Heißt also, dass das Lernen verflacht wird?
Ja. Die vielfach beklagte Niveauabsenkung ist die unabwendbare Folge dieses Denkens. Diese Art von Umgang mit Inhalten ist nicht nur grob fahrlässig, sondern eine reine Unsinnigkeit. Wenn es nur noch darum geht, eine für das alltägliche oder berufliche Leben brauchbare Kompetenz zu erwerben, verschwinden viele Inhalte oder gar ganze Fächer – wie beispielsweise die alten Sprachen – von selbst, da sie dieser Prämisse eben nicht folgen.
Ein wichtiger Grund für die Kompetenzorientierung in der Schule sind die PISA-Studien und die dort festgestellte angeblich schlechten Leistungen deutscher Schüler...
PISA war der demokratisch nicht legitimierte normgebende Angriff auf das bis dahin im deutschsprachigen Raum mehr auf Allgemeinbildung Wert legende Bildungssystem, das einer langen europäischen und besonders deutschen Bildungstradition entsprach, die interessanterweise heute noch für viele Länder als Vorbild gilt.
Normgebend auch deshalb, weil die PISA-Studien keinesfalls die geltenden Lehrpläne in irgendeiner Form berücksichtigen, sondern angeblich Kompetenzen abprüfen, in denen halt problemorientierte Anwendungen, notfalls auch Scheinanwendungen vorgeben werden, die oftmals durch Lesekompetenz und geschickten Umgang mit Multiple-Choice-Verfahren nach dem „Wer wird Millionär“ Ausschlussprinzip erfolgreich zu lösen sind.
Können Sie diese PISA-Aufgaben lösen?
An Manuelas Schule führt der Physiklehrer Tests durch, bei denen 100 Punkte zu erreichen sind. Manuela hat bei ihren ersten vier Physiktests durchschnittlich 60 Punkte erreicht. Beim fünften Test erreichte sie 80 Punkte. Was ist Manuelas Punktedurchschnitt in Physik nach allen fünf Tests?
a) 64 Punkte
b) 72 Punkte
c) 68 Punkte
Fünf Seiten eines Würfels von drei Zentimetern Kantenlänge werden rot angestrichen, die sechste Fläche bleibt ohne Anstrich. Wie viel Prozent der Würfeloberfläche sind rot?
a) Etwa 60 Prozent
b) Etwa 83 Prozent
Wie tief ist der Tschadsee heute?
a) Etwa 15 Meter
b) Etwa fünfzig Meter
c) Etwa zwei Meter
Wie verändert sich das Gewicht auf der Waage wenn man beim Wiegen schwungvoll in die Knie geht?
a) Es ändert sich gar nichts an der Gewichtsangabe
b) Das Gewicht wird für diesen Moment höher angezeigt
c) Das Gewicht wird kurzzeitig geringer angezeigt
Die Temperatur im Grand Canyon reicht von unter 0 Grad bis über 40 Grad. Obwohl es sich um eine Wüstengegend handelt, gibt es in einigen Felsspalten Wasser. Wie beschleunigen diese Temperaturschwankungen und das Wasser in den Felsspalten die Zersetzung des Gesteins?
a) Gefrierendes Wasser dehnt sich in Felsspalten aus
b) Gefrierendes Wasser löst warmes Gestein auf
c) Wasser kittet Gestein zusammen
Wie wirkt es sich aus, wenn Sie eine dunkle Sonnenbrille ohne UV-Schutz tragen?
a) Es gelangen mehr UV-Strahlen ins Auge als ohne Brille.
b) Es gelangen weniger UV-Strahlen ins Auge als ohne Brille.
c) Es gelangen genau so viele UV-Strahlen ins Auge wie ohne Brille.
Frage 1: a
Frage 2: b
Frage 3: c
Frage 4: c
Frage 5: a
Frage 6: a
Warum konzentriert man sich dann auf Kompetenzen statt Inhalte, wenn dadurch bloßes Auswendiglernen und raten gefördert wird?
Es geht darum, neue vereinheitlichte fachliche Lehrpläne, welche die Fachstruktur der Fächer berücksichtigen, für alle verpflichtend vorzugeben. Im Sinne des exemplarischen Lernens muss darauf geachtet werden, dass die ehemalige unübersehbare Vielfalt von aufgezählten Fachinhalten sich auf tatsächliche Kerninhalte des Faches und der Fachstrukturen konzentriert, um auch die Anschlussfähigkeit an ein Hochschulstudium zu gewährleisten. Diese Kerninhalte sind dann von jedem Schüler nachzuweisen und die Basis von Zentralabiturarbeiten, in denen nicht wie heute in vielen westlichen Bundesländern Lesekompetenz ausreicht, um die bereits im Informationsmaterial mitgegebenen Lösungen nur auffinden zu müssen.
Was junge Deutsche über unsere Geschichte zu wissen glauben
40 Prozent der Jugendlichen mussten diese Frage mit "nein" beantworten. Das ist das Ergebnis einer Studie des Forschungsverbundes SED-Staat von der Freien Universität Berlin.
Ebenfalls 50 Prozent glauben nicht, dass das Dritte Reich eine Diktatur war. Unter jugendlichen Migranten bewerten sogar 40 Prozent das damalige Regime positiv oder neutral.
50 Prozent der befragten Teilnehmer konnten diese Frage richtig beantworten: Der Beginn des Mauerbaus in Berlin. 31 Prozent dachten bei Nennung dieses Datums an ein anderes wichtiges politisches Ereignis der sechziger Jahre (bei der Fragestellung wurde zur Auswahl vorgegeben: Mauerbau, Kuba-Krise, Weltraumflug Juri Gagarins, Rücktritt Konrad Adenauers). Jeder fünfte Deutsche (19 Prozent) sieht sich nicht in der Lage, dem Datum "13. August 1961" eines der genannten Ereignisse zuzuordnen.
Mit dem Bau der der Berliner Mauer sollte die massenhafte Flucht in Richtung West unterbunden werden um so den Zusammenbruch des DDR-Systems zu verhindern. 22 Prozent der vom Forschungsverbund SED-Staat Befragten antwortete allerdings, dass die DDR-Führung mit dem Mauerbau die Einmischung des Westens in die Angelegenheiten der DDR unterbinden und damit den West-Ost-Konflikt entschärfen wollte. Einige Jugendliche hätten sogar behauptet, der Westen hätte die Mauer gebaut, um Armutsflüchtlinge aus dem Osten abzuwehren.
Zwar führte die Deutsche Demokratische Republik (DDR) das Wort Demokratie im Namen, demokratisch legitimiert war sie jedoch nicht. Laut Umfrage glaubte jedoch jeder dritte in Ostdeutsche, dass die DDR eine Demokratie gewesen sei. Im Westen dachte das jeder Vierte.
Immerhin 50 Prozent der Befragten sagten, dass es sich bei der alten Bundesrepublik um eine Demokratie gehandelt hat.
Wer lesen kann, bekommt das Abitur?
Schauen Sie sich die neue Lernkultur in Baden-Württemberg oder die bereits vorhandene Realität der Konzepte der Stadtteilschulen in Hamburg an. Oberstes Ziel ist, dass alle unabhängig ihrer individuellen Voraussetzungen in einer Klasse zusammenhocken. Wem ist damit geholfen? Das ausgegebene Ziel einer radikalen inklusiven Pädagogik dann auch ist die Abschaffung des gegliederten Schulsystems und die Einführung einer Einheitsschule für alle für die zunehmend heterogene Schülerschaft, der man mit einer Individualisierung von Unterricht begegnen will, ein Konzept, dass nicht nur im gesamten anglo-amerikanischen Raum längst als gescheitert gilt, wie wissenschaftliche Studien eindeutig belegen.