Bildungssystem Eltern sorgen sich um ihre Schulkinder

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Elternangst: Ohne Abitur hat mein Kind keine Chance

Wie die Studie zeigt, sind vor allem Eltern aus der sozialen Mittelschicht der Meinung, dass ihre Kinder ohne Abitur schlechte bis kaum Chancen auf eine gute Berufsausbildung haben werden. Quelle: dpa

Eltern sei die Bedeutung der Bildung ihrer Kinder für den späteren Lebens- und Berufsweg ebenso bewusst wie die Tendenz zur Höherqualifizierung. Dies gilt für Eltern aller Milieus und auch für diejenigen mit Migrationshintergrund, heißt es in der Studie. Kein Wunder also, dass sich Eltern – wie hier aus der Studie zitiert –für ihre Kinder den höchstmöglichen Abschluss wünschen: „Also, wenn man kein Abi hat, dann hat man es heute schon ganz schön schwer und ich glaube, das wird auch noch zunehmen bei der Berufswahl oder Ausbildungsplatz“, zitiert die Studie ein Elternteil.

Vor allem die Eltern in der Mitte der Gesellschaft setzen auf das Abitur als einzigen Bildungsmaßstab. In den unteren sozialen Milieus werden hingegen geringere Anforderungen gestellt, da Schule hier eher als Vermittlerin von Grundkenntnissen für die später folgende praktische Berufsausbildung gesehen wird.

Unzufrieden mit der Schule scheinen aber alle Eltern zu sein, egal in welchen Verhältnissen sie leben. Die Mehrheit der Eltern will die Persönlichkeit des eigenen Kindes stärken und es individuell gefördert sehen. Die Schule, die in den Augen der Eltern eher eine „Lernstoffvermittlungsagentur“ sei, so die Studie, würde auf diese Wünsche nicht eingehen.

Nur die Leistung zählt

Eltern befürchten eine Ausrichtung rein auf Leistung, die der Persönlichkeit des eigenen Nachwuchses schade: „Wenn ich sehe, wie die Kinder nach Hause kommen und welchem Druck sie standhalten müssen, da frage ich mich eigentlich immer mehr, muss das eigentlich so sein und wo ist die Kindheit?“ fragt etwa ein Elternteil. „Der Wunsch nach Förderung von Potenzialen wird zunehmend durch ein Fördern von Leistung in der Schule zurückgedrängt“, ergänzt die Autorin.

Die Folge für die Eltern: Sie sind in der Position ihre Kinder zu mehr Leistung anzutreiben, obwohl ihnen selbst nicht klar ist, wie sie das umsetzen sollen. Dort entsteht dann der Unmut vieler Väter und Mütter: Durch Aussagen von Lehrern wie „Sie müssen mit Ihrem Kind täglich üben – sonst hat es keine Chance!“ oder „Sie sollten die Hausaufgaben täglich überprüfen – das müssen Sie schon tun!“ fühlen sich Eltern für den Schulerfolg ihrer Kinder zunehmend verantwortlich. Sie haben das Gefühl von den Lehrern dazu gedrängt zu werden, einen Teil der schulischen Arbeit zu übernehmen.

Das trifft vor allem auf Eltern aus der Mitte der Gesellschaft zu, so die Studie. Für sie setzt eine gute Note ihres Kindes mittlerweile voraus, dass die Kinder sich zusätzlichen Stoff aneignen – und das geht zumeist nur durch Hilfe aus der Familie oder eines Nachhilfelehrers.

Während Eltern der sozialen Mitte das Üben dann häufig selbst in die Hand nehmen, bleiben Kinder am unteren Rand häufig auf sich alleine gestellt. Eltern sehen hier zumeist die Verantwortung weiterhin bei der Schule ohne eigene Konsequenzen zu ziehen, heißt es in der Studie.

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