Spätestens wenn die Temperaturen steigen und die Kleidung knapper wird, rückt der Dresscode an Schulen in das Allgemeine Interesse. Was früher lediglich eine Diskussion zwischen Jugendlichen und deren Eltern war, die häufig mit dem Satz „So gehst du nicht vor die Tür“ beendet wurde, ist spätestens seit dem Jahr 2003 Gegenstand der öffentlichen Diskussion. Damals erschien in Niedersachsen eine 13-jährige Schülerin nur mit einem Bustier bekleidet zum Unterricht. Der Direktorin der Schule war das zu gewagt. Seitdem wird regelmäßig in Schulen, an Elternabenden, aber auch in den Medien diskutiert, wie viel Haut auf dem Schulhof sichtbar sein darf.
"Aufreizende Kleidung" immer wieder ein Thema
„Körperinszenierung funktioniert bei Jugendlichen über Kleidung und wie viel Haut sie zeigen. Da gehört das peinliche Muscle-Shirt aus den Achtzigerjahren bei den Jungen genauso dazu wie das enge bauchfreie Top bei den Mädchen“, weiß Heinz Reinders, Professor am Lehrstuhl für Empirische Bildungsforschung an der Universität Würzburg. So lange es junge Menschen gibt, werden sich die älteren Semester also mit der Kleidungsfrage auseinandersetzen müssen.
In den USA wird die Diskussion ebenfalls rigide geführt. Regelmäßig schreiben erboste Eltern offene Briefe an Schulen und Zeitungen, weil ihre Kinder wegen unangemessener Kleidung vom Unterricht ausgeschlossen werden. Und auch in den sozialen Medien echauffieren sich Betroffene, wenn Zehnjährige wegen vermeintlich aufreizender Kleidung zum Umziehen nach Hause geschickt werden. Für das Urteil „zu aufreizend“ reicht amerikanischen Lehrern oftmals schon ein schulterfreies Kleid oder eine enge Hose.
Today, my sister was sent home from school for wearing the clothes in the picture below. And I'm sorry but I have to...
Posted by Erica Alyse Edgerly on Donnerstag, 2. April 2015
An der amerikanischen Haven Middle School in Evanston im US-Bundesstaat Illinois sind Leggins für Mädchen deshalb gleich ganz verboten – sie würden die Jungen vom Lernen ablenken. Außerdem müssen kurze Hosen, Röcke und Kleider eine im Schuldresscode vorgeschriebene Länge haben, Oberteile müssen die Gürtellinie überdecken.
Deutsche Schüler wünschen sich selbst Dresscodes
In Deutschland ist es noch nicht so weit, dass Lehrer wieder mit dem Lineal kontrollieren, ob der Rock auch lang genug ist und züchtig das Knie bedeckt. Dagegen stören sich mittlerweile immer öfter Schüler am Outfit ihrer Altersgenossen. Zuletzt führte ein Gymnasium in Würzburg eine Kleiderordnung ein, die von einer Arbeitsgruppe von etwa 70 Schülerinnen und Schülern erdacht worden ist.
Was der Dresscode am Würzburger Gymnasium vorschreibt
Oberteile mit Aufschriften oder Abbildungen, die Drogen, Gewalt, Alkohol oder Ähnliches verherrlichen bzw. rassistische, sexistische oder diskriminierende Botschaften aufweisen, sind ein absolutes No-go!
Quelle: Deutschhaus-Gymnasium http://www.deutschhaus.de/schueler/dresscode/
Verzichte auf transparente Oberteile, es sei denn, du trägst eine Art T-Shirt darunter!
Gezielt an Mädchen richtet sich diese Aufforderung: Auch wenn dein Bauchnabel ein echter Hingucker ist, solltest du ihn nicht in der Schulöffentlichkeit präsentieren!
Beim Tragen eines Rockes oder einer kurzen Hose solltest du darauf achten, dass du dich unbeschwert bücken oder hinsetzen kannst, ohne zu tiefe Einblicke zu gewähren!
Wichtig bei tief ausgeschnittenen Tank-Tops: Trage darunter ein enganliegendes T-Shirt oder ein Bandeau!
Mädchen sollen außerdem darauf achten, „dass keine Unterwäsche zu sehen ist.“
Leggins und Strumpfhosen solltest du mit längeren Oberteilen kombinieren!
Im Unterricht solltest du auf eine Kopfbedeckung verzichten!
Auch Jungs sollen nicht zu viel Haut zeigen: Wähle nicht zu weit ausgeschnittene Tank-Tops (Brustwarzen sollten nicht zu sehen sein!)
Achte darauf, dass die Hose so sitzt, dass an deine Unterhose nicht sehen kann.
„Es ist von den Schulen sehr klug, die Schüler da miteinzubeziehen, so wird eher akzeptiert, was vorgegeben wird“, beurteilt Reinders das Vorgehen. Er weist aber auch darauf hin, dass es sich bei solchen Dresscodes nicht um ein Massenphänomen, sondern um singuläre Fälle handelt. Er sagt: „Schulen regeln Dresscodes oft eher unter der Hand, in dem Lehrer Schüler auf ihre Kleidung ansprechen oder die Kleiderordnung beim Elternabend thematisieren.“