




In seinem sehr lesenswerten aktuellen Werk „Die Explosion des Wissens“ erzählt der britische Ideenhistoriker Peter Burke die Geschichte des Wissens von der Epoche der Aufklärung bis zur Gegenwart nach. Der deutsche Titel - im Original heißt es schlicht „A Social History of Knowledge“ – ist vielsagend zweideutig: Was explodiert, breitet sich schlagartig aus, macht existierende Ordnungen platt - und zerlegt sich dabei gleichzeitig selbst unwiederbringlich in kleinste Einzelteile.
Die Geschichte des Wissens wird üblicherweise als eine große Geschichte des Fortschritts gesehen, die in der „Wissensgesellschaft“ mündet, in der wir nun angeblich leben – und die immer schneller fortschreitet. Eine ewige Aufwärtsbewegung von immer mehr wissenden Menschen.
Burke aber erzählt sein Werk gerade nicht als eine solche eindimensionale Fortschrittsgeschichte. Er widmet auch dem „Wissen verlieren“ ein eigenes Kapitel. Die Geschichte des Wissens ist – wenn man weit genug zurückblickt – eine des Auf und Ab. Und es gibt gute Gründe dafür, die Gegenwart eher auf dem absteigenden Ast zu sehen.
Deutschlands beste Universitäten 2014
Technische Universität Kaiserslautern
Sie wurde 1970 von der rheinland-pfälzischen Landesregierung gegründet und erhielt eine naturwissenschaftlich-technische Ausrichtung, die sich bis heute bemerkbar macht. Im Fach Maschinenbau schaffte es die TU Kaiserslautern beim diesjährigen Hochschulranking aufs Treppchen. Im Bereich Elektrotechnik wurde sie Fünfte. Die Wirtschaftsingenieure sicherten sich den siebten, die Informatiker den achten Rang.
Technische Universität Berlin
Die 1879 gegründete TU Berlin schafft es gleich in fünf Fächern unter die ersten Zehn: Platz zwei in den Naturwissenschaften, Rang vier im Wirtschaftsingenieurwesen, Platz fünf in der Informatik. Sechster wurde die TU Berlin in der Elektrotechnik, siebter im Maschinenbau. Insgesamt konnte sich der Hochschulstandort in diesem Jahr deutlich verbessern und in zahlreichen Kategorien aufsteigen.
Universität zu Köln
Ihre Vorgänger-Uni wurde 1388 als vierte Universität im deutsch-römischen Kaiserreich gegründet. 1798 wurde sie unter napoleonischer Besetzung geschlossen. 1919 wurde sie neu gegründet. Auch 625 Jahre nach ihrer ursprünglichen Gründung ist die Hochschule noch auf dem neusten Stand, wie das Uni-Ranking zeigt. Die Volkswirte der Universität zu Köln schaffen es auf den zweiten Platz. Im Fach BWL reicht es diesmal für den dritten Rang. Unter die ersten Fünf gelangt sie außerdem bei dem Wirtschaftsinformatikern.
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU München)
Doch die bayrische Hauptstadt beherbergt noch eine weitere Spitzenuniversität – die LMU München. Schon Konrad Adenauer, Theodor Heuss und Gustav Heinemann studierten hier. Die 1472 gegründete Hochschule zählt zu den renommiertesten Universitäten Deutschlands. Im internationalen Times-Higher-Education-Ranking wurde sie aktuell als beste deutsche Universität ausgezeichnet. Und auch die deutschen Personaler kann sie von sich überzeugen, vor allem in den Wirtschaftswissenschaften. Rang zwei erreicht sie im Fach BWL, in der Volkswirtschaftslehre reicht es für den dritten Rang. Die Bronzemedaille sicherte sich die LMU außerdem in den Naturwissenschaften.
Technische Universität München
Bereits 1868 gegründet, kann die TU München auf eine fast 150-jährige Geschichte zurückblicken, die von reichlich Erfolgen geprägt ist. So wurden zum Beispiel schon 13 Alumni und Professoren der Universität mit einen Nobelpreis ausgezeichnet. Auch im diesjährigen Hochschul-Ranking der WirtschaftsWoche kann die TU überzeugen. In der Wirtschaftsinformatik belegt sie hinter Darmstadt den zweiten Rang. Platz drei geht an die Informatiker der TU München. Auch im Maschinenbau (5. Platz), in der Elektrotechnik (4. Platz) und den Naturwissenschaften (5. Platz) punktete die bayrische Hochschule.
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Die Bankenstadt Frankfurt am Main bleibt auch im Uni-Ranking 2014 ihrem Image treu und punktet vor allem in den Wirtschaftswissenschaften: Sie siegt in der Volkswirtschaftslehre und schafft es im Fach BWL immerhin auf den fünften Rang. Genauso wie bei den Naturwissenschaften.
Technische Universität Darmstadt
Hoheitlich ist ebenfalls der Sitz des TU Darmstadt. Wie in Mannheim, beherbergt auch in Darmstadt ein Residenzschloss die Hochschule. Ihr universitärer Status ist allerdings nochmal 30 Jahre jünger als der Mannheimer. Seit 1877 ist sie eine Technische Hochschule, zur Universität wurde sie erst 1997. Getreu ihrem Namen liegen ihre Stärken im technischen Bereich: In der Wirtschaftsinformatik konnte die Universität ihren Sieg aus dem Vorjahr verteidigen. Im Maschinenbau, der Elektrotechnik und dem Wirtschaftsingenieurwesen belegt sie jeweils Rang drei. Platz vier wurde es in der Informatik.
Universität Mannheim
Junge Universität, alter Sitz. Erst 1967 wurde die Mannheimer Handelshochschule zur Universität erhoben. Die im Barockschloss heimische Hochschule gehört damit zu den jüngeren deutschen Unis. Aufgrund ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Ursprünge zeigt sich in diesem Bereich auch die Kompetenz der Universität.
Im diesjährigen Hochschul-Ranking belegt sie in der Betriebswirtschaftslehre weiterhin den ersten Rang. Im Fach Wirtschaftsinformatik reichte es immerhin für Platz zwei, in der VWL für den vierten Rang. Eine weitere TopTen-Platzierung schaffte sie im Bereich Informatik – Platz sechs.
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH Aachen)
Obwohl die RWTH Aachen in gleich drei Disziplinen (Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau) ihren Spitzenplatz ans KIT abgeben muss, gehört sie weiterhin zu den Top-Hochschulen Deutschlands. Das ist auch der Anspruch der RWTH Aachen, die als eine der wenigen deutschen Elite-Unis gilt. Mit ihrem Zukunftskonzept „RWTH 2020“ hat sie sich zum Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahrzehnts eine der weltweit besten „integrierten interdisziplinären technischen Hochschulen“ zu werden. Diese Anstrengungen fördert die Bundesregierung mit ihrer Exzellenz-Initiative. Neben den zweiten Plätzen in Informatik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen, konnten die Aachener in Elektrotechnik und den Naturwissenschaften die Konkurrenz hinter sich lassen.
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Die Uni Karlsruhe war die Informatik-Pionierin unter den deutschen Hochschulen. 1969 etablierte sie als erste deutsche Hochschule einen Informatik-Diplomstudiengang. Drei Jahre später entstand in Karlsruhe die erste deutsche Fakultät für Informatik. Das zahlt sich nun aus. In diesem Jahr kann das KIT sowohl in der Informatik als auch im Maschinenbau und im Wirtschaftsingenieurwesen den ersten Rang für sich beanspruchen. Und ist damit in den technischen Studiengängen der absolute Spitzenreiter, sogar vor dem langjährigen Erstplatzierten, der RWTH Aachen. Ihr muss sich das KIT 2014 nur noch in den Fächern Elektrotechnik und Naturwissenschaften geschlagen geben. Dort erreichten die Karlsruher die Plätze zwei und acht.
Denn Wissen kann verloren gehen. Oder genauer gesagt: Wissen, egal ob auf Pergament, Papier oder auf Servern gespeichert, bleibt tote Materie, wenn es sich nicht mehr durch Menschen in Geist verwandelt. Und dann wird aus einer Wissensgesellschaft ganz schnell eine Unwissensgesellschaft.
Das passierte im weltgeschichtlichen Maßstab bereits mindestens einmal, nämlich beim Übergang von der Antike ins frühe Mittelalter. Mit dem Zusammenbruch des Römischen Reiches gingen nicht nur praktische Kulturtechniken verloren, wie zum Beispiel das Wissen um die Herstellung von Dachziegeln. Viele Menschen des 6. Jahrhunderts lebten in Strohhütten, während die einstigen Städte mit Fußbodenheizungen und Abwassersystemen zu Ruinen verfielen.





Aber viel wichtiger: Gleichzeitig schloss in Athen im Jahre 529 der oströmische Kaiser Justinian die Platonische Akademie, in der bis dahin das Erbe der klassischen griechischen Denker gepflegt wurde. Diese banausische Untat im Namen des Christentums gilt vielen Historikern als die Geburtsstunde des „finsteren“ Mittelalters. Unzählige Bücher wurden in den folgenden Jahrhunderten schlicht vergessen, weil sie niemand mehr las.
Der Niedergang des Wissens ist aber leider nicht nur ein historisches Phänomen, sondern höchst aktuell.
Wissen als Ware
Zwar schließen wir keine Hochschulen und vernichten keine Bücher. Im Gegenteil, wir veröffentlichen sogar immer mehr. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels meldete 1951 nur 10.149 Erstauflagen, 2013 waren es 81.919 neue Bücher. Bei nur leicht gestiegener Bevölkerung hat sich das Angebot an Büchern verachtfacht.
Selbst wenn, wie es bei der „Stiftung Lesen“ heißt, die mit Lesen verbrachte Zeit der Deutschen nicht weniger geworden ist, so ist doch die Aufnahmefähigkeit für das durchschnittliche Buch auf einen Bruchteil reduziert worden. Kurz: Wir häufen Wissen an, das allein durch seine schiere Menge einer inflationären Entwertung unterliegt, und stets von sofortigem Vergessen bedroht ist.
Die Fragmentierung des Wissens in immer stärker spezialisierte Wissensgebiete geht, wie Burke feststellt, mit dem wachsenden Verlangen nach immer schnellerer Zufuhr von Wissen einher. Allein das führt schon zu einer Trivialisierung und Entwertung des Wissens. Vor allem aber: Wir würdigen Wissensinhalte zur Ware und zum ökonomischen Produktionsfaktor in der so genannten Wissenswirtschaft herab.
Die besten Universitäten 2014 nach Studiengang
Informatik | ||
Rang | Universität | Prozent |
1 | Karlsruhe (KIT) | 19,8 |
2 | Aachen (RWTH) | 18,8 |
3 | München (TU) | 17,7 |
4 | Darmstadt (TU) | 15,6 |
5 | Berlin (TU) | 14,6 |
6 | Dresden (TU) | 11,5 |
6 | Mannheim | 11,5 |
8 | Kaiserslautern (TU) | 8,3 |
8 | Stuttgart | 8,3 |
10 | Chemnitz (TU) | 7,3 |
10 | Ilmenau (TU) | 7,3 |
An der Umfrage beteiligten sich 571 Personaler; Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich
Maschinenbau | ||
Rang | Universität | Prozent |
1 | Karlsruhe (KIT) | 43,9 |
2 | Aachen (RWTH) | 39,4 |
3 | Darmstadt (TU) | 25,8 |
3 | Kaiserslautern (TU) | 25,8 |
5 | München (TU) | 22,7 |
6 | Stuttgart | 21,2 |
7 | Berlin (TU) | 19,7 |
8 | Dresden (TU) | 18,2 |
9 | Braunschweig (TU) | 16,7 |
9 | Ilmenau (TU) | 16,7 |
9 | Dortmund (TU) | 16,7 |
Betriebswirtschaftslehre | ||
Rang | Universität | Prozent |
1 | Mannheim | 45,6 |
2 | München (LMU) | 27,8 |
3 | Köln | 26,6 |
4 | Vallendar (WHU) | 21,5 |
5 | Münster | 16,5 |
5 | Frankfurt am Main | 15,2 |
7 | Hohenheim | 15,2 |
7 | Östrich-Winkel (EBS) | 15,2 |
9 | Berlin (ESCP Europe) | 13,9 |
9 | Berlin (HU) | 13,9 |
9 | Frankfurt (School of Finance & Management) | 13,9 |
9 | Leipzig (HHL) | 13,9 |
Wirtschaftsinformatik | ||
Rang | Universität | Prozent |
1 | Darmstadt (TU) | 19,5 |
2 | München (TU) | 14,3 |
2 | Mannheim | 14,3 |
4 | Dresden (TU) | 13 |
5 | Köln | 11,7 |
6 | Chemnitz (TU) | 9,1 |
7 | Hohenheim / Stuttgart | 7,8 |
7 | Ilmenau (TU) | 7,8 |
9 | Saarbrücken | 6,5 |
9 | Hamburg | 6,5 |
9 | Paderborn | 6,5 |
9 | Augsburg | 6,5 |
Elektrotechnik | ||
Rang | Universität | Prozent |
1 | Aachen (RWTH) | 37,1 |
2 | Karlsruhe (KIT) | 29 |
3 | Darmstadt (TU) | 27,4 |
4 | München (TU) | 25,8 |
5 | Kaiserslautern (TU) | 19,4 |
6 | Berlin (TU) | 17,7 |
7 | Dresden (TU) | 14,5 |
8 | Stuttgart | 12,9 |
9 | Dortmund (TU) | 9,7 |
10 | Braunschweig (TU) | 8,1 |
Volkswirtschaftslehre | ||
Rang | Universität | Prozent |
1 | Frankfurt am Main | 24,7 |
2 | Köln | 23,5 |
3 | München (LMU) | 21,5 |
4 | Mannheim | 18,6 |
5 | Bonn | 17,7 |
6 | Berlin (HU) | 16,3 |
7 | Göttingen | 13,9 |
8 | Konstanz | 11,4 |
9 | Heidelberg | 9,3 |
9 | Berlin (FU) | 9,3 |
Naturwissenschaften | ||
Rang | Universität | Prozent |
1 | Aachen (RWTH) | 29,3 |
2 | Berlin (TU) | 24,4 |
3 | München (LMU) | 22 |
4 | Berlin (HU) | 19,5 |
5 | Frankfurt am Main | 17,1 |
5 | Heidelberg | 17,1 |
5 | München (TU) | 17,1 |
8 | Karlsruhe (KIT) | 14,6 |
8 | Mainz | 14,6 |
10 | Berlin (FU) | 12,2 |
Wirtschaftsingenieurwesen | ||
Rang | Universität | Prozent |
1 | Karlsruhe (KIT) | 50,7 |
2 | Aachen (RWTH) | 49,3 |
3 | Darmstadt (TU) | 33,3 |
4 | Berlin (TU) | 30,7 |
5 | Dresden (TU) | 20 |
6 | Hamburg-Harburg (TU) | 18,7 |
7 | Kaiserslautern (TU) | 13,3 |
7 | Braunschweig (TU) | 13,3 |
9 | Erlangen-Nürnberg | 10,7 |
9 | Ilmenau (TU) | 10,7 |
In den Unternehmen ist dieses "Zur-Ware-werden" unter dem Schlagwort „Wissensmanagement“ am weitesten fortgeschritten. Es wird nicht mehr von Menschen geistig aufgenommen, sondern verwaltet wie ein Warenlager, völlig losgelöst vom persönlichen Erleben. Der Frankfurter Ökonom Bertram Schefold konstatiert in unserer angeblichen Wissensgesellschaft die falsche Grundannahme, dass „alles Wissen, alle persönliche Bildung, alle kulturelle Hervorbringung auf individuelle Konsumierbarkeit zurückzuführen“ sei.
Längst hat diese Wissensfremdheit und –feindschaft auf die Institutionen der Wissenserzeugung und –weitergabe selbst übergegriffen, nämlich auf Schulen und Hochschulen. Einmal ist hier die Übernahme von Managementmethoden zu nennen, die die Gefahr mit sich bringen, dass ökonomische Ziele den eigentlichen Auftrag der Wissenschaft – Wissen zu schaffen und weiterzugeben – völlig in den Hintergrund treten lassen.
Noch nachhaltiger sind aber die Folgen dessen, was unter dem Banner der Kompetenzorientierung derzeit geschieht. Es geht um nichts anderes als die Vertreibung des Wissens und sein Ersatz durch das Können. Alle Lehrpläne an deutschen Schulen und auch Curricula an Hochschulen werden seit einigen Jahren mit Hilfe des Zauberworts der Kompetenzorientierung „entrümpelt“.
Dieses Wort „Entrümpeln“, das in bildungspolitischen Diskussionen immer wieder fällt, erinnert nicht umsonst an das Auflösen einer Bibliothek. Es zeigt, dass nach Ansicht der Vertreter der Kompetenzorientierung das meiste, was man bislang glaubte lehren und wissen zu müssen, hinfällig geworden ist.
Kompetente Wenigwisser
Anstelle des angeblich unnützen Wissens sollen Kompetenzen, also Fähigkeiten, erworben werden, die unmittelbar auf die zu lösenden Probleme der künftigen Arbeitsmarktteilnehmer anzuwenden sind. Der Kompetenzbegriff eröffnete den Autoren der Lehr- und Studienpläne ein unendlich weites Feld der Beliebigkeit.
Immer neue Kompetenzen – im Schweizer Lehrplan 21 sind es nicht weniger als 4500 verschiedene – werden dem Schüler abverlangt. Allein im Philosophieunterricht beginnt das mit der Reflexionskompetenz, dazu kommt dann die "phänomenologische Kompetenz" und als Krönung die Handlungskompetenz.
Wenn zwischendurch auch mal von Sachkompetenz die Rede ist, so heißt das nicht, dass der Schüler irgendetwas wirklich wissen muss. Inhalte, also zum Beispiel die Lehren eines bestimmten Philosophen, sind stets nur als Beispiel zu nutzen, an dem der Schüler seine Kompetenz zeigen soll.
Das bedeutet also in der Konsequenz den Verzicht auf jegliches verbindliche Wissen. Die Reflexionskompetenz lässt sich schließlich an einem Text von Marx genauso demonstrieren wie an einem von Schumpeter. Aber heißt das, dass es egal ist, ob Schüler heute Marx oder Schumpeter lesen sollen?
„333 bei Issos Keilerei“. Der Merkspruch von Generationen deutscher Gymnasiasten wird heutigen Schülern vermutlich unbekannt bleiben und bald nicht einmal mehr eine Anekdote sein. Man kann nun fragen: Ist das nicht wurscht? Einmal „Issos“ oder „333 vor Christus“ in die Suchmaske von Google eingeben, schon erfährt jeder ganz ohne Paukerei, wie das Heer Alexanders des Großen die Perser unter Dareios in Kleinasien in die Flucht schlug.
Nur, was hilft der Wikipedia-Eintrag demjenigen, der noch nie etwas von Alexander, Dareios, Makedonen und Persern gehört hat? Jeder Satz des Eintrags wird ihn nur zusätzlich verwirren.
Das gilt natürlich auch für alle anderen Wissensgebiete: Ohne ein Skelett an Faktenwissen ist es gar nicht möglich, sich über Detailwissen zu informieren.
Hochschule
Die kompetenten jungen Menschen, die aus dem neuen kompetenzorientierten Bildungssystem hervorgehen, werden also, steht zu befürchten, solche sein, die wenig wissen, aber viele konkrete Probleme lösen zu können glauben.
Dass sie dadurch zu produktiveren Arbeitskräften werden, kann man hoffen - aber auch bezweifeln. Nicht zu bezweifeln ist, dass ein Mensch, der wenig weiß, eher glaubt, was ihm gesagt wird, weil kritisches Denken ohne Wissen kaum möglich ist.
Eine Gesellschaft des Unwissens, auf die wir möglicherweise zusteuern, droht damit auch eine Gesellschaft der Unmündigkeit zu werden.