Die obersten 0,1 Prozent Wen Eliteunis wirklich nach oben bringen

Elite-Unis: Wen sie wirklich nach oben bringen Quelle: dpa

Wer ins Topmanagement will, muss angeblich an einer Eliteuniversität studieren. Eine neue Studie zeigt jedoch: An der Eliteuni wird nur eine bestimmte Gruppe nach oben gespült – und nur die häuft später Reichtum an.

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Ein Sportlehrer wedelt mit einem 100-Dollar-Schein vor seinen Schülern herum. Wer es als Erster über die Ziellinie schafft, darf das Geld behalten. Doch anstatt die Schüler gegeneinander rennen zu lassen, stellt er ihnen Fragen: „Sind Eure Eltern noch zusammen? Hattet ihr immer Guthaben auf eurem Handy?“ Bei jeder Zustimmung dürfen die Schüler zwei Schritte nach vorne machen.

Die Szene stammt aus dem Video eines amerikanischen Sportlehrers, das er im Jahr 2017 ins Internet stellte. Wo und warum der Film entstanden ist? Unklar. Fakt ist: Das Video wurde seitdem tausendfach geklickt und weitergeleitet – denn es macht bildlich klar, dass Afroamerikaner immer noch unterprivilegiert sind. Nach wenigen Fragen stehen die farbigen Schüler immer noch an der Startlinie, während die Weißen schon fast im Ziel sind. „Eure Position hat nichts mit Euren Entscheidungen zu tun, sie wurden für Euch getroffen“, sagt der Lehrer in dem Video, „Eure Chancen, den 100-Dollar-Schein zu ergattern, sind nun mal unfair verteilt.“

Der 100-Dollar-Schein in dem Video steht sinnbildlich für den amerikanischen Traum. Die Besten kommen nach ganz oben, verdienen genug Geld und müssen sich keine Gedanken machen über unbezahlte Rechnungen. Und das Ticket zu dieser Welt ist der Abschluss einer Eliteuniversität. Zumindest werben vor allem die amerikanischen Unis damit, dass ihre Absolventen hinterher in der gesellschaftlichen Hackordnung ganz weit oben stehen. Aber halten sie dieses Versprechen tatsächlich ein?

Dieser Frage widmete sich Seth Zimmerman, Assistenzprofessor für Ökonomie an der Universität von Chicago. Und in seiner Studie, die jetzt im renommierten Fachjournal „American Economic Review“ erschienen ist, fand er eine Antwort. Um es vorwegzunehmen: Ja, Eliteuniversitäten sind tatsächlich das sprichwörtliche Sprungbrett in die Chefetage – allerdings nur für einen speziellen Teil der Absolventen.

Zimmerman untersuchte für seine Studie Daten chilenischer Studenten aus den Jahren 1980 bis 2001. Dabei konzentrierte er sich auf Jura, BWL und Ingenieurswesen, weil die Absolventen dieser Fächer meistens einen gut dotierten Job in der Wirtschaft anstreben. Anschließend analysierte er, welche Absolventen zwischen 2005 und 2013 auf den Chefposten der chilenischen Wirtschaft gelandet waren und wie viel Geld sie verdienten.

Und dabei stellte Zimmerman fest: Die Absolventen teurer Eliteunis verdienten tatsächlich überdurchschnittlich gut. Von 10.220 Führungspersönlichkeiten stammten nahezu 25 Prozent von einer der beiden Eliteuniversitäten des Landes. Ihr Durchschnittsgehalt lag bei 330.000 US-Dollar jährlich. Zum Vergleich: Das Durchschnittsgehalt in Chile lag 2010 bei 12.000 US-Dollar pro Jahr.

Doch je elitärer der Kreis, desto entscheidender war ein anderes Kriterium. Das oberste 0,1 Prozent verdiente im Schnitt 530.000 US-Dollar pro Jahr, während 0,01 Prozent der Chefs sogar mehr als 1,3 Millionen Dollar jährlich mit nach Hause nahm. Aber in diesen exklusiven Zirkel schaffte es nach dem Studium lediglich eine Gruppe: Männer, die als Kind eine Privatschule besucht hatten. Alle übrigen Männer und Frauen, die ihre Hochschulreife an einer staatlichen Schule gemacht hatten, ergatterten selbst mit dem Diplom einer Eliteuniversität keinen Spitzenjob.

Nun hatten die jungen Männer, die vor der Uni auf einer Privatschule waren, keineswegs bessere Noten. Die Frauen schnitten bei den Prüfungen sogar am besten ab. Zimmerman vermutet, dass es stattdessen am viel zitierten Vitamin B liegt. Bereits mit dem Besuch der Privatschule bildeten die Männer ein soziales Netzwerk, das während des Studiums gefestigt wurde – und dieser Boys-Club brachte sie hinterher ganz nach oben.

Auch wenn sich die Untersuchung auf Chile bezieht, ist sie laut Zimmerman auf andere Industrienationen übertragbar. Entscheidend sei, dass ein Land über Eliteschulen und -universitäten verfügt, mit hohen Zugangshürden und teuren Studiengebühren.

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