die Studenten, selbstständig eigene Ideen voranzutreiben und aus Fehlern zu lernen – Qualifikationen, die heute sehr nachgefragt werden, wie Josef Günthner weiß. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Recruiting-Agentur Paltron . „Wer heute nicht in der Lage ist, Themen selbstständig zu treiben, der ist schlecht vorbereitet auf eine immer dynamisch werdende Berufswelt.“
Etliche der Praxis-Projekte der Technischen Universität münden in einem Start-up. 50 Unternehmen gründen sich pro Jahr aus der TU heraus. Ein Beispiel ist das Start-up 3YourMind. Die Gründer entwickelten mithilfe von Lehrenden der TU eine digitale Plattform für industrielle 3D-Drucke, die dafür nötige Forschung absolvierten sie in Räumen der Universität . Mittlerweile arbeiten sie mit PostNord und Sony Mobile zusammen.