Bildungskatastrophe Deutschland So lächerlich sind Mathe-Prüfungen in NRW

Anfang 2016 testete die Düsseldorfer Landesregierung den Lernstand von Achtklässlern. Die Aufgaben waren zum großen Teil geradezu lächerlich einfach. Die Bildungspolitik betrügt sich selbst.

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Striche zählen und Werte ablesen

Striche abzählen. Damit dürfte ein durchschnittlich begabter Zweitklässler nicht überfordert sein. In Nordrhein-Westfalen fragt man mit dieser anspruchslosen Aufgabe den „Lernstand“ von Achtklässlern ab. Also 13- bis 14-Jährige, die drei Jahre später eine Berufsausbildung beginnen sollen.

Wie niedrig die Ansprüche sind, die man in Düsseldorf an die Kompetenzen der Landeskinder stellt, zeigen auch viele andere Aufgaben. Wer lesen kann und Augen im Kopf hat, findet die Lösungen meist schon im Aufgabentext oder in mitgelieferten Grafiken.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung will wie andere Landesregierungen wissen, was die Schüler in ihrem Bundesland können. Zumindest gibt sie das vor. Denn ihre Ansprüche an die vor wenigen Tagen in den Realschulen des Landes getesteten Schüler der achten Klassen sind so bescheiden, dass sie kaum Aufschluss über die tatsächlichen Fähigkeiten der Kinder geben.

Können Sie diese PISA-Aufgaben lösen?

Das erfolgreiche Abschneiden aller Schüler hat ganz offensichtlich Vorrang. Der Verdacht drängt sich auf, dass der Sinn der alljährlichen Lernstandserhebungen weniger der Sicherung der tatsächlichen Qualität des Unterrichts dient, sondern in erster Linie der Dokumentation des angeblichen Erfolgs der Bildungspolitik.

Lernstandserhebungen laufen ähnlich ab wie normale Klassenarbeiten. Die Aufgaben werden als "diagnostische Testinstrumente" vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) im Auftrag der Länder erstellt. Die Ergebnisse gehen nicht in die Benotung des einzelnen Schülers ein, sondern in die Statistiken der Landesministerien.

Lernstandserhebungen sind eine Reaktion auf den „PISA-Schock“ von 2000. Die Vergleichsstudien der OECD hatten damals einen angeblichen Rückstand der Kompetenzen deutscher Schüler gezeigt. Bildungspolitiker sprechen seither von einer so genannten "empirischen Wende": Die tatsächlich erreichten Ergebnisse des Unterrichts, im Bildungsexpertenjargon „Wirkungsqualität“ genannt, sollen also die Steuerung des Bildungssystems entscheidend beeinflussen.

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